Umgeben von Schwachköpfen

135 12 0
                                    

Liebes Tagebuch,

wir schreiben den 22. August des Jahres 1941. Vor zwei Monaten sind die Deutschen in unser wunderschönes Vaterland eingefallen. Sie wüten wie ein Sturm, bringen Unheil über uns. Ach was kann ich schon berichten, außer das was alles Schreckliches geschehen ist. Diese Wehrmacht ist ein Haufen Schweine, erschießen Frauen und Kinder, alles was sich nicht schnell genug retten kann. Mein liebes Schwesterlein haben sie auch erwischt, nur das sie glücklicherweise noch lebt. Ein ein halb Monate ist es her das mich Andrej ein letztes Mal küsste und mich in den Arm nahm. Wie es ihm wohl geht? Mit mir ist auch einiges passiert, lange hat es gedauert bis sie mir die Zusage gegeben haben. Mit Bestehen der Prüfung bin ich hier akzeptiert, doch ich fühle mich so fremd.

Deine Jewa



Gerade hatte die junge Frau den Füller aus der Hand, erschallte von draußen ein dumpfes Geräusch. Die Gruppe saß in den Ruinen einer Waffenfabrik, ihre Aufgabe war es die Deutschen am Vorrücken zu hindern. Jewa war nicht das gern gesehene Bild einer Frau, nein sie rauchte, trank Alkohol und hatte vor ihrer Verlobung mit Andrej auch gern Offizieren schöne Augen gemacht, doch es wurde geduldet, bei ihrem Vater hätte sich auch niemand getraut etwas zu sagen.



Das blonde Haar der Scharfschützin befand sich in einem Zopf damit ihr die lockige Mähne nicht im Weg war. Ihre Uniform bestand aus einem Rock mit einer Hose darunter und einem eng anliegenden Oberteil, an ihrer rechten Brust steckte das Scharfschützen-Abzeichen. Die 16 Grad waren erreicht unter normalen Umständen würde sie mit Adrej baden gehen, doch leider war es nicht normal.



"Ergebt euch!" Deutsche Soldaten im Hof und sofort ging sie auf Position. Ihr Platz war in einem der Büros, in denen man den Hof überblicken konnte, von der 41 Infanterie waren kaum Leute hier. Insgesamt waren sie 7 Mann, der Rest war mit Oberleutnant Papow an den benachbarten Waldgebieten, wo man den Eindringlingen auflauern wollte. Unterleutnant Smirnow hatte die vorübergehende Befehlsgewalt über die kleine Gruppe. Jewa die von den meisten nur Ewa gerufen wurde, hörte wie das Maschinengewehr eine klare Antwort auf das Ergebt euch gab. Sich zu ergeben war feige, kam Vaterlandsverrat gleich!



Die Adjutanten Tochter sah verbissen nach unten, sie sollte sich zurückhalten hatte man ihr gesagt. Erst im Notfall eingreifen! So überblickte sie die gesamte Fläche. Schreie, anfeuern auf Deutsch. Die blonde Schönheit war der Sprache des Feindes mächtig und ihre Worte machten sie wütend, wie gern sie einfach schon schießen würde. Ihnen diese dummen Sprüche aus dem Gehirn schießen! Nur weil sie von einem ach so tollen Adolf Hitler angeführt wurden, hieß es nicht das sie das überlegenste Volk der Welt waren!



Schüsse, ohne Ende Schüsse und dann kehrte Ruhe ein. Die junge Frau lag wie meist auch auf dem Bauch, ihr Herz setzte für ein paar Sekunden aus. Waren ihre Leute Tod? Auf dem Hof unten an der Hauswand standen die Fremden. "Haben wir sie alle erwischt?"



"Nein ich glaube die Telefonieren noch mit dem Kaspar Stalin." Ein Schuss ertönte und Jewa war beinahe glücklich, dass der Mann Tod zu Boden ging. Schüsse, mehr Schüsse ohne Ende. Die junge Frau wollte beinahe aufschreien, da der Unterleutnant aus dem Fenster des Gebäudes Tod zu Boden stürzte. Mehr Feuer, welches Dumpf in Jewas Ohren klang, ihr Blick ging immer noch zu dem Toten am Boden. Das Feuer hörte auf, warum hörte es auf?! Hatten die darin ihren Verstand endgültig verloren?! Am liebsten würde sie schießen, aber noch war es kein Notfall! Wenn sie jetzt schoss würde sie wegen Wehrzersetzung erschossen werden.



Ihr Atem war schnell und Zwangshaft versuchte sie zu erkennen, was da alles vor sich ging. Es hörte sich nach verbitterten Kämpfen innerhalb des Gebäudes an. Minuten lang ohne zu wissen was los war. Gerade wollte sie den Posten wechseln als sie sah wie von fünf Wehrmachtsoldaten die vermutlich letzten fünf ihrer Gruppe nach draußen gebracht wurden. Wenn die sich ergeben hatten, dann würden sie spätestens von Papow die Leviten gelesen bekommen. Die junge Frau zögerte, eine Sekunde, zwei , drei und richtete die Waffe zur perfekten Position.



Aus den grauen Augen konnte sie sehen wie einer der Deutschen dem Genossen Juri das Gewehr ins Gesicht schlug. "Verfluchtes Bolschewisten Pack!" Gerade als der Mann das gesagt hatte, schoss Jewas Kugel durch die Luft und trafen den Mann in den Kopf, der die Augen verdrehte und Tod nach vorne umfiel. Einer mehr für ihr kleines schwarzes Lederbuch vielleicht schaffte sie es ja irgendwann auf die Bestenliste.



Hektisch wurde sich herumgedreht, man suchte, woher der Schuss kam doch das nutzte die 24-jährige gnadenlos aus, ein Schuss jagte den nächsten. Bis nur noch zwei von ihnen auf den Hof standen, die zurückfeuerten, Jewa zischte auf als eine Kugel haarscharf an ihrem Kopf vorbeiflog doch auch diese beiden wurden gnadenlos niedergemetzelt.



Hastig packte die junge Frau ihr Gewehr und rannte nach unten. "Warum habt ihr Schwachköpfe euch ergeben?!" Die Stimme war leise und bedrohlich, ja diese Idioten hatten Mist gebaut! Stumm nahm sie bei den toten Soldaten die Hundemarke unter die Lupe und notierte den Namen, die Position und das Alter. Nur durch Augenzeugen bestätigte Schüsse durften eingetragen werden und diese Heeren da würde sie sicherlich nicht vergessen. Die abgebrochenen Marken wanderten in ihre Tasche als Nachweis.



Die Männer seufzten auf. "Wir müssen weiter, bevor die Deutschen auftauchen. " Jewa schloss die Augen. "Holt das Maschinengewehr und helft mit den Herrn Unterleutnant unter die Erde zu bringen." Die junge Frau seufzte leise auf, dieser Krieg war so unnötig und würde so unnötig viele Tote auf beiden Seiten bringen

Blut und Tod im SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt