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Inzwischen sind mehrere Monate vergangen und es ist Herbst.
Mir geht es  gut, mein Defi macht keine Probleme und die Medikation ist angepasst worden.

Meine Mama macht sich Vorwürfe wegen meiner Erkrankung, sie redet sich ein sie hätte sich in der Schwangerschaft falsch verhalten und es ist deshalb zu der Fehlbildung gekommen
Zusätzlich ist das Unternehmen in dem sie gearbeitet ist insolvent gegangen..
Aktuell leben wir vom Unterhalt, den mein Vater zahlt.
,,Ey, Kind, hol mir noch 'n Bier." lallt sie in meine Richtung.
,,Mama du hast genug getrunken für heute, geh ins Bett.", erwidere ich vorsichtig.
Sie sagt nichts sondern stolpert nur bedrohlich auf mich zu und hebt langsam ihre Hand, bevor ich ausweichen konnte verpasst sie mir eine heftige Ohrfeige.
So fängt es oft an, mit einer einfachen Ohrfeige.
Alles ausgelöst durch den Alkohol, normalerweise lässt sie es dann und ignoriert mich.
Soviel Verstanden hat ihr der Vodka noch gelassen.
Heute nicht.

Ich zucke kurz zusammen, dann fängt sie an mit ihren Fäusten wild in die Luft, in meine Richtung,  zu schlagen.
Sie ist völlig zu. Mal wieder.
Als ich erschöpft auf den Boden sinkt, lege ich sie vorsichtig auf den Boden und sie schläft direkt ein.
Ich hab anfangs schnell festgestellt, dass es für uns beide das kleinere Übel ist, wenn ich sie einfach auf dem Boden schlafen lasse, als sie irgendwie in ihr Schlafzimmer zu bekommen.

Im Spiegel der im Flur hängt sehe ich, dass meine Wange deutlich rot ist, aber mehr auch nicht.

Ich renne in mein Zimmer und fange an zu weinen und lasse meine Tränen einfach laufen. Es ist sowieso niemand da, der mich hätte hören können und meine Mutter schläft wie ein Stein.
Ich bin enttäuscht von mir, meinem Leben, meiner Mutter...
Anfangs habe ich Mama noch versucht einzureden das es nicht ihr Fehler war, das sowas auch bei einer normalen Schwangerschaft passieren kann, das es nicht ihr Fehler war, dass sie keine Schuld hat.
Aber sie hat da in einem Tunnelblick und bewegt sich immer weiter in eine Abwärtsspirale.

Ich versuche langsam aufzustehen und gehe Richtung Haustüre, meine Mutter ist inzwischen doch wieder verschwunden, höchstwahrscheinlich in ihrer Stammkneipe.
Ich schlüpfe in meine Schuhe und verlasse unsere Wohnung.
Es ist zwar schon früher Abend und ich habe morgen Schule, aber ich will raus aus meiner häuslichen Umgebung, raus meiner Gewohnheit. Einfach raus in die Natur.

Ich laufe dem Sonnenuntergang entgegen in Richtung des Trauerweihers in einem Park in unserem Viertel, meinem Lieblingsgsplatz.
Dort lasse ich mich unter der großen Birke am Seeufer ins weiche Gras fallen.
Am anderen Ende des Sees entdecke ich ein paar kleine Kinder die mit ihren Eltern Fußball spielen. Ich muss unweigerlich lächeln.
Mir fallen sofort die Erinnerungen meiner Kindheit ein.
Ich war hier oft mit Mama und meinem Vater. als sie noch verheiratet waren. Wir haben oft Frisbee gespielt und unser Hund Luke, ist die ganze Zeit zwischen uns umhergesprungen und hat versucht sie uns abzujagen.
Luke.
Luke, der kleine viel zu aufgeregter Maltesermischling ist schon immer ein besonderer Hund.
Leider hat er sich vor 3 Monaten ein Kreuzband gerissen und die OP nicht überlebt.
Eine einzelne Träne läuft mir über die Wange und die letzten Sonnenstrahlen berühren mein Gesicht.

Asds FF//Im Schatten des LichtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt