𝐏𝐑𝐎𝐋𝐎𝐆

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Der Rauch nahm ihr die Möglichkeit, zu atmen, ließ ihre Lungen schmerzen. Sie hustete, versuchte, durch die Flammen etwas zu erkennen.

Doch sie sah nichts. Nichts, außer brennender Häuser.

Sie wusste nicht, wo ihr Vater oder ihre Geschwister, Piri und Nela, waren, doch sie wusste, dass sie aus den Flammen raus musste. Ich kann nicht ohne sie gehen! Ihr Herz riet ihr, ihre Familie zu finden und sie zu retten, doch ihr Verstand schrie, sie solle ihren Hintern sofort in Sicherheit bringen. Du wirst sterben, bevor du sie findest, rief eine Stimme in ihrem Kopf. Höchstwahrscheinlich sind sie längst tot.

"Nein...", keuchte sie, wurde erneut von Hustanfällen durchgeschüttelt. Ihre Augen tränten von dem Qualm, ihre Haare waren zerzaust und ihre Haut schwarz vom Ruß. Ich muss sie finden...

Über ihr knarzte etwas. Sie hob den Kopf und riss die Augen auf, als sie erkannte, dass das Haus neben ihr zerfiel und die Wände auf sie einstürzten. Reflexartig hob sie schützend ihre Hände, kniff die Augen zusammen. Ich werde sterben!, dachte sie, erwartete, von den Bruchstücken des Hauses erschlagen zu werden.

Doch nichts geschah.

Zögernd öffnete sie die Augen. Sie erschrak, als sie feststellte, dass sie versehentlich ihre Magie eingesetzt und so eine Art schützende Blase um sich herum gezaubert hatte. Nochmal gutgegangen... Jetzt schnell weg hier!, meldete sich die Stimme wieder.

Sie drehte sich um und rannte los, in Richtung der Grenze. Doch selbst, als sie ihr Dorf und die Flammen endlich hinter sich gelassen hatte, hielt sie nicht an. Sie lief weiter und weiter, in den naheliegenden Wald hinein, und erst auf einer Lichtung brach sie zusammen und blieb im Gras liegen.

Sie konnte kaum noch atmen, ihre Brandverletzungen schmerzten und ihr Kopf dröhnte.

Sie schloss die Augen.

Du musst wach bleiben!, rief die Stimme, doch sie hörte nicht auf sie. "Ich muss mich nur... kurz ausruhen..." Hustend rollte sie sich zusammen, blieb im hohen Gras der Lichtung liegen, während die untergehende Sonne den Himmel blutrot färbte.

Noch bevor der nächste Morgen anbrach, fand jemand das kleine, bewusstlose Mädchen reglos auf dem Boden liegend.

"Hier drüben!", rief der Ork, hielt seinen knurrenden Warg an. Das Tier betrachtete das Mädchen und fletschte knurrend die Zähne, Speichel tropfte von den Lefzen. Es hob den Kopf, als ein größerer, weißer Warg aus dem Unterholz trat und knurrend neben ihm stehenblieb. Auf seinem Rücken saß ein bleicher Ork, übersäht mit Narben. Ihm fehlte ein Teil seines linken Arms, statt einer Hand befand sich dort ein Speer.

"I-ist sie das?", fragte der kleinere Ork und hielt den Atem an.

Der bleiche Ork - Azog, der Schänder, wie er von den meisten genannt wird - stieg von seinem Warg ab und ging auf das Kind zu. Er kniete sich neben sie, betrachtete sie genau. Als er das schwarze Symbol zwischen ihrer Schulter und Brust entdeckte, grinste er triumphierend. "Ja", knurrte er dabei. "Sie ist es."

Er stand auf und pfiff durch die Zähne, kurz darauf erschienen weitere Orks und Warge auf der Lichtung. Azog befahl ihnen, das Mädchen mitzunehmen, und stieg selbst wieder auf den Rücken seines weißen Wargs.

Dieses Kind, so jung und klein es jetzt noch sein mochte, hatte unglaublich große Macht. Wenn sie wollte, könnte sie ganze Heere binnen kurzer Zeit auslöschen, auch, wenn sie das vielleicht gar nicht wusste. Es gab nur zwei Gründe, weshalb Azog sich einer solchen Gefahr freiwillig aussetzte.

Erstens: Er besaß etwas, das ihre Macht lindern konnte. Es nahm sie ihr zwar nicht, aber schwächte sie ab; ein Amulett, das einen Teil ihrer Magie in sich speichern konnte. Trotzdem war das Mädchen noch gefährlich.

Zweitens: Diese Gefahr, die die Kleine bedeutete, war Azogs Chance, seinen Feind Thorin Eichenschild ein für alle Mal zu vernichten... Und mit ihm seine gesamte Blutlinie.

↬ 𝐇𝐞𝐚𝐫𝐭 𝐎𝐟 𝐒𝐭𝐨𝐧𝐞 // 𝐅𝐢𝐥𝐢, 𝐓𝐡𝐞 𝐇𝐨𝐛𝐛𝐢𝐭Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt