*18* unwillkürliche Verwandlung

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Völlig außer Atem, durchnässt und von oben bis unten mit Matsch versifft komme ich am Rudelhaus an, wo Cole schon an der Tür steht und mich erwartungsvoll anstarrt.

»Wo ist Clay? Ich dachte du wolltest ihn zurückholen?«

So ein verficktes Arschloch! Dunkel knurrend versuche ich ihn aus dem Weg zu schieben, doch er als Vollblut ist natürlich stärker als ich und speist meine Versuche mit einem spöttischen Lächeln ab.

»Halbwolf, was?«

Grinst er provokant, woraufhin er sich einen heftigen Pfotenhieb fängt, er etwas zur Seite fliegt und ich mit gehobenem Kopf an ihm vorbei ins Haus stolziere.

»Ey, du machst den Boden dreckig mit deinen Matschpfoten! Ich mach das ganz sicher nicht weg!«

Heul doch! Genervt verdrehe ich die Augen und springe erst einmal die Treppe hoch in mein Zimmer, bevor ich mich zurückverwandle und mir etwas anziehe.

Dann werfe ich mich auf mein Bett und starre an die Decke. Mein Leben wie ich es kannte ist vorbei. Clayden hat mich erkannt, er kennt meinen Geruch und hält zu allem Überfluss auch noch meinen Vater vor mir versteckt.

Ganz tief in mir gibt es einen Teil, der glücklich darüber ist, dass er die Wahrheit kennt. Dieser Teil in mir, der in den letzten Tagen und Wochen stetig gewachsen ist.

Es gibt für mich keinen Ausweg mehr, ohne meinen Vater kann, will und werde ich hier nicht weggehen. Er ist alles was ich hab. Und das hat Clayden mir genommen.

Ich werde mich an ihn binden müssen, er wird mich markieren. Dieser Gedanke jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. Das war's dann wohl mit Selbstständigkeit, mein Leben wird von einem Alpha-Arsch abhängig sein und ich werde wie ein kleines Hündchen neben ihm sitzen und zu allem was er sagt Ja und Amen sagen müssen.

Resigniert lege ich mich mitten im Zimmer auf den Boden und strecke Arme und Beine von mir.

An meiner Tür klopft es, doch ich reagiere nicht.

Es klopft ein zweites Mal, diesmal energischer doch ich bleibe immernoch reglos liegen.

Statt einem dritten Klopfen fliegt die Tür auf und ein genervt aussehender Clayden steht in der Tür.

»Jesse spinnst du? Du kannst doch nicht einfach wegrennen, ich hab mir Sorgen gemacht!«

Langsam kommt er näher und berührt mich sanft an der Schulter. Reflexartig rolle ich quer durch das Zimmer über den Boden, bis ich mir die Birne an der Wand anhaue.

»Scheiße, hast du dich verletzt?«

Fragt er besorgt und kommt wieder einige Schritte näher, wird jedoch von meinem Knurren aufgehalten.

»Nein! Komm mir nicht zu nahe!«

»Jesse ich bin dein Mate! Was erwartest du denn von mir?«

»Nichts! Lass mich einfach in Ruhe!«

»Das kann ich nicht! Ich brauche dich! Und das Rudel braucht dich auch, meine Luna!«

»Sag das nicht! Ich bin keine Luna und ich werde auch nie eine sein! Es ist ganz einfach. Du lebst dein Leben, ich lebe meins. Alle sind glücklich.«

»Nein, ich nicht! Und mein Rudel auch nicht! Du weißt, dass du es nicht leugnen kannst also tu es auch nicht! Du kannst mir nicht sagen, dass du es nicht auch spürst.«

Die letzten Worte sind wieder zärtlicher und wie zum Beweis nimmt er mein Gesicht in die Hände und schaut mir fest in die Augen.

Jetzt bloß nicht die Beherrschung verlieren, Jesse! Verdammt, seine Berührungen jagen mir eine Gänsehaut über den Körper.

»Lass los Clayden«

Sage ich und versuche entschlossen zu klingen, doch dank meiner zitternden Stimme klappt das nicht ganz so wie erhofft.

»Nein. Du spürst es, ich weiß es!«

»Lass mich los!«

Ich versuche seine Hände aus meinem Gesicht zu entfernen, woraufhin er mich näher zu sich zieht und seine Hände an meine Taille legt. Verzweifelt versuche ich mich los zu machen, was jedoch scheitert. Je mehr ich zappele desto fester und unangenehmer wird sein Griff und langsam werde ich sauer. Quietschend und schreiend trete ich nach ihm, schlage um mich und beiße und kratze ihn.

»Jesse, beruhig dich, BERUHIG DICH!!!«

Brüllt Clayden und schiebt mich gegen die Wand. Schon wieder spüre ich diese scheiß Tränen in meinen Augen und drücke mich so fest es geht gegen die Wand.

Als Clayden mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht streicht zucke ich zurück. Seit wann bin ich denn so schreckhaft?!?

»Es ist doch alles okay, alles gut, kleine Wölfin.«

Kopfkino. Kyle, wie er mich an die Spinde presst. Und genau in diesem Moment presst Clayden mich gegen eine Wand, er benutzt die selbe Redewendung, fasst mich im Gesicht an, genau wie Kyle.

Ich bemerke, dass ich begonnen habe zu zittern. Heftig zu zittern. Die angesammelte Tränenflüssigkeit rinnt mein Gesicht hinunter und ich starre verängstigt auf den Boden.

»Lass mich los.«

Flüstere ich monoton und spanne alle meine Muskeln an.

Nichts passiert.

»Lass mich los. Lass mich los. Lass mich los. Lass mich los. Lass mich los! Lass mich los!! Lass mich los!!! LASS MICH LOS!!!«

Ich beginne mich wieder zu winden und zu zappeln, ich fühle mich so eingeengt, so machtlos.

Diesmal lässt Clayden mich los, keine Sekunde zu früh, denn meine Knochen beginnen unkontrolliert zu brechen und meine erste unwillkürliche Verwandlung beginnt.

Kurz darauf stehe ich als weißer Wolf vor Clayden und fletsche Angriffslustig meine Zähne. Er will einen Wolf? Bitte, kann er haben!

Abwehrend hebt er die Hände und schaut mir fest in die Augen.

»Jesse bitte, du musst dich beruhigen. Du drehst durch!«

Hat er gerade gesagt ich drehe durch? Ich DREHE DURCH? ICH DREHE DURCH?!?!?

Ganz gefährliches Pflaster. Ich spüre die aufkommende Wut und beginne bedrohlich zu knurren.

»Jesse lass es! Ich warne dich!«

Sagt er mit seiner Alpha Stimme, doch das beeindruckt mich herzlich wenig.

Immernoch mit gefletschten Zähnen und knurrend gehe ich langsam auf ihn zu.

»Jesley! Was fällt dir ein?!? Aus!«

Ertönt die dominante Stimme meines Vaters und sofort gehorche ich.

Das Wort 'Aus' ist normalerweise nicht in seinem Wortschatz zu finden, er sagt das nur, wenn es wirklich wirklich wirklich ernst ist.

Eingeschüchtert und etwas beleidigt rolle ich mich auf dem Boden zusammen und lege meinen Kopf auf die Vorderpfoten.

Mein Vater kommt mit einer Wache im Schlepptau ins Zimmer und schaut Clayden mit einem finsteren Blick an.

»Was tut er hier? Ich sagte sie soll ihn nicht sehen!«

Knurrt Clayden zu der Wache gewandt.

»Er hat eine der Anfängerwachen überwältigt und uns mit dessen Leben erpresst. Wir konnten nichts tun.«

»Diese Familie raubt mir noch den letzten Nerv!«

Murmelte Clayden wütend und genervt und schaute dann meinen Vater abwartend an.

»Also, was willst du?«

One and a half wolves [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt