Die Finger des Todes

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Es war soweit, eben hatte man die Meldung gegeben die ersten Deutschen Gruppen hatten die Stadt erreicht und waren in sie vorgedrungen. Jewas Atem ging langsam, noch sah man keinen von ihnen. Ihre Augen waren fokussiert auf die Straße. Die junge Frau kniete auf dem grünen Sofa, neben ihr Juri. "Sie sind im Sektor zwei, vermutlich wird eine weitere Gruppe hier auftauchen." Ihre Stimme war leise, jede zu Laute Bewegung würde sie verraten. Mit der sechsten Armee die unter Generalmajor Friedrich Paulus kämpfte waren Panzer Divisionen mit dabei.

Gegen jene Kolosse hatten die Scharfschützen keine Chance, außer Granaten die sie von ihrem Versteck aus nicht unauffällig werfen konnten. Ihre braunen Augen fixierten weiterhin die Straße. Ihr Herz schien vor Anspannung zu zerreißen, als sie lautes Rattern und Maschinengeräusche hörte. Panzer, Panzer gegen die sie keine Chance hatten. Ihr Augenmerk lag auf Offizieren und wichtigen Waffenträgern, der Rest war die Aufgabe der anderen. Doch aller Aufgabe war es so viele Feinde wie irgendwie möglich unter die Erde zu bringen.

Den Panzer ließen sie passieren, sie würden sich nur ins eigene Fleisch schneiden, wenn sie auf ihn Feuern würden. Schließlich war er tödlicher als sie selbst, Schüsse erfüllten die Luft, vermutlich aus Sektor zwei. Jewa schloss die Augen, ihr Blick ging auf die benachbarten Häuser wo sie im Fenster einen Zivilisten mit Waffe erkennen konnte der auf die Panzer feuerte. Mit großen Augen erblickte Andrejs Ehefrau wie die Panzer nach ein paar Sekunden auf das Haus schossen .Trümmer und Staub, Schreie und Verderben. Jewas Herz wurde so schwer, sie waren alle dem Tode geweiht, diese verfluchte Schlacht würde an die Deutschen gehen, da war sie sich beinahe sicher. Keine Fußsoldaten, nur Panzer.

"Komm schon...komm schon..." Möglichst viele mussten getroffen werden um ein Vorrücken in die weitere Stadt zu sichern. Juri neben ihr war genau so angespannt. Wie sollten sie die Panzer denn aufhalten?! Man würde unten auf den Straßen Granaten gebrauchen können. Doch wie denn ? Es rollte ein Monster nach dem nächsten über die grauen Kopfsteinpflaster der Stadt, die Stalins Namen trug. "Wir müssen hier weg Juri. Hier können wir nichts tun!"

Die Schritte der jungen Frau knarzten auf den Dielen, doch sie waren hart und eilig. Dieser Krieg war so, so unnötig. Diese Schlacht so sinn frei, nur weil sie Stalins Namen trug! Hinter ihr eilte Juri her, ihr Ziel waren die Dächer der Häuser. Die Leiter kletterte sie mit einem verbissenen Blick hoch, wenn sie hier schon starb dann nahm sie wenigstens einen von ihnen mit und wenn es nur einer war. Stumm brachten die beiden Scharfschützen sich auf Position, nun erblickte man die ganze Stadt. Rauch stieg aus den Straßen hervor, die ersten Leichen. Es würden harte Tage werden da war sie sich sicher. Ihr Blick ging nach vorne, so viele Panzer. Nichts was sie zerstören konnten. Stumm deutete sie Juri an, dass sie den Sektor wechseln würden, irgendwo hin wo man sie besser brauchen konnte.

Jewa nahm das Tuch und band es stumm als kleine Sicherheit auf dem Geländer des unterliegenden Balkons fest, sie mussten nach unten, möglichst unerkannt und ohne sich das Genick zu brechen. Jewas Herz raste, ihr Blutdruck lag bei 180 zu 100, Angst und Adrenalin hatten sie fest im Griff. Jetzt hatte sie Gott endgültig verlassen, jetzt würden sie hier als Vieh auf einem menschlichen Schlachthof ihr Leben lassen. Hastig "seilte" sich die junge Frau in Richtung Boden ab, wo das Tuch zu Ende war ließ sie einfach los und hoffte halbwegs weich auf dem Gras des Gartens aufzukommen.

Ihre Stiefel rutschten beinahe weg und ihr Gesicht drohte in das nasse Grün zu fallen, ein paar Sekunden zu Orientierung benötigte sie schon. Die schwarzen Lederstiefel hatten das Aufkommen nicht wirklich gebremst, so dass ihre Füße wahnsinnig wehtaten, doch hastig lief sie aus dem Weg damit Juri nach unten kommen konnte. Als der blonde Mann noch uneleganter neben ihr gelandet war, hasteten die beiden im Schatten von Hauswänden und Bäumen weiter. Ihr Blick wurde groß als sie durch eine Hecke Fußsoldaten erblickte. Bedeutungsvoll sah die Junge Frau Juri an und begab sich auf Position.

Das Gewehr richtete sie stumm aus, alles musste schnell und doch genau gehen. Ihr braunes Auge visierte genau einen von ihnen an, es schien ein Leutnant zu sein, wenn sie es auf die Entfernung richtig erkannte. Schuss und der Mann ging zu Boden, Zeit oder Motivation für Freude hatte die Adjutanten Tochter nicht. Schnell lehnte sie sich an die Hauswand, gerade noch so, da in die Hecke gefeuert wurde, da man ja nun wusste das Scharfschützen dort Stellung genommen hatten.

Juri lag auf dem Bauch auf einer Bank vor einem kleinen Pavillon, der zu der nahen Parkanlage gehörte. Seine eisblauen Augen funkelten gefährlich als er die Waffe anlegte. Sein Ziel war ein noch unbestimmter Soldat, doch auch er schoss zu, traf ein Bein eines Deutschen. Hastig wechselte auch er die Position, sie mussten hier schleunigst eine neue finden ansonsten wären sie die nächsten Toten, die man vielleicht nie mehr fand. Hastig robbte der Minderjährige hinter die Schützenden Mauern eines Brunnens. Staub erfüllte die Luft und es wurde schrecklich heiß in der Nähe des Hauses wo Jewa eben noch gelegen hatte. Dort war eine Grande entzündet worden, hustet rappelte er sich auf. Wo war Jewa?! 

Blut und Tod im SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt