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Ein paar Abende nach unserer Ankunft bin ich - wie jeden Tag - bei Akela und miste seine Box aus, füttere ihn und gebe ihm Wasser. Zwar meinte Lindir, die Elben würden sich um ihn kümmern wie um die anderen Pferde auch, aber abgesehen davon, dass Akela außer mir - und ab und an Gandalf - niemanden an sich ran lässt, wollte ich das nicht. Ich wollte mich selbst um meinen engsten Freund kümmern.

Als ich fertig bin, verabschiede ich mich von Akela und verlasse die Ställe, um auf mein Zimmer zu gehen. Auf dem Weg dorthin treffe ich auf Bilbo.

"Wieso bist du nicht bei den anderen?"

Der Hobbit fährt erschrocken herum. Er beruhigt sich etwas, als er sieht, dass ich es bin, die ihn angesprochen hat. "Dasselbe könnte ich dich fragen."

"Ich war bei Akela. Jetzt lass dir nicht alles aus der Nase ziehen", brumme ich. "Es interessiert mich nicht so sehr, dass ich ewig nachbohren werde."

Bilbo zieht die Mundwinkel nach oben, doch das Lächeln erreicht nicht seine Augen. "Ich glaube, die meisten der Zwerge wollen mich nicht um sich haben. Sie denken, ich hätte in Beutelsend bleiben sollen... Und ich weiß, dass du das auch so siehst."

Ich öffne den Mund, um zu widersprechen, tue es aber nicht. Stattdessen gebe ich zu: "Anfangs, ja. Ich dachte nicht, dass du lange durchhalten würdest... Aber ich fange an, daran zu zweifeln." Unbeholfen lege ich eine Hand auf Bilbos Schulter. "Hör zu, Kleiner... Ich bin nicht gut in sowas, aber, äh... Ich denke, du solltest dich selbst nicht so unterschätzen."

Bilbo hebt eine Braue. "Meinst du?"

Ich nicke ernst. "Ja. Meine ich." Da ich merke, dass Bilbo immer noch Schwierigkeiten hat, mir zu glauben, seufze ich und sage: "Ich kenne eine junge Frau, die sich selbst auch des Öfteren unterschätzt hat. Aber irgendwann hat sie gemerkt, dass es besser ist, etwas zu versuchen und zu scheitern, als von Anfang an aufzugeben." Beschämt beiße ich mir auf die Unterlippe. "Sie... Sie weiß, dass sie manchmal echt... anstrengend sein kann." Bilbo lacht leise. Ich funkle ihn wütend an und er verstummt. "Auf jeden Fall...Tut ihr das leid", nuschle ich. Trotzdem versteht Bilbo es.

Nun komplett ernst schüttelt er den Kopf. "Ich denke nicht, dass sie mit Absicht so... unfreundlich ist. Ich denke, sie wurde irgendwann mal sehr verletzt und baut deshalb diese..." Mit Handbewegungen versucht er, seine Worte zu verdeutlichen. "... Schutzmauer um sich herum auf."

Ich schlucke bloß, unterbreche ihn nicht. Darum redet er weiter.

"Ich denke... Sie wurde gebrochen. Wie eine schöne Vase, die jemand zerschlagen hat. Nur Glück und Geschick können sie wieder so zusammensetzen, wie sie vorher war. Und da niemand bereit war, dich - äh, sie - wieder zusammenzusetzen, musste sie das irgendwie selbst in die Hand nehmen."

Verdutzt und mit offenem Mund starre ich Bilbo an. "Woher weißt du das?", frage ich dummerweise, statt es abzustreiten. "Bin ich so leicht zu durchschauen?"

Beruhigend schüttelt er den Kopf. "Nein... Ich passe nur sehr gut auf."

Mir fällt die Nacht bei den Trollen ein. "Bilbo... Kann ich dich etwas fragen?" Er nickt und ich fahre fort. "Als wir versucht haben, die Ponys und Akela vor den Trollen zu retten... Da..." Ich suche nach den richtigen Worten. "Da hast du etwas gesehen."

"Glaub mir, in dieser Nacht habe ich vieles gesehen", meint Bilbo, sagt dann aber: "Ich bin kein Experte, aber ich bin mir sicher, dass ich unter anderem gesehen habe, wie du kurz davor warst, Magie anzuwenden."

"Ja... Das." Ich räuspere mich. "Du hast doch niemandem davon erzählt, oder?"

Irritiert runzelt er die Stirn. "Wieso soll das ein Geheimnis bleiben?"

↬ 𝐇𝐞𝐚𝐫𝐭 𝐎𝐟 𝐒𝐭𝐨𝐧𝐞 // 𝐅𝐢𝐥𝐢, 𝐓𝐡𝐞 𝐇𝐨𝐛𝐛𝐢𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt