Langersehntes Wiedersehen

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Jewa saß auf den Trümmern und rauchte eine Zigarette, den Qualm blies sie achtlos aus. Ihr Blick viel auf die Menschenreihen, es waren 91 000 Kriegsgefangenen von denen nur die wenigsten bis 1956 nach Deutschland zurückkehren würden.

Russen die daneben standen und aufpassten das die Gefangenen nicht aus der Reihe tanzten. Hin und wieder suchte man Männer heraus, die bekannt unter der Roten Armee waren. Jewas Augen musterten die Gefangenen, ihre Gedanken gingen unweigerlich an die Männer des Landes die in Deutscher Hand waren, für sie würde es nach einem gewonnen Krieg auch nicht leicht werden. "Es gab keine Gefangenen, es gab nur Vaterlandsverräter. "Solche Parolen hörte man immer wieder, Stalin würde wohl auch bei ihnen nicht untätig bleiben. Wie würde es für sie weiter gehen? Jewa wusste das der Major erwähnt hatte, dass Stalin die Verteidigung der Stadt mit einem speziellen Orden belohnen wollte, doch das brachte die Toten auch nicht ins Leben, und den Verletzten die Gesundheit.

Jewa wünschte sich einfach einmal ein paar Tage aus dem Kriegsgeschehen zu flüchten. Motrjk hatte gemeint, dass ihre Leistungen gemeldet werden müssten. 140 Abschüsse waren gefundenes Futter für Propaganda, Jewa wollte nicht für Propaganda genutzt werden. Natürlich war ihr bewusst das Soldaten oder Offiziere die mit Leistungen glänzten als Antrieb Vergünstigungen bekamen. Materiell, mehr Essen oder bei Bestleistungen sogar Fronturlaub. Die junge Frau wusste nicht was außer v Essen erstrebenswert sein sollte, bei einem Fronturlaub müsste sie nach Moskau zu ihrem Vater, oder Andrejs Eltern aufsuchen.

Ihre Blicke vielen über die Einheiten, die Belagerer waren in die Stadt gekommen um sich das Schauspiel anzusehen und später die "Helden" Stalingrads mitzunehmen. Ihre braunen Augen blickten sich um, da war dieser Mann. Konnte es sein?! Hastig sprang sie auf und eilte zu dem Fremden. "Andrej?!" Ihr Ehemann sah anders aus, er war in 2 Jahren um 20 Jahre gealtert. Sein Gesicht war eingefallen, er hatte einen Vollbart und müde Augen. "Jewa?"

Konnte es sein das seine Jewa da wirklich stand, hastig drehte der Unteroffizier sich um, Tatsache. Er spürte wie sich der Oberkörper seiner Ehefrau an ihn drückte. Lieblich und sanft war sie wie immer. Hastig schloss er die Arme um ihren Körper. Beinahe liefen dem Soldaten Freudentränen über die Augen, sie war hier bei ihm und lebte. "Andrej...." Jewa fing an zu weinen, es war schön ihn in Sicherheit zu wissen, zu wissen dass er wenigstens im Moment noch lebte und Gesund war. Die Scharfschützin schluchzte leise an seine Uniform, wie glücklich sie doch war. Im Krieg seine Liebste ohne Fronturlaub zu halten war beinahe Paradox.

Andrej drückte sie enger an sich, keuchte vor Glück. "Jewa." Seine Hände wanderten über ihren Körper, er wollte sie für immer in Sicherheit wissen, doch bereits in wenigen Tagen würden sich ihre Wege wieder trennen. Sanft schob er sie ein wenig weg und hob sanft ihr Kinn an. "Jewa Liebste." flüsterte er und seine grauen Augen trafen ihre Braunen. Jewa lehnte sich nach vorne und küsste ihren Ehemann. Ihr war egal wer es sah, was andere darüber dachten. Jetzt zählte nur noch er, dass er sie mit seinen starken Armen hielt.

Andrej spürte wie glücklich er war, alles in ihm zog sich zusammen. Heute und morgen würden sie hier ruhen, die größten Schäden in Ordnung bringen. Alles was noch zu retten war einladen und dann weiter fahren. Er drückte ihre Hand, seit zwei Jahren sehnte er sich nach ihr und jetzt war sie hier, hier bei ihm. Lachend küsste er sie, in seinen grauen Augen standen Tränen der Freunde. Der Schneider legte einen Arm stumm um seine Liebste, lachte sie fröhlich an.

Am Abend saßen die Truppen der Roten Armee zusammen, mit ihnen Zivilsten. Die Glocken des Kirchturms, der wunderlicherer Weiße das Bombadaemat der Luftwaffen überlebt hatte schallten in den Abend hinein. Die Soldaten saßen zusammen, einige tanzten fröhlich vor sich hin, andere rauchten und spielten Karten. Es war immer noch ziemlich kalt, doch das hielt die Gruppen nicht davon ab zu feiern. Zuvor hatte man noch Leichen vergraben, die man überall in der Stadt gefunden wurden, einige konnte man gar nicht mehr identifizieren. Mann hatte auch den Feind unter die Erde geschafft, der Wiederaufbau der Stadt würde wohl ziemlich lange dauern. Musik wurde gespielt, ein paar Zivilisten mit Instrumenten. Auf den Tischen die man herbei geschleppt hatte stand Essen, gerade für die Zivilsten die kaum Versorgung erhalten hatten sehr begehrt.

Es wurde Karten gespielt und geraucht, man feierte den Sieg der für die Propaganda wertvoll sein würden. Andrej saß neben seiner Liebsten, drückte sie an sich. Die beiden saßen einem Mann seiner Einheit lachend gegenüber und spielten Karten. Es tat wirklich gut, einmal Abstand von den Kriegstagen zu bekommen. Neben den beiden stand die Flasche Wodka, eine Lüge wäre es zu behaupten, dass sie noch nüchtern waren. Jewa sah plötzlich auf. "Andrej unser Lied!"

Andrej und Jewa hatten bei dem Treffen in der Oper zu einem Lied getanzt, danach war es ihr ihr Lied. Die Scharfschützin in der dreckigen Uniform griff nach seiner Hand und hastete zur Tanzfläche. Soldaten die mit Zivilisten tanzten und lachten. Die wenigen Frauen der Armee die in den Armen von Rotarmisten lagen, Kinder die überall herumliefen. Jewa lachte fröhlich als sie die Hand ihres Ehemannes an der Taille spürte, tanzen konnte der Schneider stets ausgezeichnet doch durch die Tatsache das sie beide ein wenig betrunken waren, sah es nicht mehr so elegant aus. Der Abend war herzlich und ging bis spät in die Nacht, es war 2 Uhr am Morgen als das Ehepaar sich zurückzog.

An Schlaf war allerdings nicht zu denken, Jewa hatte Andrej nichts von dem unfreiwilligen Mal erzählt, dass würde sie nach dem Krieg machen. Andrejs Hände spürte die junge Scharfschützin und sie gab sich ihm völlig hin, ihre Augen sahen fest in seine. Es war so schön, ließ die Kälte die ihr Herz zu fressen versuchte schmelzen, es war hier und das machte sie glücklich.

Blut und Tod im SchneeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt