EVA
Sanft strich ich mit meiner Hand über Cyrians dichtes Fell. Wir lagen beide auf einer Lichtung und genossen die Zweisamkeit. Naja, inklusive Nate der mit seiner Welpenschnauze den Schneeflocken auffing. Cyrian hatte genüsslich die Augen geschlossen und seufzte zufrieden, als ich seinen Nacken entlang strich. Ich kicherte und legte meinen Kopf auf seine Brust. Ein winseln ließ mich aufschrecken und ich entdeckte Nate, welcher in den Schnee gefallen war und nun von Kopf bis Fuß zitterte. Lachend öffnete ich meine Arme um ihn zu wärmen. Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange und strich ihm durchs Kastanienbraune Fell. Er verwandelte sich zurück und ich hüllte ihn in eine dicke Wolldecke. "Wir sollten langsam zurück gehen, denkt ihr nicht auch?" Mein Sohn kuschelte sich erschöpft in meinen Arm während mein Ehemann verspielt neben mir her lief. Der Wald war ruhig und friedlich. Ich genoss den kleinen Moment von Glück nur zwischen uns dreien. Im Schloss angekommen legten wir Nathan in sein Bett und gingen Händchen haltend ins Wohnzimmer zu den anderen. Azriel und Selina spielten zusammen Schach und Lucy und Zane stritten über Wandfarben für das Kinderzimmer. Ja, Kinderzimmer. Meine Liebe Schwägerin hat uns nämlich vor ein paar Tagen mitgeteilt das sie schwanger war. Diese Erkenntnis hatte zuerst große aufruhe im Palast gebracht, doch auf die positive art und weise. Mein Ehemann hat darauf bestanden das die zwei zurück in den Palast ziehen sollten. Wieso hatte er mir nicht erzählt, mir fielen nur ab und zu die Blicke auf die sich Cyrian und Zane zuwarfen. Als hätten sie sich gegen mich verschworen. Aber das war noch lange nicht das komischste in letzter Zeit. Mein geliebter Ehemann ging mir nämlich aus dem Weg. Es war seltsam. Er küsste mich jeden Morgen und sagte mir das er mich liebte, doch immer wenn wir Abends schlafen gehen wollen sagte er das er noch etwas wichtiges im Büro zu tun hätte und ließ mich alleine. Das ganze geht schon zwei Wochen lang und als ich meinen Mut zusammen nahm und Lucy darauf ansprach sagte sie mir ich würde bloß über reagieren. Aber tat ich das wirklich? Was ist wenn er lieber das Bett mit einer anderen Frau teilte als mit mir?
War ich wirklich so kaputt das ich meinem Mate keinerlei Vertrauen schenken konnte?
Desto mehr ich darüber nachdachte, so mehr Veränderungen fielen mir auf. Veränderungen die ich vermeiden wollte. Cyrian sah mir nicht mehr richtig in die Augen, nicht so wie damals. Es lag bislang immer ein Versprechen in seinem Blick, ein Versprechen für die Unendlichkeit. Doch nun war es weg. Auch seine Berührungen waren anders. Er berührte nur noch meine Hände, mein Haar und meine Wange. Alles andere war mittlerweile undenkbar. Er stand nicht mehr plötzlich neben mir und möchte mit mir den Tag verbringen, sondern ich muss mir seine Zeit erbetteln. Und auch wenn ich die Zeit mit ihm genoss kam ich mir wie eine Last vor. Auch die anderen scheinen mich nun auch zu hassen, sie umgingen zu mindestens Gespräche mit mir. Sogar Selina verlässt den Raum wenn ich durch die Türschwelle trete.
Auch diese Nacht lag ich wiederholt alleine in meinem Bett und versuchte die Tränen zurück zuhalten. In diesem Moment des Alleinseins hasste ich mich selber dafür das ich gelogen habe. Dafür das ich die Liebe meines Lebens von mir gestoßen habe und alles kaputt gemacht habe. Aber wahrscheinlich hatte ich das alles verdient. Wahrscheinlich hatte die Frau mit der Cyrian lieber zeit verbrauchte, ihn mehr verdient als ich. Wahrscheinlich wäre sie eine bessere Mate als ich, eine bessere Freundin als ich und eine bessere Königin als ich.
➰
LUCY
Ich sah zu wie Cyrian und Zane das Babybett aufbauten. Das ganze schien mir noch ein wenig früh, doch mein Schwager hatte darauf bestanden, dass der zukünftige Thronfolger im Schloss aufwachsen sollte. Ich schluckte bei dem Gedanken. Als Zane mir berichtet hatte, dass unser Kind der Thronfolger sein müsste bin ich ausgeflippt. Ich wollte meinem Kind eine normale Kindheit ermöglichen ohne dem Königs getue und ich wusste das Zane das genauso sah. Nicht ohne Grund haben wir und ein eigenes Haus gekauft gehabt, das wir nun wieder verkaufen mussten. Cyrian griff sich schmerzend an sein e Schläfen und massierte seinen Nasenrücken. Er spürte den Kummer seiner Mate. "Sie denkt das du dich mit einer anderen Frau triffst." durchbrach ich die Stimme und sah wie Zane ihm eine stützende Hand auf die Schulter legte. Der König verzog angewidert das Gesicht. "Was für ein Unsinn!" fauchte er und richtete sich auf. Sein Wolf mochte den Gedanken nicht das seine Gefährtin denken könnte er wäre untreu. "Du verhältst dich anders, das tun wir alle. Cyrian wir haben dir versprochen ihr nichts zu sagen aber das ist ziemlich schwer. Sie ist unsere Luna und das fühlt sich an wie Verrat." meinte Zane gefühlvoll. "Du darfst den Bogen nicht überspannen, sonst verlierst du sie noch.", doch er schüttelte nur den Kopf. "Ich habe versprochen sie nie wieder so anzufassen und ich werde mich daran halten. Sobald das Kind geboren wurde werde ich dem Rat sagen das wir keine Kinder bekommen können und Eva und ich können uns mit Nate zurückziehen. Euer Kind wird der neue König und alle leben glücklich bis ans Ende aller Tage.", seine Gereiztheit war kaum zu überhören.
Cyrian klatscht motivierend in die Hände. "Morgen kommt General Henry vom Vulkakönigreich. Er ist ein alter Werwolf, weshalb wir ihn dringest auf unserer Seite benötigen. Richtet ein Festmal an. Und Lucy, halte Eva von ihm fern. Sie soll sich ausruhen!" kommandierte er und verließ den Raum. Zane und ich wechselten ein paar vielsagende Blicke.
"Ich gehe mal nach ihm sehen." flüsterte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe. Ich sah Cyrian durch den Flur taumeln. Er stoppte an seiner Schlafzimmertür und legte vorsichtig sein Ohr an das kalte Holz. Er schloss gequält seine Augen als er Evas schluchzen hörte. Sein Herz war am brechen, genauso wie ihres. Ich versteckte mich hinter einer Säule in der Hoffnung kein Aufsehen zu erregen. Cyrian glitt die Tür hinab, zu schwach um sich auf den Füßen zu halten. Ich erkannte die glänzenden Tränen auf seiner Wange und hörte das leise Schluchzen das seine Kehle verließ. Er bereut es seiner Frau wehgetan zu haben, doch sein Herz fand keine andere Möglichkeit. Er hatte gehofft das er so weitermachen könnte wie bisher, doch das stellte sich als schwerer raus als gedacht.
Ich hatte den König noch nie so verletzlich gesehen. Es tat mir im Herzen weh, sie beide so am Ende zu sehen. So schön von außen, doch so kaputt von innen. Hoffentlich zerstören sie sich nicht gegenseitig.
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Das Spiel mit Feuer und Eis
FantasíaUnsere Welt lebte schon seit Jahrhunderten in Harmonie. Im Gleichgewicht. Es gab sowohl Gerechtigkeit wie auch Ungerechtigkeiten. Es gab Glück wie auch Unglück. Es gab das Gute wie auch das Böse. Es gab Feuer wie auch Eis. Man musste sich nur entsch...