Kapitel 4

41 2 0
                                    

Langsam schiebt mich meine Mutter auf seine Bürotür zu. Auf den Weg dorthin stellt sie die beiden übrigen Tassen an ihrem Arbeitsplatz ab. Ich nutze diese wenigen Sekunden, um nach einer Ausrede zu suchen. Jedoch gelingt es mir nicht einen klaren Gedanken zu fassen. Die Nervosität hat mich schon zu Stark eingenommen. Ich starre in die Tasse, welche sich unruhig in meiner Hand bewegt und die braune Flüssigkeit schwankt wie ein leichter Wellengang hin und her. Gezielt werde ich weiter vorwärts geschoben. Wäre da nicht dieser Kompromiss, der mir Unfair erscheint, würde ich mich dagegen wehren. Ich habe allerdings keine Wahl und lasse es über mich ergehen. Bis wir am Ende des Ganges vor einer Tür zum Stehen kommen. Die uns auch den Weg versperrt. An der dunkelbraunen Holztür ist mit großen vergoldeten Metallbuchstaben der Name Hawk befestigt.

Irgendwie protzig . . . so kenne ich ihn gar nicht!

Meine Mutter klopft deutlich hörbar an. Jetzt gibt es wohl kein Zurück mehr. Ich bekomme mein nervöses Zittern nicht mehr unter Kontrolle, weshalb ich meine zweite Hand an die Kaffeetasse führe. In der Hoffnung sie so ruhiger halten zu können und es schwappt nicht noch etwas über. Würde sich jetzt ein Löffel darin befinden, wäre das Klappern an dem Porzellan mit dem Metall nicht zu überhören. Jedoch übernimmt es mein Absatz, der auf den harten Boden ein klapperndes Geräusch hinterlässt. Da ich meinen rechten Fuß, durch das Zittern nicht mehr kontrollieren kann.

Nein, nicht jetzt schon! Warum? Warum Zittere ich jetzt schon?

MOM! BITTE! Merkst du es nicht?

Aber sie übersieht meinen hoffnungsvollen, flehenden Blick und überhört das Klappern meines Absatzes. Ein durchdringendes „Herein!", ertönt von einer tiefen, männlichen Stimme auf der anderen Seite der Tür. Ich zucke vor Schreck zusammen und das Geräusch von meinem Schuh hört auf. Mir bleibt keine Zeit zum Durchatmen. Da meine Mutter die Tür öffnet und mich hinein schiebt. Diese Unruhe in mir ähnelt einem mir bekanntes Gefühl. Als sei ich in einer Geisterbahn gefangen, in der an jeder Ecke ein Untoter mit gruseliger Grimasse auf mich warten würde. Von dem Anblick, der sich vor mir ergibt, bleibe ich abrupt und starr vor Schock stehen. Den es ist schlimmer!

Das ist nicht Mr. Hawk! Das ist auf keinen Fall Mr. Hawk!

Definitiv nicht!

Aber er sieht echt Hammer-mäßig aus!

Wer ist der Kerl? Ein Stellvertreter? Nein! Mr. Hawk hat in all den Jahren noch nie jemanden anderes seine Firma überlassen! Das weiß ich von Dad. Weswegen meine Eltern auch viel Arbeiten.

Neues Werbegesicht für die Firma? Würde passen, so wie er aussieht. Aber was macht er auf dem Stuhl von Mr. Hawk! Will er mal Testen, wie es ist, in so einer Position zu sein?

Okay, durchatmen, Candy! Durchatmen!

Das ist nur ein Typ, den Mom gleich zurecht stutzt. Mr. Hawk verspätet sich! Du hast jetzt genug Zeit, um dir eine Ausrede einfallen zu lassen! Hauptsache du kommst hier Raus.

„Guten Morgen, Mr. Hawk! Meine Tochter Candy Summer! Sie kennen sich ja bereits!", sie schiebt mich weiter, reißt mich somit aus meinen Gedanken und deutet auf den Kaffee in meinen Händen.

Mr. Hawk???

Mom? Kennen? Woher? Nein, Mom. Du verarschst mich!

Das mir völlig fremde Gesicht mustert mich akribisch, woraufhin ich meinen Blick verlegen abwende. Ob die Tasse die bessere Wahl ist, kommt mir zwar nicht in den Sinn. Aber sie fällt als Erstes in mein neues Blickfeld. Was mir gerade etwas Recht ist. Nur versuche ich nicht zu tief hinab zuschauen. Womit mir es gelingt, ihn unbemerkt ein wenig genauer zu betrachten.

I'm your Candygirl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt