Düstere Kapitel

47 6 0
                                    


Am 25 August 1942, wurde der Belagerungszustand der Stadt ausgerufen, es war ein ewig langes Warten, immer näher rückt die 6 Arme mit den 14 Panzer Corps. Die Bevölkerung und die Einheiten aus Stalingrad konnten kaum etwas tun, außer warten und Vorbereitungen treffen. Jewa schleppte schwere Säcke mit Kies, überall wurden Verteidigungspunkte errichtet. Ihre Hoffnung auf ein Ende zu ihren Gunsten war kaum noch vorhanden, so viele Deutsche gegen die wenigen Einheiten und bewaffneten Bürger. Wie stellte sich das die politische Obrigkeit denn vor?! Wenn man schon aus lauter kindlichen Trotz diese Stadt halten wollte, musste man doch auch die nötigen Mittel dafür haben.


Es war der dritte September, acht Kilometer trennten sie noch von den Feinden. Die junge Frau schleppte den letzten Sack und schmiss ihn achtlos auf einen Haufen, sie und Yuri würden sich wie alle anderen Scharfschützen eine Taktik bauen müssen, man hatte die Stadt in fünf Bereiche aufgeteilt, sie und Yuri wären im ersten. Hastig trugen die Stiefel der Adjutanten Tochter durch die Trümmer in eines der Häuser. Um ihren Bauch trug die junge Frau ein buntes Tuch. Diese Tücher waren praktisch, man konnte Steine leichter tragen und des Weiteren waren sie gute Hilfen im Kampf, wenn man klettern wollte. "Yuri, Seil von rechts!" Die junge Frau schmiss dem am Dach stehenden ein Seil zu.


Der Plan war es eine weiße Fahne am Gegenüberliegenden Haus an zu bringen, die durch ein Ruck an einem Seil gehisst wurde, die Verwirrung wollten die beiden Scharfschützen ausnutzen um zu zuschlagen. Die Zivilbevölkerung der Wohnung musste dabei zu sehen, wie die Jewa ihr Wohn und Schlafzimmer zum Kriegsschauplatz umgestaltete. Das Telefon so gestellt, das man im Notfall Kontakt zu den anderen Teilen der Stadt aufnehmen konnte sah sie sich um. Das dunkelgrüne Sofa der Familie hatte sie vor das Fenster geschoben, die Rollläden so gezogen, das man sie von unten nicht sah, man aber durch das offene Fenster gut schießen konnte.


Im Schlafzimmer der Eltern hatte sie kurzerhand das zerstörte Fenster mit Stoffbahnen behängt, Fetzen in denen man den Lauf einer Waffe tarnte. Mehr konnten sie nicht machen, das war ihr kleines Reich. Die Familie tat der jungen Frau schon leid, doch es war Krieg und jeder musste Opfer bringen. "Wenn ich ihnen sage, dass sie gehen müssen tun sie das bitte. Dann suchen sie den Keller auf." Ihre Stimme ließ gar keine Wiederrede zu, auch wenn die Worte durchaus freundlich gewählt waren. Ihr Blick viel zu Juri, der immer noch an der Konstruktion bastelte. Ob das funktionieren würde? Man konnte nur hoffen und beten, dass es das tat.


Die junge Frau positionierte die letzten Dinge als das Telefon klingelte. Alle Privatleitungen waren auf Eis gelegt, nur was innerhalb der Stadt lief konnte noch telefonieren. "Mladschi serschan Iwanow, was gibt es denn?" Ihre Stimmung war angespannt, acht Kilometer noch, acht verfluchte Kilometer vor Leben und Tod. "Frau Iwano wir haben Befehl vom Genossen Stalin erhalten, dass die Stadt unter allen Umständen gehalten werden muss. Versuchen sie so viele Vorsichtsmaßnahmen wie möglich zu treffen. "


"Nun Herr Oberst wir benötigen, noch Granaten, Munition und Ersatzwaffen. Können wir im Sektor drei im Waffenlager uns die benötigen Teile beschaffen?" Da waren Schritte auf der Treppe und Jewa drehte sich um und blickte in Juris Gesicht. "Jewa..." Die blonde Frau signalisierte ihm dass sie telefonierte, doch der junge Mann versuchte immer wieder sie an zu sprechen.


"Einen Moment bitte her Oberst." Die junge Frau nahm dem Hörer vom Mund. "Sag mal bist du vom Dach gefallen? Für was hältst du das denn? Ein Kauknochen?!" Stumm nahm die Frau das Telefon wieder an das Ohr. "Ja. Ja sehr gut Herr Oberst, so machen wir es." Jewa legte den Hörer weg und sah gereizt zu dem Gefreiten. "Was gibt es denn?" Die Adjutanten Tochter massierte sich die Schläfen, es war eine angespannte Situation und die Russin war eh schon bis zum letzten gereizt. Ihre braunen Augen funkelten ihn abwartend an.


"Wir haben ein Problem. Die Seile sind zu kurz, ich komme damit nicht über die Straße." Die Frau seufzte leise auf. "Gut komm mit, wir müssen eh noch ein paar Waffen hohlen. Die Stadt soll unter allen Umständen gehalten werden, keine Rücksicht auf Verluste." Ihre Stimme war bitter, die Befehlshabenden wie Hitler und Stalin hatten es gut, sie waren weit weg vom Krieg, mussten das Grauen nicht selbst sehen und um das eigene Leben bangen. Jedes Haus, jede Straße müsste umkämpft werden, ein düsterer Gedanke. Am meisten kraute es der jungen Frau allerdings durch neue Bomber der Deutschen Luftwaffe.


Da gab es wenigstens in einem Punkt einen Hoffnungsschimmer, die Piloten der Roten Luftwaffe nahmen langsam den Luftraum ein, schnitten Versorgern den Weg ab und lieferten sich harte Luftschlachten. Partisanen Gruppen sprengten die Züge der Deutschen, so dass ihre Versorgung stetig schlechter wurde. Die Front war maßlos überdehnt. Die Waffen und die Lebensmittel für die Rote Armee, reisten nicht so unfassbar lange und bis auf die Deutschen, die in diese Bereiche des Landes noch gar nicht vorgedrungen waren, gab es bis auf wenige Verräter keine Beschädigungen.


Die Last einer bevorstehenden Schlacht lastete auf Jewa und Yuri, das war nichts im Vergleich zu den eher harmlosen Kämpfen der 41 Infanterie, dass hier war ein Selbstmordkommando, gewollt von den Obersten der Macht. Stumm lief sie neben Juri her, auf der Straße bei den die meisten Soldaten und freiwilligen Helfer arbeiteten, spielte auf einem Grammofon das Lied Katjusha vor sich hin. Jewa schloss die Augen, es trieb ihr beinahe die Tränen hervor, sie konnte nur an Andrej denken. Kein Brief von ihm würde sie erreichen, wie denn auch wenn alles runter gefahren war? Es war ein rennen gegen die Zeit, diesen Kampf konnten sie nicht gewinnen, da war sich die junge Frau sicher.

Blut und Tod im SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt