Kapitel 5

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POV Ethan

Die ganze Nacht habe ich vor Aufregung nicht geschlafen. Die erste Zeit habe ich mich von einer Seite auf die andere gedreht. Mit dem Ergebnis, ich bekomme die Augen nicht zu. Ehrlich gesagt, habe ich es nicht einmal versucht. Bis ich am Ende auf dem Rücken liege. Meine Hände unter meinem Kopf verschränkt und ich starre die weiße Decke über mir an. Sobald ich die Augen schließe, sehe ich die kleine Candy, wie sie mit ihrer Mutter mein Büro betritt. Augenblicklich schlägt mein Herz höher. Um so länger ich mit diesem Bild verweile, fällt es mir immer schwerer zu Atem. Also öffne ich wieder meine Augen und starre zu der Decke hinauf. Die steigende Nervosität macht es mir wirklich nicht einfach. Seufzend versuche ich sie aus meinem Kopf zu bekommen. Was mir durch meine Aufregung nicht gelingt. Ich fühle mich, wie ein kleiner Schuljunge an meinen ersten Schultag.

Was wundert mich das? Schließlich ist heute der Tag!

Dabei waren die Nächte zuvor nicht gerade angenehm. Immer wieder taucht die alte Erinnerung auf, wie man sie mir Entriss. Mit jedem Traum kommen die alten Details noch deutlicher zum Vorschein. Panisch wache ich jedes Mal schweißgebadet kurz auf. Das quälende Gefühl von damals holt mich ein. Zwar gelingt es mir wieder in den Schlaf zu fallen. Allerdings bleibt dieser dann Unruhig.

Seit meiner Ankunft holen mich die alten Albträume wieder ein. Mit jeder Nacht werden sie nur schlimmer. Rauben mir mehr den Schlaf. Dabei bin ich seit damals erleichtert gewesen, als sie endlich schwächer wurden und irgendwann ganz aufhören. So hat es, die ganze Sache, auch für mich erträglicher gemacht. Obwohl, ich sie jeden Tag vermisse und trotzdem an sie denken muss.

Ab heute wird alles anders! Der Tag ist endlich da! Heute werde ich sie, nach so langen Jahren endlich wiedersehen!

Noch immer habe ich die Bilder im Kopf, von ihr als ein kleines Mädchen und wie sie mich immer rief. Ihr lachen, wie auch dieser traurige Blick. Meistens hat sie ihn angewendet, um ihren Willen zu bekommen. Was ihr auch ziemlich gut gelungen ist. Ich stoße dabei meinen Atem hinaus und schließe kurz meine Augen. Das Bild von dem kleinen Mädchen taucht wieder auf. Mir entgeht nicht mein eigenes Lächeln, wenn ich so an sie denke.

Damals ist sie schon niedlich gewesen. Mit ihren dunklen Haaren und ihren bernsteinfarbenen Augen. Die dichten kleinen Wimpern, mit denen sie immer vor Aufregung aufeinander schlägt. Die vollen Lippen, welche sie zu gerne schmollend verzieht. Ihre Stimme, die in ein Quieken fällt, sobald sie euphorisch sich nicht mehr zurückhalten kann.

Wie sie wohl inzwischen aussieht?

Weder meine, noch ihre Eltern wollen ein Foto rausrücken. Natürlich hab ich es schon auf anderem Wege versucht. Gleich am ersten Tag, habe ich meine Neugierde nicht zügeln können. Meine letzte Hoffnung ist das Web. Aber selbst im Internet lässt sich nichts finden. Von daher blieb mir nichts anderes übrig, als unsere Eltern zu fragen. Wofür ich nur ein Lächeln von den Frauen geerntet habe und unsere Väter mit den Schultern zucken. In meinem Elternhaus haben sie alle Bilder vorher entfernt. Was ich sehr gut an den Abdrücken erkannte.

Typische heimlich Krämerei von unseren Eltern!

Mich wundert es nicht! Immerhin haben sie auch in all den Jahren meine Briefe an sie abgefangen und ungeöffnet zurückgeschickt! Selbst Josh, wich meinen Fragen aus, sobald es sich um Candy gedreht hat! Bis er schließlich gar nicht mehr meine Eltern bei ihren Besuchen begleitet hat.

Ein weiteres Zeichen dafür, wie man mich von ihr Verbannte!

Seine Eskapaden weiß ich von unserer Mutter. Oft genug fing sie an, sich am Telefon zu verplappern. Danach habe ich seine Social-Media Accounts überprüft. Tatsächlich benutzt er es wie ein Trophäenbuch. Ich kann nur den Kopf schütteln. Wie Naiv die Frauen sind und nicht von selbst dahinter kommen. Stattdessen posieren sie noch schön in seinen Fotos. Als er das erste Mal die Tochter von einem Geschäftspartner ausgeführt hat, haben meine Eltern wirklich gehofft er bessert sich. Der Ärger danach war riesig. Ich kann mir vorstellen, wie mein alter Herr ausgerastet ist und am Ende die Scherben wegräumt. Geändert hat es bei meinem Bruder nichts.

I'm your Candygirl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt