Teil6

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Sebastian schloss die Tür auf und schob mich in einen kleinen aber dennoch langen Flur. "Willkommen in meinem Reich", verkündete er.

"Paallee! Komm mal ran auf´n Meter! Wir haben einen Neuankömmling!"

Ein junger Mann kam aus einem Zimmer am Ende des Flurs. Er war groß und gut gebaut, sein Lächeln wirkte freundlich und keineswegs aufgesetzt. "Hi ich bin Patrick, kannst mich aber auch Palle nennen"

Ich lächelte ihn etwas schüchtern an und wollte gerade antworten, als es an der Tür klingelte, durch die wir gerade noch herein gekommen waren. Verwundert drehte ich mich um.

Ein weiterer Kerl stand draußen. Er hatte hellblonde Haare und eisblaue Augen.Überrascht sah er mich an. "Wooaw wer bist du denn?" 

Seine Stimme war ziemlich tief. Ungewöhnlich tief. 

Sebastian entgegnete ihm:" Meine kleine Schwester Josie, sie wohnt jetzt erstmal ´ne Weile hier"

Schüchtern lächelte ich ihn an. "Hi Josie, ich bin Taddl", er zwinkerte mir zu und wendete sich dann an meinen Bruder und Patrick," essen wir gleich zusammen? So in einer halben Stunde?"

Sie stimmten zu und dieser Taddl rauschte ab.

Irgendwie war er ja putzig mit seinen hochgegelten Haaren und seiner viel zu tiefen Stimme. 

"..der wohnt hier auch im Haus, wenn wir gleich essen gehen lernst du die anderen auch noch kennen. Sind alle knorke!", sagte Patrick, oder Palle oder wie auch immer. 

Ich nickte und lächelte. Fremden Menschen gegenüber war ich immer sehr schüchtern. Ich konnte kaum mit ihnen reden, geschweige denn ihnen in die Augen schauen.

Sebastian hatte bereits meine Taschen in ein immer gebracht, er lehnte sich aus der Tür und bedeutete mir ihm zu folgen. 

"Hier kleine Prinzessin. Das ist dein neues Zimmer. Ich muss noch ein bisschen arbeiten, du kannst ja schonmal deine Sachen einräumen und ich ruf dich dann wenn wir essen gehen, okay?" "Aye, aye. Bis gleich du Strolch."

Als er gegangen war, schaute ich mich um. Der Raum war klein, aber trotzdem bot er genug Platz. Die Möbel, also das große Bett, der Schrank und der Schreibtisch waren alle weiß, wie die Wände. Ja hier konnte man es schon aushalten. Zum umziehen hatte ich keine Lust also beschloss ich anzufangen die Taschen auszuräumen.

Nach zwanzig Minuten kam Palle rein um mich zum Essen zu holen. "Gefällt dir dein Zimmer?", fragte er mich. "Ja, voll schön, da kriegt ihr mich jetzt nicht mehr weg.", lachte ich. "Hab ich kein Problem mit.", meinte er und grinste mich an.

Ich fand raus, dass wir nicht im Haus blieben um zu essen, sondern in die Stadt fuhren. "Die Anderen sind schon vorgefahren.", erklärte mir Palle. Ein wenig schüchtern sah ich ihn an:"DU Palle? Von wem sprecht ihr eigentlich die ganze Zeit? Wer wohnt denn noch alles hier außer Sebastian, diesem Taddl und dir?"

"Ja also da wären noch Simon, Ardy und Felix. Keine Panik die sind alle richtig cool drauf."

Im Restaurant hielt ich mich an Sebastian fest, dieser lachte nur und legte seinen Arm um mich. "Du brauchst keine Angst zu haben." Ihn schien das zu amüsieren. Danke. Wie nett von dir großer Bruder.

Wir gingen zu einem Tisch an dem vier Jungs saßen. 

"Jungs? Das ist meine kleine Schwester Josie, seid bloß nett zu ihr!", drohte er ihnen im Spaß. 

Ich versteckte mich hinter ihm. "Josie, das sind Simon", er zeigte auf einen Kerl mit roten Dreads die mit einem grünen Tuch nach hinten gebunden waren, er lächelte mir aufmunternd zu,"das ist Ardy", diesmal zeigte er auf einen mit braunen Haaren,"den lieben Taddl kennst du ja schon und der da, das ist Felix." Felix grinste mich frech an. Von allen kam ein:"Hi" Und ich nickte ihnen immer noch schüchtern zu.

"Na du scheinst Fußballerin zu sein!", kam es von Simon. Ich nickte verlegen. "Find ich cool." "Ich auch.", stimmte Taddl ihm zu. "Endlich mal ein Mädchen, dass Fußball spielt und nicht reitet oder Balett macht." "Naja, dank dem werten Herr hier neben mir hab ich meine große Liebe gefunden.";lachte ich.

"Und was machst du sonst so?", fragte Ardy mich neugierig. Langsam taute ich auf und erzählte ihen:"Naja bis vor ein paar Wochen bin ich noch zu Schule gegangen, ich spiele halt Fußball ähm, ich spiele Tennis und bin bei den Sportschützen. Aber ich hab auch Freunde und so."

"Wie du bist bei den Sportschützen? Was´n das?", wollte Palle wissen.

Diese Frage bekam ich oft, ich musste grinsen:"Kurz gesagt. Ich habe ein Luftgewehr und damit schieße ich auf Scheiben."

"Mensch Rewi was hast du denn für eine kleine Schwester? Passt du nicht genug auf sie auf oder warum lässt du sie an sowas gefährliches dran?, sagte Simon, der kaum noch sprechen konnte vor lachen.

Als das Essen kam wurden die Fragen über meine Person endlich weniger und ich konnte mich auf mein Essen konzentrieren.

"Ey Josie, wie geht´s eigentlich Max?", sagte Rewi plötzlich. Autsch. Das hatte gesessen. Max war mein Ex-Freund. Wir hatten uns vor vier Monaten getrennt und es war keine schöne Trennung bei der man als Freunde auseinander geht, oh nein es war eine Trennung bei der der eine total gut damit klar kommt und der andere einem total hinterher heult und kämpft. Tja die Kämpferin war dann wohl ich. 

Auch jetzt tat der Gedanke an ihn weh. Wir hatten zwei Jahre unseres Lebens miteinander als Paar verbracht. 

Kühl presste ich zwischen meinen Zähnen hervor:"Frag ihn doch selber."

Mir war der Apetit vergangen. Zu viele schlechte Erinnerungen kamen wieder rauf, die ich am liebsten für immer begraben hätte. 

Verdutzt sah Sebastian mich an:"Ihr.. ihr habt Schluss gemacht?!" Ich bestätigte ihm das mit einem nicken.

"Wann?" "Boah maan lass mich einfach damit in Ruhe.", fuhr ich ihn an. Ich spürte wie alle Blicke auf mich gerichtet waren, doch ich hielt meinen Blick stumpf auf meinen Teller gerichtet.

Jetzt sprach mein Bruder etwas mitleidig:"So schlimm?" Ich nickte nur und wusste dass sich meine Augen in diesem Moment mit Tränen füllten.

Ardy, der gegenüber von mir saß nahm auf einmal meine Hand. Ich blickte auf und schaute direkt in seine Augen. 

Ich kannte ihn zwar nicht, aber es schien mir als würde er noch ein guter Freund werden. Zumindest hoffte ich das. 

Er lächelte mich an. Es war kein gefaktes Lächeln, somdern ein ehrliches und aufbauendes. Und es tat gut. Ich fing ebenfalls an zu lächeln. Ardy nickte mir zu als ob er wissen wollte, ob alles wieder okey ist und ich nickte. 

Ich blickte durch die Runde und blieb an einem Augenpaar hängen. Irgendwas in mir veränderte sich schlagartig.

no matter what happens.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt