Nachdem die Haustür mit einem kräftigen Schwung auffliegt und sie laut gegen die Wand knallt, stampfe ich in eilenden Schritten hinein. Wütend knalle ich meine Tasche, nach nur wenigen Metern auf den Boden. Der heftige Aufprall erzeugt ein dumpfes, nicht zu überhörendes Geräusch. In meiner Wut schenke ich dem Ganzen keine Beachtung.
Ich drehe mich in einer schnellen Bewegung um und starre mit zusammen gekniffenen Augen zu der offenen Haustür. Dabei erblicke ich meine Mutter, die mir gerade vollgepackt mit den Einkäufen in das Haus folgt. Meine zornig aufblitzenden Augentreffen auf ihren hilflosen Blick. Sie scheint nach unserem Streitgespräch immer noch kein Verständnis für mich zu haben.
„Mom, wie oft noch?! Ich will nicht! Ich will lieber zu Tante Lilli auf die Farm! Was soll ich bei euch in der Firma und ein langweiliges Praktikum im Büro machen!", sprudelt es ungehalten aus mir heraus.
Seit wir den Supermarkt verlassen haben, nervt sie mich mit dem alten Thema. Auf der gesamten Rückfahrt in ihrem Auto, hat sie ohne Pause weiterhin auf mich eingeredet. Die friedliche Unterhaltung hat sich schnell hochgeschaukelt und jetzt bin ich einfach nur noch sauer auf sie.
„Candy, Liebes, dein Vater und ich haben eine andere Auffassung. Gib dem Ganzen eine Chance. Ein Jahr, wirst du doch durchhalten können.", leise seufzend setzt sie die Einkaufstüten ab und kommt langsam auf mich zu.
Sie versucht mich vorsichtig zu umarmen, doch ich wehre ihre liebevolle Geste hastig ab und stoße sie ein Stück zurück. Nur leicht gerät sie aus dem Gleichgewicht, da ich nicht besonders stark bin.
Es ist ihr typisches Verhalten mir gegenüber. Ihr Bedürfnis mich in den Arm nehmen zu wollen und so zu versuchen die Streitigkeiten mit mir zu schlichten. Normalerweise mag ich das, sehr sogar. Ich beruhige mich dabei immer sehr schnell. Aber heute will ich mich nicht beruhigen. Sie soll sich nicht bestätigt fühlen. Ich möchte ernst genommen und verstanden werden! Ich möchte nur dieses eine Mal nicht wie ein kleines Kind behandelt werden, denn ich bin Erwachsen und kann selbst über meine Zukunft entscheiden! Mit dieser Praktikumsidee möchte ich mich nicht weiter auseinander setzen müssen.
„Nein! Ihr wollt nur meine Meinung zum Studium ändern! Das Thema hatten wir doch schon so oft! Wie lange wollt ihr noch nerven?!", platzt es aus mir heraus und ich kann den langsam lauter werdenden Ton nicht unterdrücken.
„Candy! Sei einfach ein bisschen Weltoffen. Du kennst doch unseren Chef. Es wird dir bestimmt gefallen. So schlimm wird es nicht", antwortet sie wieder in ihrem besänftigenden, ruhigen Tonfall. „Warum bist du nur gegen ein Studium? Denk doch mal an deine Zukunft!"
Da war es wieder. „Deine Zukunft".Ja, es ist MEINE ZUKUNFT!
„NEIN!", brülle ich mit aller Kraft aus meiner Brust, den gesamten angestauten Ärger heraus.
Ich stoße meinen Atem aufgebracht hinaus. Anschließend drehe ich mich in einer flüssigen Bewegung um und wende mich der Treppe am anderen Ende des Flures zu. Vor Wut schnaube ich mehrfach laut auf. Dabei stampfe ich die Stufen hinauf und steuere direkt mein Zimmer an.Entschlossen lege ich meine Finger an den Rand meiner Tür und bewege meinen Arm schwungvoll nach hinten. Als Ausdruck meiner Wut fliegt die Tür laut knallend zu. Das Geräusch hallt in meinen Ohren wieder und hat kurz etwas Befreiendes.
Sobald mein Vater nachher von dieser Diskussion erfährt, darf ich mir bestimmt wieder eine Predigt über gutes Benehmen anhören. Besonders, weil ich meine Mutter einfach im Flur stehen lassen habe. Viel schlimmer noch: Er wird mich auch von diesem Praktikum überzeugen wollen.
Da er gerade noch nicht Zuhause ist, habe ich noch etwas Ruhe vor ihm. Vermutlich ist er wieder länger mit seiner Arbeit beschäftigt, was in unserer Familie des Öfteren vor kommt. Meine Eltern arbeiten zwar in der gleichen Firma, haben aber unterschiedliche Arbeitszeiten. Meine Mutter fängt oft früher als mein Vater an und dieser hat dann natürlich erst später Schluss. Manchmal bis zum späten Abend, wenn noch ein paar Überstunden dazu kommen.
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I'm your Candygirl!
Chick-LitCandy hat ihr Leben lang ein starkes Problem mit Männern ! Stottern ist nur eines der Probleme, von Vielen. Sie hat ihre Zukunft schon fest vor Augen, doch ihre Eltern werfen dazu ihre Pläne über Bord. Aus heiterem Himmel taucht Ethan, ein alter F...