HENRY
"Nein.", hauchte Sie und sah mich geschockt an. "Sie haben damit nichts zu tun." Ihre Stimme klang piepsig. "Es wurden Krallen abdrücke gefunden Eva. Ich weiß das ist jetzt vielleicht noch schwer zu glauben, doch diese Menschen sind alles andere als gutmütig. Glaub mir ich habe mich genauso täuschen lassen wie du.", ich wollte sie aufmuntern und ihr eine Schulter zum anlehnen sein, doch sie schüttelte nur wieder den Kopf. In ihrem Kopf ratterten nur so die Zahnräder. "Nein, sie waren es nicht." Auf einmal wirkte ihr Blick traurig aber auch ein wenig einschüchternd. Das blanke Feuer brotzelte in ihren Augen. "Mein Kind, wir haben Beweise. Was lässt dich so denken?" Azriel und seine Familie betrachteten unser Gespräch nur aufmerksam. Cyrian war stolz auf meine Enkelin; stolz das sie zu ihm hält und für ihn kämpft. Im normal Fall wäre ich genauso stolz gewesen, doch die Umstände geben mir keinen Platz dafür. "Weil ich da war Großvater. Mein Mate und seine Familie haben nichts damit zu tun.", eine stille, einsame Träne fand ihren Weg über ihre Wange. Als ihre Worte bei mir ankamen gefror mir das Blut in den Adern. "Du bist was?" übernahm Azriel das Reden. Wir wussten beide was für eine Grausamkeit am Tatort vonstatten ging, eindeutlich kein Bild für Kinderaugen. Marcus lehnte sich leicht über den Tisch und legte sein Kinn auf seine Handballen ab. Ich kannte diese Position nur zu gut, wie oft ich sie schon erleben durfte. Unzählige Male. Seine Augen stachen in Evas. "RAUS AUS MEINEM KOPF." zischte sie und er zuckte zusammen. "Wer Eva?", ich musste Marcus eine Hand auf die Schulter legen damit dieser nicht die Kontrolle über seinem Wolf verlor. Er hatte die letzten zehn Jahre damit verbracht über den Tod seiner Mate und Adoptivtochter hinweg zu kommen, doch auf diese Situation war er nicht vorbereitet. Niemand von uns war das. "Dein Vater.", hauchte Cyrian, ehr zu sich selbst als zu uns anderen, als hätte er gerade das letzte verlorene Puzzleteil zusammensetzen können. Eva wurde ganz bleich. "Unsinn Sohn, weshalb sollte der König seine eigene Frau und potentiellenThronfolger umbringen?", zischte nun Azriel mahnend. Ich musste ihm rechtgeben, das machte wohl kaum Sinn, doch die einzige Person die die Wahrheit kannte war meine Enkelin. "Eva." hauchte ich und reichte ihr meine Hand über dem Tisch hinweg. Sie biss in die innenseite ihrer Wange und schaute auf ihren Schoss. Sie hatte Angst vor etwas.
Ihr Ehemann schlang seine Arme um sie und flüstete "Mein Engel." in ihr Ohr. "Keine Geheiminisse mehr.", Sie nickte und wischte sich über das Gesicht. Marcus und ich sprangen von unseren Stühlen und liefen auf Evas Seite. Nun war sie von Leuten umzingelt, von Menschen die sie liebte. Da gab es nichts vor dem sie angst haben müsste, wir würden sie immer Beschützen und es wird Zeit das sie das auch versteht. "Sie haben gestritten." krachzte sie, woraufhin Selina ihr ein Glas Wasser reichte. "Er hat davon Wind bekommen, dass Marcus Moms Mate ist und ist ausgeflippt. Er war fest der überzeugung das das Kind von ihm sein würde.", Marcus neben mir schluckte schwer. "Ich habe mich im Kleiderschrank versteckt weil ich Angst hatte." sie schluchzte schwer und suchte die Hand ihres Gefährten unter dem Tisch. "Er hat sie an den Haaren aufs Bett gezogen und-", sie musste nicht weiterreden, wir wussten worauf sie hinaus wollte. "Daraufhin hat er sie geschlagen, ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt. Da war überall Blut. Als- Als sie sich nicht mehr bewegt hat, hat er den Raum in Brand gesetzt. Das ganze Schloss lag im Flammen."
"Er ist das Monster das du nicht sein willst." flüsterte ihr Gefährte und strich ihr beruhigend durchs Haar. Es war mir sofort klar das dieser König mehr Dinge wusste als ich, doch das Puzzle legte sich nach und nach zusammen. "Aus Angst die Krone zu verlieren stempelte er es als ein Attentat ab."
Meine Stirn lag in Falten, "Aber die Krallen Abdrücke?!" Eva räusperte sich und strich ihr Kleid glatt. "Da war tatsächlich ein Werwolf, so genau erinnere ich mich nicht mehr, doch er hat mich aus den Flammen gerettet und mich daraufhin zu Tante Erica gebracht."
"Erica? Meine Tochter Erica? Sie wusste das du lebst, aber wie?", sie zuckte bloß mit den Schultern. Eva brauchte etwas Zeit mit ihrem Gefährten, die beiden lagen gegenseitig in den Armen des anderen und gaben sich halt. Ich nickte Azriel zu um ihm zu Signalisieren, dass wir unter vier Augen sprechen sollten.
Wir verließen zusammen den Raum und ließen uns im Kaminzimmer nieder. Er schüttete mir ein Glas Scotch ein und reichte es mir. Für einen Moment der sich wie Ewigkeiten anfühlte schwiegen wir. "Es tut mir vom Herzen leid Azriel. Ich hätte es besser wissen müssen, als meinen ältesten Freund des Mordes zu beschuldigen.", Azriel lächelte leicht und legte mir eine Hand auf die Schulter. "Wir sind nun alle Familie Henry, und Familie vergibt sich. Eva ist ein Fantastisches Mädchen und wird bestimmt eine sensationelle Königin machen." lachte er und trank aus seinem Glas. Ich wusste das das Thema somit noch nicht gegessen war, mein Zweifel an seiner Loyalität wird seine Spuren hinterlassen, welche Zeit brauchen um vollkommen zu heilen. Doch nun müssten wir uns erstmal einen Schlachtplan ausdenken, denn eins stand fest, Rache wollten wir alle bekommen.
"KÖNIGIN!", rief ich plötzlich und sprang auf. "Eva ist die Königin!" murmelte ich. "Ja mein Freund, das sagte ich bereits." sagte Azriel verwirrt, doch ich schüttelte den Kopf. "Evas Vater ist nicht in die Königliche Familie geboren worden, er hat erst durch die Heirat und den Tod seiner Frau und Erben die Krone erhalten." sprach ich, und langsam schien mein Gegenüber zu verstehen worauf ich hinaus wollte.
"Aber Eva lebt.", ich nickte. "Sie ist die Thronfolgerin, sie ist die rechtmäßige Königin." hauchte er und wieder nickte ich. Und auf einmal waren es nicht mehr zwei Visionäre; zwei alte Männer in einem Salon in einem Schloss, sondern zwei verbündete Königreiche gegen einen kaltblütigen König und seine Armee.
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Das Spiel mit Feuer und Eis
FantasyUnsere Welt lebte schon seit Jahrhunderten in Harmonie. Im Gleichgewicht. Es gab sowohl Gerechtigkeit wie auch Ungerechtigkeiten. Es gab Glück wie auch Unglück. Es gab das Gute wie auch das Böse. Es gab Feuer wie auch Eis. Man musste sich nur entsch...