Die anderen hatten mir erzählt, dass er einfach immer zu spät kam, egal bei was, Felix war zu spät.
Jetzt stand er allerdings pünktlich vor der Tür und konnte es kaum erwarten los zu fahren.
"Hast du alles?", fragte mich Rewi zum dritten Mal. Genervt antwortete ich wieder:"Ja, ich habe immer noch alles! Dürfen wir jetzt los?"
Er gab sich geschlagen, nahm mich in den Arm und wünschte mir viel Spaß.
Ich schob ihn leich von mir weg:"Tschau du Strolch und Tschüss Patrick!" Auch ihn umarmte ich nochmal, dann schnappte ich mir meine Tasche und Felix und lief die Treppen runter.
Nach einer gefühlten Ewigkeit Rumgerenne saßen wir gemütlich nebeneinander im Zug. Felix saß am Fenster, er hatte wieder seine Sonnenbrille auf und die Kaputze seines schwarzen Hoodies tief ins Gesicht gezogen. Er sah gedankenverloren aus dem Fenster.
Ich holte meine Kopfhörer raus. Ich hasste es in der Öffentlichkeit mit Köpfhörern Musik zu hören, ich hatte immer Angst, dass sich Menschen durch meine Musik gestört fühlten deshalb machte ich sie immer ganz leise.. und naja Musik ist nunmal nicht dazu da um sie leise zu hören! Trotzdem machte ich die Musik an.
Beim Musik hören schrieb ich mit Eva und brachte sie auf den neusten Stand, nur Felix lies ich aus.
Der Einzige der wusste, dass er kommen würde war mein Vater, ich konnte ihm ja schlecht einen Fremden ins Haus schleppen ohne dass er es wusste.
"Komm Felix, wir müssen hier raus.", informierte ich ihn nach zwei Stunden. "Okay."
Als wir aus dem Zug raus waren und in Soest am Bahnhof standen hätte ich vor Freude platzen können. An diesem Bahnhof hatte ich schon so viele Dinge erlebt.
"Wir fahren mit dem Bus nach hause oder?", wollte ich von Felix wissen. Der sah mich etwas irritiert an:"Wollen wir nicht lieber ein Taxi nehmen?" Er sah etwas verzweifelt aus, aus welchem Grund auch immer.
"Nein, wollen wir nicht!", lachte ich ihn freudig an. Ich hielt ihm meine Hand hin und er nahm sie seufzent. Wieder durchfuhren mich kleine Stromschlage auf der Haut die er berührte.
"Alles klar bei dir?", fragte ich Felix. Er saß ein wenig verkrampft neben mir im Bus und sah zu Boden. "Ja, alles super, wie lange müssen wir noch fahren?", flüsterte er. Es schien mir, als hätte er Angst vor etwas. Schnell verwarf ich den Gedanken und erklärte ihm wie lange wir noch bräuchten.
Nach einer halben Stunde standen wir vor meinem Haus. Felix staunte nicht schlecht, als er es sah. "Das ist aber mal ziemlich groß!" - "Haha, jeder der das erste Mal hier ist sagt das."
Ich konnte gar nicht mehr anders als wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Ich war zuhause.
Mein Vater war noch arbeiten, deshalb schloss ich mit dem Zweitschlüssel der immer noch im gleichen Versteck wie vor sieben Jahren war die Tür auf.
"Kannst deine Sachen in mein Zimmer legen.", teilte ich Felix mit. Auf einmal war mir nicht mehr zum lächeln. Mir wurde schwindelig und ich war erschöpft. Ich rieb mir den Kopf.
Ich zeigte ihm mein Zimmer und musste überrascht feststellen dass sich nichts verändert hatte. Alles war an seinem Platz. Glücklich schmiss ich mich ins Bett.
"Du hast es wirklich schön hier.", gestand Felix. Er setzte sich neben mich. "Nachher kommt meine beste Freundin und holt uns ab, wir fahren mit dem Fahrrad ins nächste Dorf. Aber das weißt du ja schon.", irgendwie machte mich seine Anwesenheit hier in meinem gewohnten Umfeld noch nervöser. Mein Herz raste und ich begann zu kichern. Gott, was war nur los mit mir?
"Muss ich mich schick machen?", wollte er wissen. Sein verdammter Ernst? Das war alles was er von mir wissen wollte? "Es ist eh dunkel, das interessiert kein Schwein wie du aussiehst."
Trotzdem machte ich mich am Abend fertig, erst duschen, dann anziehen, schminken und dann waren die Haare dran. Das war meine typische Routine wenn ich aus ging.
"Wow, du siehst, wow.", war Felix Reaktion als ich wieder in mein Zimmer kam und er von seinem Handy aufsah.
Er kam auf mich zu:"Ich dachte es interessiert keinen wie du aussiehst." Ich kicherte:"Nun ja, das war gelogen."
Es klingelte. Eva. Ich rannte zur Tür und riss sie auf. Eva sah ein wenig erschrocken aus, aber das war mir egal, ich schnappte sie mir und nahm sie so fest ich konnte in den Arm. Ich hatte sie vermisst, ich hatte mein Leben hier vermisst.
"Altaa! Erwürg mich nicht!", schrie sie. Doch auch sie ließ mich nicht los.
Als wir uns doch irgendwann voneinander getrennt hatten räusperte sie sich: "Lass mal los, will nicht die Letzte sein."
"Okay, aber ich musst dir da noch was beichten." Fragend sah sie mich an. "Komm mit." Wir liefen zu meinem Zimmer. Als Eva Felix sah war sie überrascht. Plötzlich zog sie mich aus dem Zimmer ins Nächste und nahm mich wieder in den Arm:"Ooh, endlich!"
Ich wusste worauf sie hinaus wollte:"Nein, so ist das nicht. Das ist Felix, er ist nur ein Freund! Er wohnt im Haus von Sebastian und er ist richtig korrekt.", ich versuchte so cool wie möglich zu klingen.
"Jaja.", sagte sie nur und sah mich forschend an. Ich hatte keine Lust das noch einmal klar zu stellen also beließ ich es dabei und schliff sie wieder zurück zu Felix.
"Also Felix, das ist Eva. Eva, das ist Felix. Und Eva.. sei nett zu ihm!" Er stand auf und kam von meinem Bett rüber zu uns. "Hi Eva, cool dich kennenzulernen.", sagte er höflich mit einem frechen Unterton.
Mir war die Situation etwas unangenehm, deshalb rief ich etwas hysterisch:"Auf geht´s Leute!", und stolperte nach unten.