Ein verpeilter Sebastian ging ran. "Ja?"
"Ist es okey wenn ich morgen schon komme? Ich will hier keine Minute länger bleiben.", überrumpelte ich ihn.
Lange hörte man nur die Atmung meines Bruders, bis er endlich sein Schweigen brach:" Ich denke das wird klappen, haste schon eine Bahnverbindung? Muss ja wissen wann ich dich abholen soll."
Ich war erleichtert, dass er nichts dagegen hatte.Wahrscheinlich hatte ihn die Nachricht genauso hart wie mich getroffen. "Nee habe ich noch nicht, habe gerade erst entschieden, dass ich morgen schon komme. Schreib ich dir dann wenn ich es weiß.", ich atmete tief ein:"Danke, dass ich kommen darf."
"Kein Problem, Josie, du hättest das gleiche für mich getan wenn ich in deiner Situation gewesen wäre."; er lachte kurz auf," manchmal hat es auch was gutes wenn man schon aus dem Haus ist."
Dann verabschiedeten wir uns.
Ich legte mein Handy auf mein Bett und begann alles was ich mit nehmen wollte auf einen Stapel zu räumen. Ich wusste nicht, wie lange ich bei ihm bleiben würde. Eine Woche, einen Monat, oder vielleicht auch bis ich alt genug war um alleine zu wohnen.
Diese Erkenntnis machte mir ein wenig Angst. Doch ein zurück gab es nicht. Ich wollte hier weg.
Schließlich suchte ich mir noch eine Bahnverbindung von Soest nach Köln raus, denn dort wohnte er, mein Bruder Sebastian.
Erst jetzt fiel mir ein, dass er in einer WG wohnte. Mit einem Freund. Leider wusste ich nicht viel über ihn. Ob es ihm wohl recht war , dass ich bald bei ihnen wohnen würde? Vielleicht wusste er ja noch nicht einmal etwas von seinem Glück.
Morgen würde ich es ja selbst sehen.
Müdigkeit machte sich in mir bemerkbar also entschied ich mich ins Bett zu gehen und morgen, bevor der Zug fahren würde die restlichen Klamotten zu packen.
Auf dem Weg zum Badezimmer begegnete ich meiner Mutter, sie sah mich mitleidig an. "Du brauchst mich gar nicht so angucken, ich bin nicht die jenige die sich scheiden lässt!,fauchte ich sie an,"im übrigen werde ich morgen schon zu Sebastian fahren, damit ihr hier alles 'regeln'könnt!". Als ich fertig war ging ich ins Bad und schloss ab. Sie hatte nicht mal die Chance gehabt ihre Seite zu sagen, doch es war mir egal. Ich war nicht schuld, dass sie sich scheiden ließen. Ich war auch nicht schuld, dass ich fort sollte.