20 | Abend & leichte Zweifel

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Nach dem Training springe ich erstmal unter die Dusche. Ich bin völlig fertig. So ein anstrengendes Training hatte ich schon lange nicht mehr. Meine Füße sind quasi tot und an meinem großen Zeh bildet sich eine Blase. Ganz toll. Luna und Elisa geht es nicht besser. Einzig Kaya, die das ganze ja schon kennt, hat keine großen Schmerzen aufzuweisen.

Nachdem wir noch ein bisschen in unserem Zimmer rumgegammelt haben, gehen wir schließen zum Abendessen. Ich muss sagen, ich hab ziemlich Hunger. Klar, das Training war mega anstrengend und das Mittagessen ist schon ne halbe Ewigkeit her. Zum Essen gibt es kaltes Buffet, also Brot, Käse, Wurst und Salat. Klassisch Schwäbisch, wie Elisa meint. Wir stellen uns in die lange Schlange. Ich nehme mir ein Laugenbrötchen, eine Scheibe Körnerbrot, etwas vom Käse und natürlich Salat. Wurst esse ich heute Mal nicht. Ich bin jetzt nicht Vegetarierin, aber ich esse nicht so viel Fleisch. Ich weiß, dass es wichtig für unseren Körper ist und es ist ja auch lecker, aber man muss es nicht übertreiben. Ich bin der Meinung, einmal Fleisch pro Tag reicht.

Zusammen setzten wir uns an einen Tisch am Fenster. Es ist irgendwie unser Stammtisch geworden. Johanna sitzt schon da, auf Grund dessen dass sie früher als wir zum Abendessen gekommen ist. ,,Hey, wo ist Jonas?", frage ich. Das soll jetzt bitte nicht so rüberkommen, als würde ich ihn irgendwie besonders mögen. Es war eine reine Interessenfrage. Schließlich saß er die letzten Tage immer bei uns. ,,Der hockt bei ein paar Jungs da drüben", sagt Johanna und deutet auf einen Tisch am anderen Ende vom Saal. ,,Vermisst ihn etwa jemand?", fragt Luna. Nein, bitte nicht. Was antworte ich jetzt darauf. ,,Nein, nein. Ich hab mich nur gewundert wo er ist. Er saß ja bisher immer bei uns. Aber klar vielleicht will er Mal von uns Mädels wegkommen", hoffentlich hab ich nicht zu überstürzt geantwortet. Ich mag Jonas schon, aber jetzt nicht so. Ich mag ihn halt freundschaftlich. ,,Ja, kann gut sein", meint Johanna. ,,Wie war dein erstes Training?", frage ich sie, um das Thema zu wechseln. ,,Anstrengend, aber mega cool. Omg, wir werden die Schöne und das Biest aufführen. Wurde es euch auch gesagt?" ,,Ja, wisst ihr schon, was ihr seid?", fragt Kaya. ,,Nein, aber ich glaube Mal, dass wir die Tanzpaare auf dem Ball vom Prinzen sein werden. Das würde zumindest Sinn machen. Und ihr?" ,,Wir wissen es noch nicht. Miss Evans will erst noch an unserer Technik feilen, auch wegen den Solo-Rollen", antwortet Elisa. Im Augenwinkel sehe ich wie Oktavia und Elisabeth mit ihren Tellern vom Buffet weglaufen. Sie steuern genau auf unseren Tisch zu. Als ob die sich zu uns setzen wollen. Wir haben eh nur noch einen freien Stuhl. Ich widme mich wieder meinem Salat. ,,Na? Hast du das Training überlebt? Ich dachte ja, es wird zu hart für dich", höre ich Oktavias Stimme neben mir. Ich blicke nicht auf. ,,Oktavia, hau ab. Du bist hier nicht erwünscht", sagt Johanna. Ich glaub es kaum. Oktavia verschwindet. ,,Danke", sage ich erleichtert. ,,Ignorier sie einfach weiter. Vielleicht hört sie dadurch irgendwann auf." Ich nicke. Wirklich überzeugt bin ich davon nicht. Und warum musste sie schon wieder so einen Kommentar abgeben? Ich mein, soll sie mich doch hassen, aber sie kann mich doch wenigstens in Ruhe lassen. Das ist doch wohl nicht so schwer. Das traurige ist, dass sie leider genau das erreicht, was sie erreichen will. Sie schüchtert mich ein. Ich spüre schon, wie die Zweifel wieder hoch kommen. Wie soll das weiter gehen? Je mehr Zweifel ich habe, desto weniger kann ich mich aufs Tanzen selbst konzentrieren. Und wenn ich mich darauf nicht mehr wirklich konzentrieren kann, kann ich meine Koffer packen. Und das will ich nicht. Ich will hier bleiben, mich aufs Tanzen konzentrieren und ja, Glück dabei sein. Aber Oktavia macht mir da irgendwie einen Strich durch die Rechnung. Warum lasse ich mich eigentlich so von ihr beeinflussen? Warum kann ich sie nicht vollständig ausblenden und auf die Leute hören, die sehen was ich kann?
,,Erde an Lara? Wie lange willst du noch auf deinen Salat starren?", werde ich von Johanna aus meinen Gedanken gerissen. ,,Äh, was?", frage ich verwirrt. ,,Du starrst seit einigen Minuten ununterbrochen auf deinen Salat. Iss ihn, sonst nehme ich ihn", klärt mich Luna auf. ,,Ach so. Ähm ja. Ich war in Gedanken versunken, sorry." Dann esse ich weiter. Den Gesprächen am Tisch kann ich trotzdem nicht folgen. Die Worte von Oktavia schwirren immer noch in meinem Kopf herum.

Als wir alle fertig sind, bringen wir unsere Teller weg und gehen dann nach draußen. Es ist noch ziemlich warm und wir setzten uns noch ein bisschen in den Garten. Ich hoffe das Wetter bleibt so. Ich liebe zwar den Winter, aber nur wenn es wirklich Schnee hat. Was hier bei uns nicht so oft der Fall ist. Ich liebe allerdings auch den Sommer. Und wenn man in einem Schloss lebt, dass einen direkten Zugang zum See hat, kann der Sommer ruhig noch ein bisschen bleiben. Als hätte Johanna meine Gedanken gelesen, sagt sie: ,,Wenn das Wetter so bleibt, können wir ja am Wochenende nochmal schwimmen gehen." Ich nicke zustimmend. Elisa hat Ligretto geholt und so spielen wir noch einige Runden, bevor wir reingehen. Im dritten Stock trennen sich unsere Wege. Johanna hat ihr Zimmer hier und wir vier Ballettmädels haben unsere Zimmer ganz oben. Dort gehen Luna und ich dann in unser Zimmer. Ich bin total müde. Schnell putzen wir uns noch die Zähne. Ich schaue noch ein bisschen auf Instagram Rum und Luna liest noch. Die letzte Story, die ich sehe, ist ein Zitat: ,,Doubt kills more dreams, than a failure ever will" Auf Deutsch bedeutet das soviel wie, Zweifel killen mehr Träume als Fehler. Ich muss lächeln. Genau den Spruch brauche ich jetzt und das meine ich nicht ironisch.




Hey,
Ja, das ist schon Kapitel 20. Danke an dieser Stelle für die Reads und Sterne☺️


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