Zigarettenrauch

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Der Mantel der jungen Frau der sie von der noch andauernden Kälte schütze wehte im Wind, ihre Zöpfe schmiss sie ebenfalls zurück. "Mitkommen!" Die junge Frau war gereizt, nein das war kein Ausdruck für ihre Gefühle, Jewa war ein Lager mit Sprengstoff in den man jeden Moment ein Feuerzeug werfen würde. Draußen wurde es langsam wärmer, der Frühling stand vor der Tür. Durch die Unfähigkeit dieses Schwachmatten waren wieder Russen gestorben, Russen die sie eigentlich hatten retten sollen.

Ihre Hand traf ein wenig fester das dunkelbraune Holz der Tür als gewollt, dieser Mann da reizte sie durch pure Anwesenheit, durch pure Unfähigkeit! Wenn man das Geschick eines Elefanten im Porzellanladen hatte, sollte man vielleicht besser zu den Panzern gehen, doch vermutlich wäre Herr Einstein neben ihr dann der Meinung es handle sich um ein Auto. Jewas Oberkörper war wie es sich gehörte durch gestreckt, als sie nach einem Herein neben Papow und Major Stenke und salutierte, wie es die Ordnung es befahl. Ihre Kleidung war ein einziger Matschklumpen, ihre Haut sah auch nicht viel besser aus, was die beiden Männer auch wenn sie es nicht zugeben würden ein wenig belustigte.

"Nun wie ich sehe war ihre Mission wohl erfolgreich..." Papow versuchte sich wirklich seine Belustigung nicht anmerken zu lassen, da müsste wohl jemand in das eiskalte Wasser vor der Tür. Sein Blick ging zu den beiden Soldaten, beide hatten ihre Mützen wie es sich gehörte vom Kopf genommen und trugen sie in der Hand, doch der Neuling sah stumm den Boden an, während Jewa ihn und den Major ansah.

"Nein. Leider ist die Operation fehlgeschlagen Herr Oberleutnant." Bei Jewas Stimme wurde der 17 jährige neben ihr noch kleiner und versuchte fast im Boden zu versinken. Nun war es der Major mit der kleinen Brille, durch die seine grauen Augen riesig wirkten der sich erhob. "Und warum das nicht? Ihre Missionen schlagen doch sonst auch nicht Fehl? Schließlich wollen sie doch zur Elite gehören nicht war Frau Iwano." Die Stimme des Mannes war kühl, ernst und eintönig, ein paar Mal schon hatte sie hier gestanden, doch einschätzen konnte man ihn und seine Laune nie.

"Nun Herr Major Stenke, ich möchte den Genossen Tschioti wegen Befehlsverweigerung und Unfähigkeit melden, weshalb die Bewohner der Siedlung ihr Leben lassen mussten." Jewas Stimme war kühl ohne Emotionen, für den neuen musste das vermutlich schrecklich herzlos wirken, doch er musste sich daran gewöhnen, wie sie alle hier. In der Armee wurde man nun einmal nicht mit Samthandschuhen angefasst, man konnte froh sein wenn einen der Befehlshaber nicht immer irgendwelche Beleidigungen entgegen schmiss. Jewas braune Augen sahen stumm zu wie sich der Major erhob und auf den neuen zu trat.

"Nun Herr Tschioti, was glauben sie wo wir hier sind? In der Schule? Kaufen sie sich ein Butterbrötchen und gehen wieder nach Hause. Hier haben sie nicht zu denken, was ja bei ihren wenigen Gehirnzellen wohl sowie so nicht möglich ist. Sie haben für den nächsten Monat Wasch und Küchendienst. Des weiteren werden sie mit ihrem Vorgesetzen üben! Haben wir uns da verstanden?"

Jewa wollte sich die Hand vor den Kopf schlagen, warum straffte man sie denn so? Alle Götter mussten sich gegen sie verschworen haben! Als sie endlich wegtreten durften lief die Adjutanten Tochter stumm in den Waschraum, ohne den andren noch einmal anzusehen. Den Matschklumpen den sie Uniform schimpfte gab sie einer der älteren Frauen, ehe sie nach draußen eilte. Mit einer Leinenunterhose und einem Tuch was ihre anderen Intimen Stellen versteckte ließ sie sich in das eiskalte Wasser fallen. Es war so unangenehm kalt, schien aber auch gleichzeitig ihr erhitztes Gemüht zu beruhigen. Es war kaum einer im Lager, da es die Vormittagsstunden waren.

Ihre Gedanken wichen ab in längst vergangene Zeiten. Es war der 28 Oktober 1939, als Jewa neben einen Offizier an der langen Tafel saß. Er war vielleicht 29 Jahre alt, helles blondes Haar und graue Augen. Sie war bei ihrem Vater zu Besuch in Moskau, ihre Mutter war krank, weshalb sie alleine ihn aufgesucht hatte. Dimitri hieß ihr Vater, Stalins persönlicher Adjutant, durch denn sie auch als Gast in der Oper Moskaus saß und beinahe gelangweilt der Musik lauschte. Heute war der 1 Mai, Tag des Frühlings und der Arbeit. Die Oper diente heute als großer Raum für Feierlichkeiten.

Jewas blonde Haare waren zu eleganten Locken geformt, auf denen ein kleines dunkelgrünes Hütchen saß. Ihr Gesicht war von einem natürlichem Make Up geziert, um den Hals eine schlichte Kette mit einer einzelnen Perle daran. Ganz im Stil der Zeit gehalten, trug die Tochter von Stalins Adjutanten ein dunkelgrünes Kleid, mit Gürtel. Ihre Handschuhe waren weiß und sie lächelte den Offizier dauerhaft falsch an. Sie mochte es Offizieren schöne Augen zu machen, sie beobachtete gerne ob nicht doch ein richtiger für sie dabei war. Schließlich war sie im Heiratsfähigen Alter. Ihr Geist schrie nach einer Zigarette, doch ihr Vater hatte diese bei sich behalten. Eine Dame rauchte nicht, eine Dame trank auch keinen Alkohol und dennoch war es das dritte Glas Rotwein an dem sie nippte.

Der Offizier war langweilig, sprach nur von sich selbst und schien ziemlich überzeugt von sich und seiner Arbeit zu sein. Jewa war beinahe dankbar als ihr Vater sich zu ihnen setze mit ihm zwei unbekannte Männern. Ein älterer Herr, mausgraues Haar, mit einer Hakennase und dunklen braunen Augen, die beinahe schwarz wirkten. Er war elegant gekleidet, trug ein elegantes Chackett aus blauem Stoff, doch es war nicht der Alte dessen Ausstrahlung Ewa in einen Bann zog. Nein der jüngere der in ihrem Alter schien.

Auch dieser sah sehr gepflegt aus. Braunes Haar welches voll und wuschelig seinen Kopf zierte, graue Augen die so unergründlich waren wie ein Sturm. Seine Gesichtszüge waren weich, seine Statur ein Traum, für sie auf jedenfall. Der Mann hatte eine Zigarette im Mund und blies den Rauch aus "Guten Tag die Dame." Jewa errötete als Andrej nach ihrer Hand griff und sie küsste. "Ewa das sind Herr Raschket und sein Sohn Andrej. Sie sind Schneider und haben auch das Hochzeitskleid deiner Schwester genäht."

Andrej, ein schöner Name. Ob er wohl noch frei war? Sie würde es testen, der Offizier von eben ließ sie liegen wie ein altes Käsebrot.

Blut und Tod im SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt