Beep Beep Beep.
Aggressiv greife ich nach dem klingelnden Gegenstand neben mir, der mich unsanft aus dem Schlaf gerissen hat, will ihn gegen die Wand werfen aber halte rechtzeitig inne.
Seufzend schalte ich die Weckerfunktion auf meinem Handy aus und lege es zurück auf den Nachttisch.
Meine neuste Methode um mich zu wecken ohne dass etwas gegen die Wand fliegt: Handywecker benutzen, denn mein Handy ist mir dann doch zu wertvoll um es jeden Morgen zu zertrümmern.
Leider ist diese Methode sehr effektiv, weswegen ich in Sekundenschnelle hellwach bin und schlecht gelaunt aus dem Bett krabbele.
Wie ich es hasse früh aufzustehen und auch noch WACH zu sein!
Da ich gestern Abend erst geduscht habe ziehe ich mich nach einer Katzenwäsche an und lege mein Daily-Make Up auf.
Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel gleitet mein Blick durch die Balkontür auf den nahen Wald. Den Wald, in dem mein Mate mich sucht.
Ohne dass ich etwas dagegen tun kann steigt schon wieder dieses bescheuerte Gefühl in mir auf, diese lästige Sehnsucht nach ihm.
Mit Mühen verdränge ich sie und schnappe mir meinen Rucksack um nach unten zu gehen.
In der Küche wartet mein Vater schon auf mich und schaut mich streng an.
»Morgen«
Brummle ich immernoch ziemlich schlecht gelaunt und will mir einen Apfel aus der Obstschale nehmen, doch mein Vater verschränkt die Arme und stellt sich mir in den Weg.
Fragend und etwas genervt sehe ich zu ihm herauf.
»Was? Darf ich kein Obst mehr essen?«
Fassungslos schüttelt er den Kopf.
»Dass du noch die Nerven hast solche Bemerkungen zu machen! Ich habe gestern Abend einen Anruf bekommen.«
»Schön. Darf ich dann jetzt...?«
Sage ich ungeduldig und schaue ihn abwartend an.
»Du verstehst nicht. Ich habe einen Anruf von dem Beta des Bloody Power Rudels erhalten. Er war zwar freundlich aber trotzdem nicht sehr begeistert davon, dass du mit deinem Wolfsgeruch durch die Schule sträunerst und ihn angreifst.«
»Was?? Ich streunere nicht! Ich bin einfach nur durch die Schule gelaufen, da hat so ein Irrer mich einfach mitnehmen wollen! Ich hab mich nur verteidigt!«
»Du hast einem ranghöheren Wolf in die Weichteile getreten! Einem Beta! Bist du völlig von Sinnen?!?«
»Konnte ich wissen dass er ein Beta ist? Ich wusste ja nicht nicht einmal dass es hier überhaupt andere Wölfe, sogar ein Rudel gibt! Was hätte ich denn machen sollen? Mich von ihm entführen lassen? Nein danke!«
Ich bin während dieser Worte ziemlich laut geworden und mache so allen meinen Gefühlen der letzten Tage Luft.
Mein Vater sieht mich kühl an.
»Erstens: ich bin dein Vater, ich erwarte etwas mehr Respekt von dir.
Zweitens: du hättest Kooperieren sollen, sich mit dem Beta anzulegen ist keine sonderlich schlaue Handlung gewesen.
Drittens: geh jetzt zur Schule, du kommst noch zu spät. Das Gespräch führen wir fort wenn du wieder kommst.«Fassungslos starre ich ihn ein paar Sekunden an, bis ich mich ohne Apfel undrehe und aus dem Haus stürme.
Wiedermal gerade rechtzeitig springe ich in den Bus und lasse mich in einen Sitz fallen, stopfe mir Kopfhörer in die Ohren und mache auf meinem Handy so laut Musik an, dass es die Oma drei Reihen vor mir bestimmt auch noch hört.
In der Schule angekommen mache ich die Musik etwas leiser, lasse jedoch die Kopfhörer an Ort und Stelle und bahne mir zielstrebig einen Weg durch die Schüler, die Dank meiner Aktion mit Kyle gestern Respekt vor mir zu haben scheinen. Ohne Zwischenfälle komme ich zur ersten Stunde, ohne dass mich jemand anspricht oder nervt, nicht einmal Beccy, die ich heute überraschenderweise noch nicht gesehen habe.
Stumm lasse ich den Unterricht über mich ergehen, in Geschichte wird sowieso nur die ganze Zeit gelabert, da muss man nicht wirklich aufpassen.
Still hänge ich meinen Gedanken nach. Da fällt mir auf, dass ich meinem Vater noch gar nichts über die 'wundervolle' Begegnung mit meinem Mate erzählt habe. Ob er schon davon weiß und deshalb so sauer war?
Nein, das kann nicht sein, sonst hätte er mich niemals in die Schule gelassen.
Oder?
Leise aufstöhnend vergrabe ich meinen Kopf in den Händen, was der Lehrer mit einem missbilligenden Blick quittiert.
Im Grunde hätte ich schon lange vor ihm flüchten können, ich hätte es einfach nur meinen Vater sagen können und schon wären wir über alle Berge gewesen.
Warum hab ich ihm nichts gesagt? Warum bin ich noch hier?
Es erscheint mir beinahe wie ein Abenteuer so dicht der Gefahr ausgesetzt zu sein, es reizt mich. So kommt wenigstens Mal etwas Schwung in mein Leben.
»Miss Kendrick, wenn sie sich schon nicht am Unterricht beteiligen möchte ich sie dennoch bitten aufmerksam zuzuhören! Zumindest aufmerksamer als jetzt!«
Vernehme ich die Stimme des Lehrers und schrecke auf.
»Sorry«
Murmele ich und setze mich etwas aufrechter hin.
Meine 'Entschuldigung' kommentiert er mit einem unwirschen Brummen, sonderlich beliebt habe ich mich bei keinem Lehrer gemacht.
Nach der Stunde begebe ich mich zu meinem Schließfach um mir die Bücher für die nächsten Stunden zu holen, als jemand mich herumreißt und gegen die Spinde drückt. Kyle.
»Hey, kleines Mädchen!«
Grinst er schleimig und drückt meine Handgelenke gegen die Türen, während er mir sehr nah kommt. Zu nah.
Verdammt, er ist echt stark. Zu stark für mich, obwohl ich eine halbe Werwölfin bin.
»Nenn mich nicht klein!«
Zische ich so bedrohlich wie möglich und funkle ihn aus meinen blauen Augen gefährlich an.
»Tja Kleines, ich fürchte du hast keine Macht darüber wie ich dich nenne.«
»Nimm deine dreckigen Finger von mir und lass mich in Ruhe, Kyle!«
»Uuuuhh, die Kleine weiß meinen Namen! Dann musst du mir auch deinen Verraten, Süße!«
»Ich denke nicht dass das passieren wird also lass mich los!«
Langsam werde ich sauer, nur mühsam kann ich ein Knurren unterdrücken.
»Widerspenstig. Da steh ich drauf! Außerdem kann ich Mal was anderes gebrauchen als die ganzen Mädels, die wie Hündchen angelaufen kommen.«
Hat der psychische Probleme oder so? Welche gehirngestörten Schlampen stehen bitte auf so ein Arschloch?!?
Verbissen versuche ich meine Handgelenke von seinem Klammergriff zu befreien, doch ich bleibe erfolglos. Wie zum Teufel kann er nur so stark sein?? Es sei denn...
Oh mein Gott! Es sei denn er ist ein Werwolf!
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One and a half wolves [1]
Hombres LoboBei anderen 16jährigen Mädchen würde wohl so etwas hier stehen: Ich bin ein ganz normales Mädchen und habe ein ganz normales Leben, bis dieser Junge aufgetaucht ist und... Stop it! Weder bin ich normal, noch mein Leben. Ich bin ein Halbwolf und seit...