Nach ein paar Minuten rennen bekomme ich langsam wieder einen klaren Kopf. Ich setze mir ein Ziel, weiß jetzt wo ich hin will.
Bis zum Morgengrauen renne ich durch und langsam komme ich meinem Ziel näher. Trotzdem komme ich langsamer voran als gedacht, etwas in mir sträubt sich gegen mich, es zieht mich in die entgegen gesetzte Richtung. Es zieht mich zu Clayden.
Je weiter ich mich von ihm entferne desto schwieriger wird es sich dem Gefühl zu widersetzen.
Etwa gegen acht Uhr morgens komme ich an. Geduckt schleiche ich mich über die hohe Wiese, bis hin zu unserem Haus, wo glücklicherweise im Erdgeschoss ein Fenster offen steht.
Hastig springe ich hindurch und fliege mit voller Wucht gegen ein Regal mit Konservendosen. Na toll, ich bin mitten in den engen Vorratsraum gesprungen. Durch das Laute, von mir verursachte Scheppern ist mein Vater aufmerksam geworden und reißt knurrend die Tür auf.
Ich, immernoch in Wolfsgestalt, weiche winselnd zurück, bis er mich erkennt und mich erstaunt ansieht.
»Jesley, was tust du hier?!?«
Mit der Schnauze deute ich auf die Tür und er lässt mich durch. Eilig springe ich die Treppe zu meinem Zimmer nach oben, verwandle mich zurück und ziehe mir eine kurze Hose und einen Pulli über, dann gehe ich wieder nach unten.
Dort wartet mein Vater schon im Flur auf mich und schaut mich etwas verärgert an.
»Jesley, ich erwarte eine Erklärung. Die Anweisung des Beta waren deutlich, du darfst nicht allein durch das Revier streunern. Warum bist du überhaupt hier, ich dachte du wirst erstmal überwacht?!?«
Ich seufze und senke den Kopf. Alles, was nicht der Wahrheit entspricht macht jetzt keinen Sinn mehr.
»Es ist anders als du denkst. Sie haben mich nicht separiert weil ich eine Gefahr für das Rudel bin, also irgendwie schon aber auch irgendwie nicht.«
»Könntest du bitte Deutsch mit mir reden oder wenigstens zum Punkt kommen?«
»Jaja, also. Ich habe nichts wirklich verbrochen und selbst wenn ich es hätte hätten sie mich einfach aus dem Revier geschmissen, stattdessen bringen sie mich in ein Haus, in dem ich mit dem Alpha und dem Beta zusammen wohne, was ziemlich ungewöhnlich ist, denn warum sollten sie wegen einer Streunerin ihr Rudel allein lassen. Also Fakt ist, sie wollten mehr über mich erfahren.«
»Aha. Und warum das ganze?«
»Weil... Der Alpha... Mein... Mate ist.«
Geschockt schaut mein Vater mich an. Von der einen zur nächsten Sekunde verdunkelt sich sein Blick und in ihm bricht die Hektik aus.
Eilig beginnt er die Wichtigsten Sachen wie seinen Laptop, ein paar Lebensmittel und Klamotten in eine Tasche zu stopfen.
»Hol deine Tasche, wir fahren«
Meint er tonlos, während er weiterpackt und ich gehorche.
Keine zehn Minuten später sitzen wir nebeneinander im Auto, mein Vater kneift unentwegt seine Lippen zusammen und rast wie ein Irrer durch die Straßen.
Ich kaue nervös auf meinen Lippen herum. Das ist es doch was ich erreichen wollte, als ich den Entschluss gefasst habe zu meinem Vater zu gehen, oder?
Mit einem Mal bin ich mir nicht mehr sicher, ist es richtig vor ihm wegzulaufen? Ob er schon bemerkt hat, dass ich weg bin?
Mein Vater schaut mich ziemlich seltsam an, kein Wunder, ich veranstalte gerade einen halben Bauchtanz im Sitzen.
»Kannst du bitte still sitzen? Das arme Auto!«
Murmelt er unwirsch und richtet seinen starren Blick wieder auf die Straße, während ich meine Hände am Gurt festkralle.
»Sorry! Mein Wolf dreht gerade ein bisschen durch.«
»Also doch. Er bedeutet dir etwas, sonst würdest du die Verbindung nicht so stark spüren.«
»Bullshit«
Mein Vater gibt einen verächtlichen und auch ein wenig spöttischen Laut von sich.
Ist doch aber wahr, ich kenne ihn Null Komma Null und er bedeutet mir rein gar nichts, das einzige was auf ihn reagiert ist der wölfische Teil in mir, der auf diese dumme Mate Verbindung anschlägt.
Oder?
Clayden's P.o.V:
»Jesse komm schon. Du kannst dich nicht ewig verkriechen!«
Rufe ich durch die geschlossene Zimmertür und klopfe ungeduldig dagegen.
Bei jedem anderen hätte ich die Tür eingetreten, aber seit gestern bin ich mir beinahe sicher, dass sie meine Mate ist.
Dieses Gefühl, als sich unsere Hände berührt haben war einfach unfassbar schön. Wie ein kleiner, angenehm prickelnder Stromschlag.
Nach diesem kurzen Moment haben wir nicht mehr miteinander gesprochen, ich bin in den Wald gegangen und habe meinem Wolf eine Runde Auslauf gegönnt und sie ist auf ihr Zimmer verschwunden, aus dem sie seitdem nicht mehr gekommen ist.
Mein Klopfen wird mittlerweile eher zu einem Hämmern, so langsam verliere ich die Geduld.
»Jesse mach auf! Oder soll ich lieber die Tür aufbrechen?!?«
Keine Antwort. Na gut, sie hat es so gewollt. Ich trete ein paar Schritte zurück, hole kurz Schwung und zertrümmere mit einem gezielten Tritt die Tür.
Ich hatte mit einem erschreckten Aufschrei oder mit einer Schimpftirade, mit wüsten Beleidigungen oder einfach nur einen genervten Kommentar gerechnet aber was mich in ihrem Zimmer empfängt ist Stille. Stille und Leere.
Alarmiert quetsche ich mich durch die Überreste der Tür in ihr Zimmer und muss feststellen, dass sie nicht da ist.
Panisch drehe ich mich im Kreis, nirgendwo ist sie zu sehen!
Mit Schrecken muss ich feststellen, dass ein Fenster offen steht und ihr Rucksack und ein paar andere Dinge fehlen. Sie ist echt abgehauen.
Verzweifelt greife ich nach einem Stück Türe und haue es immer und immer wieder gegen die Wand.
Das Loch, das dabei entsteht lässt mich völlig kalt, ich war meiner Mate so nah wie noch nie, zwei Jahre lang habe ich sie gesucht, wiedergefunden und doch hat sie es geschafft mir zu entkommen.
Auf einmal steht Cole in der Tür, naja, zumindest vor dem Haufen der noch davon übrig ist und schaut sich schockiert um.
»Was ist denn hier passiert?«
»Sie ist weg«
Knurre ich dunkel, sodass er erschrocken zusammenzuckt. Tja, Alphastimme eben.
»Wie... Weg?«
»Ja weg, weg! W E G! Weg! Aus dem Fenster, hinfort! Soll ich es dir vielleicht aufmalen?«
Schreie ich theatralisch und fuchtle wild mit meinen Händen umher. Mein Kopf sieht wahrscheinlich aus wie eine reife Tomate, doch auch das ist mir egal. Ich muss sie finden und zwar bevor sie wieder für lange Zeit, vielleicht für immer aus meinem Leben verschwindet!
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Heyooo, erstmal vielen Dank, dass ihr diese Geschichte von mir Lest, ich freue mich über jeden Read, Vote und Kommentar von euch <3
Ich habe eine Frage an euch:
Wäre es euch lieber, wenn ich einen festen Upload Tag hätte oder findet ihr es besser wie es jetzt ist?Lots of Love, Neli:)
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One and a half wolves [1]
WerewolfBei anderen 16jährigen Mädchen würde wohl so etwas hier stehen: Ich bin ein ganz normales Mädchen und habe ein ganz normales Leben, bis dieser Junge aufgetaucht ist und... Stop it! Weder bin ich normal, noch mein Leben. Ich bin ein Halbwolf und seit...