²⁴ / ᴀᴜғʙʟᴜ̈ʜᴇɴᴅᴇ ʙʟᴜᴍᴇɴ

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✭ • ─── ▸ 𝔗𝔦𝔪𝔰 𝔖𝔦𝔠𝔥𝔱 ◂ ─── • ✭

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Als ich am nächsten Morgen aufwache, liegen wir noch in genau der gleichen Position, wie wir eingeschlafen sind, was bedeutet, dass Jan einen friedlichen Schlaf hatte. Und das macht mich ungemein froh. Ich hätte es nicht ertragen können, hätte er noch eine weitere Nacht gelitten. Es ist schon genug gewesen, dass seine Panikattacken nur wegen mir zurückgekommen sind.

Ich mache keine Anstalten, in irgendeiner Weise aufzustehen, geschweige denn, mich zu befreien oder zu bewegen. Ich wünschte, wir könnten den gesamten Tag so liegen bleiben; völlig frei, ohne Beschwerden, ohne irgendwelche Verpflichtungen, einfach nur wir beide, kuschelnd und die Nähe des anderen genießend.

Er sieht so süß aus, während er mit seinem Kopf auf meinem Bauch schläft. Man könnte denken, er wäre der friedlichste Mensch der Welt, der immer liebevoll zu allen ist, egal, wie unfreundlich sie zu ihm waren, der keiner Fliege etwas zu Leide tun kann, der immer für jeden da ist, will, dass jeder glücklich ist und dadurch sein Glück hinten anstellt.
Wobei - genau so eine Person ist er.
Die Person mit dem wertvollsten Charakter, die ich kenne.

Und für mich wird sein Glück immer an erster Stelle stehen.

Verträumt streiche ich vorsichtig eine Strähne seiner zerzausten Haare aus seinem Gesicht, dabei fahre ich mit der anderen unterhalb der Decke über seinen Rücken.

Ich höre ein erleichtertes leises Seufzen von ihm, ehe er sich noch mehr an mich kuschelt und eine Hand von seinem Gesicht löst, ehe er sie an meine Seite legt, wodurch unsere Berührungen vertieft werden.

Warum ist das erst jetzt so und kann das bitte jeden Morgen so sein? Für den Rest meines Lebens? Dann wäre mein Leben so unfassbar lebenswert, dass ich niemals sterben will.

Während Jan seelenruhig weiterschläft, muss ich wieder daran denken, was ich ihm vor nicht einmal zehn Stunden gestanden hab.
Warum hab ich das getan? Es war einfach so unüberlegt, eigentlich wollte ich das noch gar nicht sagen, aber Jans Blick und Auffassung hat mich dazu geleitet, hat mich so unglaublich ermutigt, komplett um den Verstand gebracht.

Und nun zerbreche ich mir den Kopf darüber, was er für mich fühlt, ob er meine Gefühle überhaupt erwidert.
Und wie ich ihm am besten sagen soll, dass ich mich in ihn verliebt habe. In meinen besten Freund.

Noch bei keiner Frau der Welt habe ich mir so viele Gedanken darum gemacht.
Und bei keine Frau der Welt hab ich alleine durch einen bloßen Augenkontakt Herzrasen bekommen.

Noch immer in meiner Welt versunken, nehme ich plötzlich wahr, wie sich etwas auf mir bewegt und anschließend von mir herunterrutscht. Die Stellen meines Körpers, die eben noch durch Jans bedeckt waren, fühlen sich nun unglaublich kalt an, obwohl die Decke weiterhin über uns liegt und uns wärmen sollte.

„Guten Morgen", flüstere ich und kann Jan nun durch seinen Positionswechseln perfekt in seine noch kaum geöffneten Augen schauen.
Um meinen Nacken zu entlasten, drehe ich mich vollkommen zu ihm.
„Hast du gut geschlafen?"

„So gut wie schon lange nicht mehr", nuschelt er, während er leicht nickt.

Sieben simple Wörter und trotzdem lassen sie mich unwillkürlich grinsen.

Die folgenden Minuten oder Stunden, bei Jan verliere ich jegliches Zeitgefühl, liegen wir einfach nur nebeneinander, schauen uns in die Augen, niemand wagt sich, zu bewegen oder etwas zu sagen. Der Moment ist zu schön, um jetzt zerstört zu werden.
Umso dankbarer bin ich, dass Gisela nicht dazwischenfunkt.

Ob es an mir liegt? Hab ich diese Art von Wirkung auf Jan?

„Jan?"

Er schaut mich erwartungsvoll an. Seine Augen trotzen auf einmal nur so von Hoffnung.

Fuck. Warum hab ich das überhaupt gesagt? Ist mein Gehirn noch so funktionsfähig, um mir eine Ausrede einfallen zu lassen?

Sein Blick ist erneut so tief, dass ich die zuvor zurechtgelegten Wörter sofort vergesse und an nichts mehr denken kann. Mein Kopf ist wie leergefegt.

Langsam setze ich mich auf, was Jan mir fragend gleichtun, bis wir uns gegenüber sitzen.

Jetzt nicht verhaspeln oder stottern.

„Also, ähm - das, was ich letzte Nacht gesagt hab, also das mit meinen Gefühlen... das war mein Ernst.
Hör zu Jan", schüchtern greife ich nach seinen Händen, um diese wortlos mit meinen zu verschränken. „Ich wusste schon die ganze Zeit, dass ich dich mehr mag, als es beste Freunde tun. Ja, sogar schon vor Emilia warst du meine Nummer eins. Ich hab so sehr gehofft, dass sie meine Gefühle vernichten konnte, aber das hat sie nicht, eher im Gegenteil. Als wir uns gestern getroffen haben; ich hab mir die ganze Zeit nichts sehnlicher gewünscht, als dass du jetzt bei mir wärst.
Ich hab mir so viele Gedanken darüber gemacht, ob es vielleicht gar nicht echt ist, meine Hormone einfach durchgedreht sind, nachdem ich mich von Emilia getrennt hab, aber als wir uns wieder getroffen haben, war ich mir zu 100% sicher."

Jan sieht mich ziemlich geschockt an und von einen Moment auf den anderen fühle ich mich schrecklich unwohl, fehl am Platz.
Aber trotzdem rede ich weiter.

„Ich weiß, dass ich in letzter Zeit nicht der beste Freund gewesen bin. Und ich kann wirklich verstehen, wenn du meine Gefühle nicht erwiderst, Gott, ich könnte es so gut verstehen, ich war einfach scheiße zu dir."

Meine Aufregung bringt mich fast um, ich drücke Jans Hände noch fester, um Halt zu bekommen. Schnell finden meine Augen seine.
Ich muss einmal tief ein- und ausatmen, um mich auf das Kommende vorzubereiten.

„Ich habe mich in dich verliebt, Jan.
Ich weiß, du glaubst mir jetzt wahrscheinlich kein einziges Stück, aber jedes einzelne Wort ist ernst gemeint. Ich hab noch in meinem Leben etwas so ernst gemeint wie das hier.
Und gestern - nein, auch schon das eine Mal auf deiner Couch - ich hätte dich so gerne geküsst, das glaubst du mir nicht.
Ich musste mich so sehr zusammenreißen."

Ich meine zu glauben, sein Braun hat noch nie so schön gestrahlt wie in diesem Moment, der ganze Schock scheint verflogen, Freude breitet sich aus.

„Bitte", fleht Jan mich schon fast an, während er sich aus meinen Händen lockert, um näher an mich heran zu rutschen. Wir sitzen im Schneidersitz, unsere Knie berühren sich nun. „Reiß' dich nicht länger zusammen."

„M-meinst du das Ernst?", frage ich ihn unglaubwürdig. In allen meinen ausgemalten Bildern hat Jan nie etwas derartiges wunderschönes erwidert. Immerzu hat er mich abgewiesen, mir gesagt, dass er nicht das selbe für mich empfindet.

Heftig nickt er. „Und wie. Tim, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lange ich darauf gewartet habe, dass endlich ausgesprochen wird, dass sich etwas in unserer Freundschaft verändert hat. Und es ist viel schöner, als ich es mir hätte erträumen können."
Währenddessen legt er eine Hand an meine Wange, um diese leicht zu streicheln.

Und dann berühren seine Lippen zum ersten Mal meine.








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{ habt ihr Verbesserungsvorschläge?
diese Szene ist mir ziemlich schwergefallen und bin auch unsicher darüber^^ }

𝔽𝕣𝕦̈𝕙𝕝𝕚𝕟𝕘𝕤𝕖𝕣𝕨𝕒𝕔𝕙𝕖𝕟 | Gewitter im KopfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt