Die Kellner waren bereits in der Halle eingetroffen. Eigentlich waren sie nur Nachbarskinder, die sich ein wenig Geld dazu verdienen wollten.
Ich strich mein Kleid glatt. Nervosität stieg langsam in mir hoch. Hoffentlich würde heute Abend alles gut gehen. Schließlich hatte ich schon oft genug gesehen, wie Partys in Schlägereien endeten, oder in einem einzigen Massenbesäufnis.
Im Schnelldurchlauf checkte ich nocheinmal alles durch.
"Es ist alles gut, jetzt beruhig dich doch endlich mal", machte sich Eva über mich lustig.
Sie reichte mir ein Glas Sekt: "Hier wir stoßen schon einmal an. Kann dir nur gut tun, so aufgedreht wie du bist.", wieder lachte sie.
Unsere Gläser stießen zusammen und Eva verkündete: "Auf dich und dass du mir bloß keinen Mist baust, jetzt wo du volljährig bist."
Eva hatte recht, ich entspannte mich ein wenig und konnte jetzt einfach auf die Gäste warten.
Diese kamen auch nach wenigen Augenblicken schon.
Mit so viel Aufmerksamkeit wusste ich gar nicht umzugehen, alle standen um mich rum, wollten mir gratulieren und mich in den Arm nehmen.
Als endlich alle da waren, wurde die Musik aufgedreht. Es ging los.
Eva und ich tanzten ausgelassen zu der dröhnenden Schlagermusik. Da konnte man mir erzählen was man wollte, aber Schlager gehörten einfach zu einer guten Party. Ich meine, wer liebt es nicht die Lieder mitzusingen?
Wir hatten schon einiges getankt. Die Kellner machten einen guten Job, sie waren jedes mal wieder da, wenn wir uns gerade wieder einigermaßen klar im Kopf fühlten.
Eva schrie mir etwas zu, doch ich verstand nicht und sah sie nur fragend an. Sie wiederholte es in Bewegungen. Immer wieder führte sie ihre hand zum Mund, welchen sie mechanisch auf und zu machte. Ich nickte nur.
Ich gesellte mich zu anderen und tanzte mit denen weiter.
Der Abend war bis jetzt ein sehr gelungener, niemand war zu betrunken, alle hatten Spaß.
Plötzlich verstummte die Musik. Man hörte wie jemand in ein Mikro pustete. Was war jetzt los? Das war nicht geplant.
"Test, Test."
Eine Leinwand wurde aus der Decke gefahren. Eigentlich war die für andere Veranstaltungen gedacht.
Jemand betrat die Bühne.
"Äh Hallo Leute! Hoffe ihr hattet bis jetzt nen schönen Abend."
Die Menge gab ein einheitliches Lachen von sich.
Ich traute meinen Augen nicht, mein Bruder stand auf der Bühne. Ich ahnte schon, dass das jetzt peinlich werden würde.
"Ich möchte einmal meine Schwester auf die Bühne bitten. Josie, kommst du mal?"
Wie angewurzelt blieb ich stehen.
"Wo bist du denn?"
Erst als mich jemand von hinten leicht anschubste setzte ich mich in Bewegung.
Auf der Bühne nahm mein Bruder mich in den Arm:"Alles Gute, Prinzesschen."
"Was hast du vor?", flüsterte ich ihm ins Ohr.
Er beachtete meine Frage erst gar nicht und sprach wieder mit den Gästen: "Also, ich habe einmal ein Paar Bilder vorbereitet, aus jedem Jahr eins, bis heute. Viel Spaß!"
"Das wagst du nicht!", drohte ich ihm, doch er grinste nur und begann.
"Hier sieht man eine kleine Josie in der Badewanne. Mensch, Josie, was hattest du nur für einen großen Kopf?"
Alle lachten.
Als er schließlich fertig damit war mich zu quälen schlug er etwas wirklich sehr cooles vor.
"Leute jetzt machen wir alle noch ein schönes Foto für das achtzehnte Jahr, okay? Hebt jetzt alle mal die Hände hoch!."
Rewi legte den Arm um meine Taille und grinste frech in die Kamera, die der DJ in der Hand hatte.
"Dankeschön! Jetzt feiert schön weiter! Habt einen schönen Abend!"
Er zog mich runter von der Bühne.
"Uncool Sebastian! Uncool!"
"Gib es zu, du freust dich eigentlich total!", lachte er.
"Was machst du überhaupt hier?"
"Denkst du ich lass mir den achtzehnten Geburtstag meiner kleinen Schwester entgehen?"
Ich antwortete nicht und nahm mir stattdessen ein Glas vom Tablett des Kellners, kippte es runter und sah in das verwirrte Gesicht meines Bruders.
"Du dachtest wirklich, dass ich nicht komme.", stellte er fest.
Genervt sah ich ihn an:"Könne wir jetzt bitte aufhören damit und endlich die Party genießen? Ich werde schließlich nur einmal achtzehn!"
WIeder gesellte Eva sich zu uns und wir tanzten, bis sich beide aufeinmal ansahen und sich kurz nacheinander verabschiedeten. Da war doch irgendwas im Busch!
Jemand tippte mir auf die Schulter. Langsam, damit mir nicht schwindelig vom ganzen Alkohol wurde, drehte ich mich um.
Meine Augen weiteten sich.
Geschockt schaute ich auf die Person, die nun vor mir stand.
"Hey, äh, alles Gute zum Geburtstag.", stammelte er verlegen.
Langsam verstand ich, was hier vor sich ging. Und mir wurde auch langsam klar, was hier im Busch war.
"Alles klar bei dir?"
Ich nickte.
Felix grinste mich etwas unsicher an.
"W.. was machst du hier?"
"Dir zum Geburtstag gratulieren."
Auf meinem Gesicht machte sich ein Lächeln breit. "Das freut mich."
Er kam einen Schritt näher und breitete seine Arme für ich aus. Ich schmiegte mich an ihn.
"Bist du froh wieder hier zu sein?", brach er nach einer Weile das Schweigen zwischen uns.
"Ja. Aber ich vermisse euch."
"Ich vermisse dich auch."
In diesem Moment, war ich froh, dass er nicht sehen konnte, wie rot ich geworden war.
Ich spürte wie er tief einatmete: "Josie, ich muss dir etwas sagen."
Ich blickte zu ihm auf. In seiner Stimme hatte so viel Ernstigkeit (gibt es dieses Wort überhaupt?) gelegen, dass er mir Angst einjagte.
Ich verkrampfte mich, jeder Muskel in meinem Körper war zum zerreißen angespannt.
Wieder holte er tief Luft.
"Ich habe mich in dich verliebt."