Nachwuchs

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„Lillith du musst atmen! Bei der nächsten Wehe presst du, als ob es um dein Leben ginge! Bereit ...." Lil mühte sich so gut sie konnte ab. Sie hatte das Gefühl der Ohnmacht nah zu sein und nicht durchzuhalten. Arrian, die vor einer Woche anlässlich der Geburt zurückkehrte und Lyrann – Theodred's offiziell Geliebte, hielten jeweils ihre Hand und sprachen ihr Mut zu.

Lil war glücklich und froh über den Beistand – was würde sie ohne die Beiden machen, wo sie doch schon auf Eomer verzichten musste ...

Bei all den Schmerzen merkte die Prinzessin gar nicht, das sie endlich ihr Kind gebar. Erst ein lautes Schreien des Baby's machte ihr bewusst, dass es überstanden war. Erleichtert atmete sie auf und sah erschöpft nach unten, um das kleine Wesen zu sehen. „Es ist ein Junge." flüsterte ihr Arrian liebevoll zu. „Lillith, dein Mann macht sich Sorgen um dich. Soll ich ihm bescheid geben?" fragte Lyrann vorsichtig. Kraftlos nickte die frisch gebackene Mutter.

Endlich konnte Lil ihr Baby im Arm halten. „Hallo mein kleiner. Willkommen auf dieser Welt." ganz entzückt starrten Arrian und Lil das kleine Wesen an. „Ihr müsst ihm Milch geben Mylady. Kommt ich zeige euch wie das geht." sagte die Frau, die ihr das Baby gab, fürsorglich. Währenddessen kümmerte man sich um Lil's Nachgeburt. Nachdem ihr Sohn seine erste Milch zu sich genommen hatte, bat sie ihre Freundin, ihr das Baby abzunehmen. Sie wollte sich reinigen und ihr Bett neu herrichten lassen, bevor Theodred kommen würde.

Etwas erfrischt aber noch vollkommen erschöpft, begab sie sich in ihr neu bezogenes Bett. Ihre liebste Freundin gesellte sich zu ihr. „Er ist wunderschön. Er hat Eomers Augen und deine Lippen Lil." stellte sie entzückt fest. Lil legte ihren Kopf auf Arrian's Schulter. „Ich vermisse ihn so sehr." sagte sie kraftlos.

Die Tür öffnete sich und Theodred trat mit Lyrann ein. Bedächtig ging er auf seine Frau zu. Er lächelte sie aufmunternd an. „Ein hübscher Bursche ... Wie soll er heißen?" fragte er ruhig. Mit glasigen Augen sah Lil ihren Gemahl an. „Edmund – Sohn von Eomer." war ihre Antwort.

Theodred versetzte diese Antwort einen kleinen Stich ins Herz. Denn auch wenn er von Lyrann alles bekam, wonach er sich sehnte ... er liebte Lillith, wenn auch anders als noch vor wenigen Monaten und das sie soeben ein Kind von einem anderen Mann gebar, war für ihn nicht einfach. Lyrann tröstete ihn auf ihre Art, wofür er sehr dankbar war. Hilflos und nicht wissend, was er sagen oder tun sollte, gab er seiner Frau einen Kuss auf die Stirn.

„Ruhe dich aus. Morgen sollten wir besprechen, wie du deinen Sohn dem Volk vorstellen möchtest. Ich werde gleich früh zu dir kommen in Ordnung?" Die junge Mutter nickte einverstanden. In Begleitung mit Lyrann verließ der Prinz Lil's Gemach.

„Liebes du bist stets verständnisvoll und weise. Sag wie würdest du das Bastardkind vorstellen?" fragte der Prinz Lyrann. Sie überlegte und schien ihre Worte sorgfältig zu wählen. „Liebster ich würde ihn einfach bei seinem Namen nennen, jedoch ohne den Zusatz, wessen Sohn er ist. Doch sollte Eomer als Vater nicht ein Anrecht darauf haben, sein Kind kennenzulernen? Schreibst du ihm?" Mit gerunzelter Stirn sah sie der Prinz an. „Nein. Er hat seine Familie und Pflichten, um die er sich zu kümmern hat!" sagte er entschieden. Seine Stimme klang fest und duldeten keine Widerworte. Dennoch folgte die junge Frau ihrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. „Du bist ein wundervoller und schlauer Mann, doch wenn es um deine Frau geht, fällst du meist nur Fehlentscheidungen!" Erbost über ihre Wort, kehrte er ihr den Rücken zu und ließ sie einfach stehen. Doch Lyrann ließ nicht locker und lief ihm nach. Als sie ihn einholte, hielt sie seinen Arm fest und zwang ihn zum stehen bleiben. „Bitte ... ich muss mit dir reden!" sagte sie freundlicher. Theodred ließ sich erweichen. Er liebte Lyrann und sie bedeutete ihm sehr viel, ebenso wie seine Frau. Doch im Gegensatz zu ihr, erwiderte Lyrann seine Liebe. Seine Gesichtszüge wurden weicher und sanft strich er über ihre Wange. „Sprich Lyra." Sie bedeutete ihm, sich zu setzen. „Verzeih meine harten Worte Theodred. Doch ich habe mit Adelind geschrieben, um zu erfahren, wie es ihr geht. Sie berichtete, dass sie eine Fehlgeburt erlitt ... sie hat das Kind verloren. Ihre Trauer ist unermesslich. Ihr Mann Eomer versucht ihr Trost zu spenden, doch es gelingt ihm nicht sonderlich gut, da sein Herz verloren ist. Er ertränkt seinen Kummer im Alkohol und verwahrlost regelrecht. Seine Familie ist hier ... Theodred. Seine Familie ist Lillith und Edmund. Sollte ein Kind ohne einen Vater aufwachsen, wenn er lebt und seine Frau liebt?!" Sie ließ eine Pause und sah ihn mit Tränen in den Augen an. „Ich bin schwanger Theodred und würde nicht wollen, dass unserem Kind dieses Schicksal ereilt."

Fassungslos sah der Prinz sie an. „Du trägst mein Kind unter deinem Herzen?" fragte er ungläubig aber glücklich. Seine Geliebte nickte mit einem Lächeln. „Natürlich ist es dein Kind. Du bist der Einzige, mit dem ich mich vereine, den ich liebe und mit dem ich eine Familie haben will."

Überglücklich umarmte er sie und hielt sie so fest, dass sie ihn beten musste, seinen Griff zu lockern. Er küsste sie und sein verlangen stieg immer mehr. Ihm war bewusst, dass ihre Schwangerschaft neue Möglichkeiten für alle eröffnete. Er nahm seine schwangere Geliebte auf den Arm und trug sie in sein Gemach. Genüsslich machte er sich an ihre Kleidung zu schaffen und liebkoste ihren wunderschönen Körper. Sorgenfrei und ausgelassen gaben sie sich ihrer Liebe hin, denn auch Lyrann wusste, welche neuen Möglichkeiten sich offenbarten. Wenn es Theodred's Wille war, könnte sie nach der Geburt seines ersten Kindes legitimiert werden und seine Frau werden an Lillith's Stelle. Lil wäre frei und könnte ein gemeinsames Leben mit Eomer führen. Doch das wäre erst nach der Geburt möglich. Das heißt, noch 6 Monate warten. Sie musste stillschweigen waren, denn die Entscheidung oblag ihrem Liebsten.

Der Morgen brach an und das Liebespaar trennte sich schweren Herzens voneinander. Für Theodred war es ein merkwürdiges, beinahe beklemmendes Gefühl, zu seiner Frau zu gehen, nachdem er die Nacht mit seiner schwangeren Geliebten verbrachte. „Lyra, ich konnte die Nacht nicht schlafen, weil mich der Gedanke nicht los lies. Ich will dich für immer an meiner Seite wissen... nicht als meine Geliebte sondern als meine Frau und Mutter meiner Kinder!" Seine Worte machten sie überglücklich. Ungebremst liefen ihr Freudentränen über die Wange. „Willst du meine Frau werden?" hakte er noch nach. „Ja natürlich will ich das! Ich liebe dich Theodred!"

So fühlte es sich also an, wenn der Antrag, den man seiner Zukünftigen machte, mit Freudentränen annahm.

„Ich muss dich bitten, das bis zur Geburt mit niemanden darüber zu reden Liebes." verlangte er in sanften Ton von ihr. Einverstanden nickte sie bestätigend.

Sie nahmen sich noch einen Moment für sich, ehe Lyra in liebevoll darauf hinwies, dass er zu Lillith musste.

Lil gab ihrem Sohn gerade die Brust, als Theodred eintrat. „Verzeihung ... ist es gerade unpassend?" Sie lächelte selig. „Nein, mir macht es nichts aus, wenn es dich nicht stört. Er ist auch gleich fertig ... denke ich. Er saugt mich regelrecht leer." scherzte sie. Theodred beobachtete, wie Lil ihr Kind ansah – mit welch einer Liebe und Sehnsucht. Niemals hatte sie solche Blicke für ihn übrig. Das traf ihn aber nicht mehr so hart wie vor ein paar Monaten, bevor er sich Lyra annäherte. Er verspürte keinerlei Verlangen mehr nach ihr oder ihrem Körper. Im Gegenteil, er sehnte sich nach Lyrann. Die Liebe zu beiden Frauen, vor allem zu Lyrann hatte ihn und seine Sichtweise geändert.

„Hör zu Lil ... wir sind Mann und Frau und das Volk will das auch so sehen. Egal wie wir zueinander stehen ... ich bitte dich deine Rolle als Prinzessin und meine Frau bei zu behalten, vor allem heute bei der Bekanntmachung!" verdutzt sah sie ihn an. „Habe ich dich jemals enttäuscht?" fragte sie. „Nein, nein das hast du nicht... ich glaube meine Worte galten mehr für mich ... mein Herz entfernt sich immer mehr von dir Lil auch wenn ich immer noch sagen kann, dass ich dich liebe. Lyrann ist eine wundervolle Frau und ich bedaure, sie nicht früher kennengelernt zu haben. Damit hätte ich dir und mir leid erspart. Es tut mir leid! Aufrichtig leid! Ich denke in ein paar Wochen, wenn du dich von der Geburt erholt hast und wieder reisen kannst .... . Also was ich sagen will ... vielleicht willst du dann Eomer besuchen?"

Lillith Mund stand vor Erstaunen offen. Sie setzte sich und sah nachdenklich auf ihren Sohn. Bei näherem hinsehen sah der Prinz, wie ihr eine Träne übers Gesicht lief. Theodred war sprachlos über diese Reaktion. „Ich hätte gedacht, dass du dich freuen würdest." kommentierte er ihre Tränen.

„Ich danke dir für dein großzügiges Angebot Theodred. Ich weiß nicht, ob ich ihn besuchen sollte ... Er hatte seine Frau geschwängert ... es schien ihm nicht schwer zu fallen, über mich hinweg zu kommen. Ich weiß nicht, ob er mich noch will ... ob er mich noch liebt ... Ich habe angst Theodred. Er sollte seinen Sohn kennen lernen aber wenn ich zu ihm gehe, kann ich Edmund nicht mitnehmen." Er setzte sich zu ihr und legte tröstend einen Arm um ihre Schulter. „Ich weiß nicht, was in Eomer vorgeht. Doch ich weiß, dass Adelind das Kind verloren hat ..." Sofort fiel ihm seine Frau ins Wort. „Das ist traurig, ändert aber nichts daran ... Er hatte sie geschwängert. Sei es aus Liebe oder weil er ein lustvoller Mann ist..."

Nun das war eine Tatsache, die er nicht verleugnen konnte und woran er auch keine Schuld hatte.

Die Liebe zum Hauptmann ist VERBOTEN! (Eomer FF/ beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt