Verliebt und Vergessen?

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Nach einigen traurigen Monaten offenbarte sich der Grund für Lillith's miserablen Zustand – sie war schwanger. Abgesehen von ihren Freundinnen wusste es niemand weiter. Ihr Bauch ließ sich allerdings bald nicht mehr verstecken, weshalb sie nun ein klärendes Gespräch mit Theodred suchen sollte, der ihre Hochzeit fleißig plante. In 10 Tagen sollte es soweit sein. Lyrann hatte einen guten Draht zum Prinzen und ermutigte Lil, mit ihm zu sprechen. „Ich begleite dich, wenn du möchtest."

Dankbar nahm die Adlige die angebotene Hilfe an. Sie bat Lyrann den Prinzen in den Garten zu bringen und dort auf sie zu treffen. Unruhig lief Lil auf und ab, immer ihre Hand auf dem Bauch liegend. „Lillith, was willst du mit mir besprechen?" fragte Theodred nahezu besorgt. Seine unfreiwillig Verlobte legte die Hand auf ihren gewölbten Bauch. „Ich bin schwanger. Es ist Eomer's Kind." brachte sie ohne Feingefühl direkt heraus. Sie nahm wenig Rücksicht auf seine Gefühle, wozu auch ... ihn interessierten ja ihre Gefühle auch nicht weiter. Er blieb starr stehen und schaute sie mit offenem Mund an. „Wie weit bist du?" fragte er zerknirscht. Lyrann übernahm das Antworten. Besänftigend legte sie ihre Hand auf seinen Arm. „Sie ist bald im 6. Monat. Es ist zu spät, es als dein Kind zu betiteln." Er schnaufte wütend. „Das ist es wohl. Glückwunsch zu deinem Bastardkind Lillith. Doch das ändert nichts! Ich will dich als meine Frau, meine Prinzessin. Die Hochzeit wird stattfinden und ich werde das Kind anerkennen!" Nun war es Lil, die mit kräftiger Stimme protestierte. „Nein! Es ist Eomer's Kind und es wird nicht als deines anerkannt!" sagte sie entschieden. Ohne ihn zu Wort kommen zu lassen, stapfte sie empört davon.

Gerade wollte Theodred noch etwas hinterher rufen, davon hielt ihn jedoch Lyrann ab.

Der Prinz hatte niemanden, dem er sein Herz ausschütten konnte. Lyrann war so verständnisvoll, dass er sich ihr anvertraute. „Ich habe ein Fehler begannen oder?" fragte er vollkommen aus dem Zusammenhang des Gesprächs. Die junge Frau war darauf nicht gefasst. Berüchtigt für ihre Ehrlichkeit antwortete sie. „Ja. Du hättest sie nicht zur Ehe zwingen sollen. Du hättest ihn nicht verheiraten sollen mit einer Fremden und dann auch noch wegschicken. Du warst ungeduldig Theodred. Du hast dich Hals über Kopf verliebt und wolltest etwas erzwingen. Du hättest allem etwas Zeit geben können. Wer weiß, vielleicht hättest du dich sogar neu verliebt und deinen Schmerz überwunden." Sie gab ihm einen Kuss auf der Wange und folgte ihrer Freundin.

Wie jeden Abend saßen die drei Mädchen um ein Feuer und gaben sich gegenseitig halt. Lillith hing ihren Gedanken nach, Arrian ihrem Heimweh und Lyrann ihrem Herz.

„Meine Lieben, ihr seit mir großartige Freundinnen, doch ich weiß, dass ihr euch nach eurer Familie sehnt. Ich möchte das ihr nach der Hochzeit abreist und vielleicht kommt ihr vor der Geburt wieder." sagte die angehende Prinzessin in die Runde. Überrascht sahen die anderen beiden sie an. In Arrian's Augen sah man Freude, in Lyrann's Zweifel. „Lil ... ich würde gerne bleiben, wenn es dir recht ist." sagte Lyrann schüchtern.

„Ja sicher. Wenn du das gerne möchtest!" Lillith dämmerte es langsam. Im Gegensatz zu ihr, hatte ihre Freundin etwas für den Prinzen übrig. Unfairer weise war es in Ordnung, wenn Männer mit Rang eine Geliebte hatten, doch eine Frau die untreu wäre – lebte nicht lange. Lillith war alles andere als eifersüchtig, nur wehmütig, weil sie auch gerne bei ihrem Liebsten wäre. Würde Lyrann die Geliebte des Prinzen werden, würde er ihr vielleicht mehr Freiraum geben. So viele wenn und abers. Lillith war gespannt was die Zukunft bringen würde. „Ich wünsche euch eine Guten Nacht ihr Lieben." verabschiedete sie sich aus der Runde. In ihrem Gemach angekommen, erwartete sie eine Überraschung. „Theodred?" fragte sie verwundert. „Lillith in ein paar Tagen heiraten wir und du weißt, dass der Beischlaf dazu gehört. Wir sollten uns vielleicht annähern und die Vergangenheit hinter uns lassen. Was geschehen ist, ist geschehen." Er saß auf ihrem Bett in einem leichten Leinenhemd und Hose. Lil verdrehte die Augen und setzte sich zu ihm. „Wir müssen nicht heiraten Theodred. Es liegt in deiner Hand. Du weißt wen ich liebe. Ich weiß, wer dich liebt. Außerdem bringe ich Schande über deine Familie wegen dem Kind – Eomer's Kind." Theodred strich Lillith über den Rücken. „Wie fühlst du dich?" fragte er sanft. Ungläubig sah sie ihn an. „Es geht mir besser, den Umständen entsprechend." Theodred ließ sich in das Kissen neben Lillith fallen.

Lillith legte sich neben ihm. Stillschweigend lagen sie einfach nur da. „Eomer geht's gut." durchbrach Theodred die Stille. „Woher weißt du das?" fragte Lil ungläubig. „Adelind hat auf meinen Wunsch hin Bericht erstattet. Du kannst den Brief gerne lesen. Sie schrieb, dass er sich in seine Arbeit stürzt. Er sei freundlich zu ihr und sie ist guter Hoffnung." Der Schwangeren blieb die Luft weg. Alles in ihr verkrampfte sich. „Bitte geh." quetschte sie mit letzter Luft hervor. Sie brauchte Zeit für sich, um diese unverdauliche Nachricht zu verarbeiten. Doch sie durchschaute Theodred's Absichten. Er wollte sie verunsichern und Zweifel säen.

Er ging, doch in der nächsten Nacht kam er wieder. Lillith kehrte ihm den Rücken zu.

Doch in der Nacht vor der Hochzeit, begann sie das Gespräch. „Er hat mich nicht vergessen!" sagte sie entschlossen. „Nein, dich kann man nicht vergessen. Ich kann dich auch nicht vergessen, deswegen will und werde ich dich heiraten. Ich werde es jedem verbieten über dein Kind auch nur ein Wort zu verlieren! Es soll behütet aufwachsen."

Da passierte es – Lillith schenkte ihm zum ersten mal seit einer Ewigkeit ein Lächeln. Theodred's Herz macht einen Satz vor Freude. Indem er sie und ihr Kind schützte und für sie da sein würde, könnte er vielleicht doch noch ihr Herz erreichen. „Gute Nacht meine Schöne. Ich sehe dich morgen am Altar." verabschiedete er sich, als sie ihn plötzlich aufhielt. „Nein – bleib bei mir. Vielleicht können wir ein paar Dinge wegen morgen besprechen." Nur allzu gerne folgte er ihrer Bitte. Sie besprachen vernünftig und im ruhigen Ton, wie es am morgigen Tag und sogar in der Zukunft laufen sollte. „Ich möchte dir etwas zur Hochzeit schenken! Was wünscht du dir?" Seine Zukünftige Frau lächelte milde. „Mein Kind soll seinen Vater kennenlernen – das ist alles was ich mir wünsche." sagte sie bescheiden. Der Prinz war überrascht. Er hatte mit vielem gerechnet aber nicht damit. „Ich hätte schwören können, dass du Eomer sehen willst." Traurig sah sie in an. „Ja das will ich auch. Doch er hat sich scheinbar in sein neues Leben gut eingefügt und ich will ihn nicht unnötig aufwühlen. Das gleiche gilt für mich. Ich will uns Kummer ersparen. Das wollte er mir auch, als er sich in der Nacht vor der Abreise einen Brief und diesen Ring hinterließ, statt mich zu wecken." Das musste wahre Liebe sein – dachte sich Theodred.

„Ich erfülle dir deinen Wunsch. Ein Vater hat ein Recht darauf sein Kind kennen zu lernen."

Damit war das Gespräch für den Abend beendet.

Lillith versank in einen traurigen schlaf und erwachte genauso wieder, nur alleine. Sie blieb liegen und resignierte über die letzte Nacht. Sie streichelte ihren Bauch, in dem ihr Kind sich bewegte. Irgendwas sagte ihr, dass sie einen Sohn bekommen würde. Es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis er das Licht der Welt erblickte. Sie schmunzelte. Wie würde er wohl aussehen? Wäre er seinem Vater ähnlich? Sie vermisste Eomer so unendlich, wie jeden Tag. Doch zugegeben gab ihr das ungeborene Kind Trost. Sie setzte sich an den Tisch und schrieb einen langen Brief an Eomer. Sie schrieb all ihre Gedanken und Gefühle auf. Am Ende verkündete sie ihm die frohe Botschaft, dass er Vater werden würde ..... 'erneut' dachte sie sich. Sie bekam einen plötzlichen Wutanfall. Sie schrie so laut es ihre Stimmbänder erlaubten. Sie tobte und zerriss den Brief. Theodred und ihre Freundinnen kamen ungefragt hinein. „Was ist geschehen?" Theodred sammelte die Fetzen vom Brief ein und nahm diese heimlich an sich. „Er hat Adelind geschwängert!" schluchzte Lil verzweifelt. Arrian und Lyrann waren schockiert. „So schlecht kann es ihm mit ihr ja nicht gehen! Sie ist bildhübsch und so verständnisvoll ... sicher ein guter Zeitvertreib!" Wütend schlug sie auf ihre Kissen ein. Fassungslos versuchten die beiden Mädchen sie zu beruhigen, während Theodred sein Glück kaum fassen konnte. Das dicke Band, was die beiden verband, war nur noch ein dünner Faden. Er durfte jetzt nichts falsches machen oder etwas überstürzen. Er konnte ihr eine starke Schulter geben und damit ihr Vertrauen für sich gewinnen. Mit sicheren Schritt ging er auf sie zu. „Er hat das Beste aus seinem Schicksal gemacht. Heute hast du die Gelegenheit es auch zu tun." gab ihr einen Kuss auf die Stirn und ging hinaus. Hofdamen mit einem prächtigen Kleid kamen ihm entgegen. Er freute sich schon sehr, seine geliebte Lillith darin zu sehen. Theodred machte sich in seinem Gemach fertig. Er war aufgewühlt und voller Vorfreude. Neugierig puzzelte er den Brief zusammen und las sich das was zu lesen war durch. Es waren schöne Zeilen, die ohne Zweifel Eomer's Kampfgeist erneut aufflammen lassen würden. Gut das dieses Risiko vorerst gebannt war.

Stolz und piekfein gekleidet schritt er zum Altar. Nun endlich würde sie ihm gehören.  

Die Liebe zum Hauptmann ist VERBOTEN! (Eomer FF/ beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt