Der Anfang des Endes

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(Kleine Stelle die ich kurz ansprechen möchte. Es gibt anscheinend auch sehr dumme Menschen die meine Bücher lesen und mir dumme Dinge in der PN zu schicken. Also dieses Buch soll nicht die Rote Armee beschönigen, da die auch Kriegsverbrechen begangen haben. Allerdings spielt diese Geschichte aus der Sicht einer Russin, dass die dafür jetzt nicht so den Blick hat, sollte jedem klar sein. Obwohl auch hier noch Kriegsverbrechen durch die Russen thematisiert werden. PS wir haben das Jahr 1945 noch nicht erreicht!)

Neunter Januar 1943, die Schlacht von Stalingrad war so gut wie entschieden. Trotz der hohen Verluste wurde ununterbrochen gekämpft. Das Blatt hatte sich gewendet, waren es vorher die Deutschen die weite Teile der Stadt erobert hatten so war es nun die Rote Armee. Man hatte den Deutschen gestern das Ultimatum gesendet, ein Kapitulationsschreiben mit Forderungen, doch wie erwartend hatten die Deutschen das abgelehnt. Hitler war wohl noch ein größerer Mistkerl als die junge Russin erwartet hatte. Schließlich gab er der 6 Arme damit nur noch die Möglichkeit zu sterben.

Die Truppen der roten Arme bäumten sich noch einmal auf, Artilleriebeschuss aus 5000 Geschützen, 250 Panzer und 212 000 Fußsoldaten. Jewa lag in den Trümmern des Hauses, ihre Augen fokussierten scharf den Leutnant. Die Schlacht von Stalingrad hatte ein weiteres Opfer gefordert, Juris rechtes Bein. Die Explosion einer Granate hatte ihm das Bein abgerissen und der junge Mann war ausgeflogen worden. Nach dieser Schlacht und nach dem Krieg wollte sie sich unbedingt nach ihm erkundigen. Hätte ihr jemand vor einem Jahr erzählt, dass der unfähige Idiot ein ausgezeichneter Schütze und Freund werden würde, hätte Jewa wohl voller Unglaube gelacht. Doch ob Juri es wollte oder nicht, für ihn war der Krieg vorbei.

Voller Motivation schoss sie zu, diese Schlacht konnte nicht mehr lange dauern! Es beflügelte ihr Herz, ließ ihre Hoffnung entflammen, dass diese Toten hier doch nicht völlig umsonst gewesen waren. Außerdem hatte sie erfahren, dass ihr Ehemann zu den Belagerern gehörte, vielleicht sahen sie sich ja, zu mindestens wünschte sich die Frau es mit ganzem Herzen. Rauch und Schutt versetzten der kalten Morgenluft einen beisenden Geruch, man sah die eigene Hand nicht mehr. Großflächig trafen die Artillerie Geschosse die letzten Stützpunkte der Deutschen, war Jewa jemals so glücklich während einer Schlacht? Vermutlich nicht, der Major hatte eine mitreisende Rede gehalten, seiner Gruppe noch einmal Mut zu gesprochen. Bald, bald war es vorbei, hatte Gott ihre Gebete etwa erhört?

So viele Schüsse und Jewa hastete schnell auf eine neue Position. Juri fehlte ihr, alleine in den Trümmern zu kämpfen war härter und man war einsam. Jewa konnte nicht mehr warten, sie wollte es auch gar nicht. So viel war vorgefallen, so lange hatte sie gewartet, langsam verließ s ihr Verstand ihren Kopf, während Andrej aus ihrem Gedächtnis wich, bahnte sich ein anderer Mann an. Nicht das sie ihn lieben würde, nein ihr Herz galt ihrem Ehemann. Die 25 Jährige hatte keine Zeit über die gestrigen Ereignisse nach zu denken, sie hatten ihre Kälte im Herzen erreicht, doch nicht durchbrochen. Doch sie spürte immer noch die eiskalte Finger des Soldaten an ihrer Haut, der Atem und das wilde Schnauben. Wie ihr Kopf gewaltvoll auf den zerstörten Boden des Hauses gedrückt wurde.

Die Adjutanten Tochter hatte völlig verweint um sich geschlagen, doch das hatte den Soldaten aus der eigenen Truppe nicht aufgehalten. Körperlich war er ihr überlegen, hatte leichtes Spiel gehabt die hasrischen Bewegungen unter Kontrolle zu bringen. Ihre Tränen waren ihm egal gewesen, auch ihr Schluchzen. Wie ein Tier hatte er die schluchzende junge Frau entkleidet liegen gelassen. Jewa hatte es nicht gemeldet, glauben würde man ihr eh nicht schenken, schließlich war ihr Peiniger ein Leutnant und sie nur eine Unteroffizierin. Die Sowjetunion war konservativ, Frauenrechte oder ein selbst bestimmtes Leben waren hier nicht an der Tagesordnung.

Ihre braunen Augen wanderten über die Straßen der Stadt, auf den Boden lagen Leichen. Zu viele, wie viele hier auf beiden Seiten schon das Leben lassen musste wollte sie sich gar nicht vorstellen. Zu viele auf jeden Fall, dieser ganze sinnlose Krieg hatte zu viele Opfer gefordert. Hastig positionierte die Russin das Gewehr neu und blickte über die Straße. Ihr Blick ging starr auf den Leutnant der ihr ziemlich gegenüber saß, nur auf der anderen Straßenseite. Ein wölfisches Grinsen hatte sich auf das Gesicht des Rotarmisten gelegt. Er gehörte zu jenen Soldaten, die jeden toten Deutschen bejubelten. Von Gefangenschaft oder den Feind laufen zu lassen hielt er nichts.

Jewa wusste das der überzeugte Parteimann kein angenehmer Zeitgenosse war, er hatte sie gelockt, ihr berichtet es ginge um neue Pläne die er mit ihr in Ruhe besprechen wollte. Doch in der Realität hatte er die Frau auf den Schutt des Bodens getränkt. Reue empfand Jotrisch nicht, immerhin war sie eine Frau, das war ihre Aufgabe und nicht das Führen einer Waffe. Die Tochter von Stalins Adjutanten verlor völlig den Faden, ihr Blick blieb auf ihrem Peiniger hängen. Würde er das wieder tun? Wenn ja, dann sollte er büßen noch einmal würde sie es ihm nicht so leicht machen. Krachend schlug neben ihr ein Geschoss ein. Der Kehle der jungen Frau entwich ein Husten, sie musste hier raus. Hastig trugen sie ihre Schritte über die Steine, beinahe stolperte sie doch gerade so viel sie nicht zu Boden. Ihre Sicht war verschwommen und benebelt. Hartes Zische, Flugzeuge.

Jewa bettete das es die eigenen Leute waren, doch auch das würde sie nicht von einem Bombenhagel retten können, schließlich standen sie an den feindlichen Bereichen der Stadt. Von draußen hörte man Schreie. "RÜCKZUG!" Man musste aus den Gebieten raus wo die Bomben der Luftwaffe fallen würden. Jewa spürte ihre Beine gar nicht mehr, voller Hast viel sie beinahe die Treppe herunter. Ihr Gesicht landete in den Trümmern, hinterließ schmerzhafte Strammen. Die Luft war hell erleuchtet, überall Flieger. Jewas Herz raste, als sie sich aus den Trümmern erhob, sie wollte nicht sterben! Nicht ohne ein letztes Mal in den Armen ihres Mannes gelegen zu haben.

Arthur stand mit dem weißen Kittel über der Uniform vor den Toren des Lazaretts und blickte mit anderen dem Schauspiel dort zu. Sein Herz schnürte sich voller Sorgen zu, immerhin war dort in der Stadt wo die Bomber flogen auch seine kleine Schwester. "Bereiten sie alles vor. Da werden sicherlich genug von unseren Leuten verletzt werden!" Manchmal fühlte er sich einfach alt und ausgezerrt, der Krieg hatte ihm jegliche Freude an der Tätigkeit als Arzt genommen.

Blut und Tod im SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt