Dance meets Dance

22 | Nachmittag am See

Doch bevor die Proben morgen am Montag beginnen, genießen wir erstmal den restlichen Sonntag am See. Das Wetter muss definitiv noch ausgenutzt werden. Außer Johanna, Kaya, Elisa, Luna und mir ist eigentlich fast keiner draußen. Die meisten brüten drinnen über Hausaufgaben, die sie bisher noch nicht gemacht haben. Das Problem haben wir nicht. Ich habe für mich selbst mittlerweile eine Art Alltag hier im Schloss, also Mal abgesehen von den Dingen wie Stretching, Unterricht und Training. In unserer Mittagspause mache ich gleich einen Teil der Hausaufgaben, bzw. die die wichtig, sehr zeitaufwendig oder für die wir nur wenig Zeit haben. Und nein, ich verbringe nicht meine ganze Mittagspause mit Hausaufgaben, aber einen Teil davon. Und abends mache ich dann auch nochmal die ein oder andere Aufgabe, je nach dem wie müde ich eben bin. Das Gute daran ist, dass wir jetzt am Wochenende fast nichts mehr machen müssen. So können wir noch die Zeit am See verbringen.
,,Kneif mich bitte nochmal", sagt Luna zu mir. Luna hat es bisher noch nicht realisiert, dass sie die Belle tanzen darf. Für mich war das allerdings ziemlich klar. Luna tanzt von unserem Jahrgang am besten, mit Abstand. Aber gut, klar man selbst schätzt sich oft schlechter ein. Also kneife ich sie zum bestimmt fünften Mal heute. ,,Au", jault Luna auf. ,,Tja, selbst Schuld. Du wolltest es", sage ich grinsend uns stehe auf. ,,Kommt jemand mit ins Wasser?" Die anderen nicken. Ich laufe schon mal ein paar Schritte vor, als von hinten Luna ruft: ,,Jetzt warte doch!" Ich bleibe stehen und drehe mich um. ,,Dann kommt halt!" ,,Nichts lieber als das", antwortet Luna und rennt los. Als ich merke, dass Luna auf mich zu rennt, renne ich auch los. Luna ist mir ziemlich dicht auf den Fersen, so dass ich mein Tempo nochmal anziehen muss. Als ich das Wasser erreichen, wird das mit dem Rennen immer schwieriger. Ich werfe einen Blick nach hinten, um zu schauen wie weit Luna noch entfernt ist. Keine gute Idee, ich komme ins straucheln und fliege der Länge nach ins Wasser. Prustend tauche ich wieder auf. ,,Alles okay?", fragt Luna, die mich durch meinen Sturz eingeholt hat. Ich nicke. ,,Eigentlich wollte ich dich untertunken, aber so hast du es ja selbst schon erledigt", erklärt sie mir triumphierend. ,,Pff", mache ich nur.
Die anderen kommen auch langsam zu uns. ,,Das sah gerade ziemlich witzig aus", bemerkt Kaya. ,,Jep und ich will dich nur schnell darauf hinweisen, dass Oktavia gerade in dem Moment in den Garten gekommen ist. Oder anders gesagt, sie hat es gesehen", sagt Johanna trocken. ,,Shit", meine Stimmung kippt. Das darf doch nicht wahr sein. ,,Du verarscht mich, oder?", frage ich. Doch Johanna schüttelt den Kopf und deutet auf eine Bank im Garten. Da sitzen Oktavia und Elisabeth, beide allerdings haben den Blick auf ihr Handy gesenkt. ,,Wollen wir Wetten abschließen, was die beiden zu mir sagen werden?", frage ich sarkastisch. ,,Und wenn schon? Jetzt lass dir von den beiden nicht die Laune verderben", sagt Johanna zu mir und legt mir einen Arm und die Schulter. ,,Natürlich ist es mies, was Oktavia macht, aber lass uns doch bis sie was sagt, weiterhin Spaß haben", meint Elisa. Ich nicke.

Den Spaß hatten wir dann auch. Jetzt liegen wir ausgepowert auf unserer großen Picknickdecke. Diese hat Kaya mitgebracht.
Ich schreibe gerade meiner Mom eine Nachricht, als ein Schatten auf mich fällt. Langsam lasse ich mein Handy sinken und seufze leise, als ich sehe, wer da gerade vor mit steht. Oktavia, natürlich in Begleitung von Elisabeth. ,,Na? Hast du vorhin einen kleinen Schwächeanfall gehabt?", fragt sie. ,,Warum sollte ich einen gehabt haben?", stelle ich eine Gegenfrage. ,,Tja, lass mich überlegen, ach ja du hast eine schöne Bauchlandung im See gemacht. Das sah sehr elegant aus." Ich verstehe die Augen. ,,Ja, immerhin eleganter als du den Vater tanzen wirst. Glückwunsch übrigens, dass du eine Solo-Rolle bekommen hast", sage ich leicht provokant. ,,Ach ja, und wie hast du eigentlich die Trainer bestochen, dass du die Fee tanzen darfst?" Was? ,,Wieso unterstellst du mir sowas einfach?" Im Moment bin ich ziemlich froh, dass ich letztes Schuljahr gelernt habe, richtig zu diskutieren. Ein Tipp meiner damaligen Lehrerin: Gegenfragen stellen. ,,Weil du tänzerisch lang nicht soweit bist, um die Fee zu tanzen!" Autsch, der hat gesessen. ,,Woher willst du das so genau wissen?", mischt sich Johanna ein. Dankbar lächele ich sie an. ,,Ich weiß es halt. Die Frage ist, woher willst du wissen, dass sie gut genug ist? Du hast sie dich noch nie tanzen gesehen", ich sehe an Oktavias Mimik, dass ihr langsam die Argumente ausgehen. ,,Schon Mal daran gedacht, dass wir auch einfach so tanzen können, hier am See zum Beispiel. Wir könnten uns einfach hier unsere Choreographien gegenseitig Vorgängen", verteidige ich Johanna.
,,Was ist hier los?", fragt jemand von hinten, Lotte. ,,Äh nichts", antwortet Oktavia mit zuckersüßer Stimme. ,,Das sah gerade allerdings nicht nach nichts aus." Lotte schaut erst Oktavia, dann mich an. ,,Oktavia hat Lara Mal wieder nun ja beleidigt, würde ich es jetzt nicht nennen, aber halt eine ähnliche Aktion wie beim Spieleabend gestartet", erklärt Elisa die Situation. ,,Oktavia, muss das sein? Kannst du Lara nicht einfach in Ruhe lassen? Nur, weil sie eine bessere Rolle als du hat, musst du doch nicht schon wieder auf sie losgehen", sagt Lotte. ,,Ist ja okay, ich geh ja schon", meint Oktavia genervt und verschwindet mit Elisabeth im Schlepptau. ,,Danke", sage ich erleichtert zu Lotte. ,,Da nicht für. Du kannst immer zu mir kommen, wenn sie wieder auf dich los geht." ,,Danke." ,,War es wirklich wegen der Rollenverteilung?", fragt Lotte. ,,Jep", antwortet Kaya. ,,Oktavia hat Lara unterstellt, sie hätte euch bestochen, damit sie die Fee tanzen darf." ,,Das hättest du doch gar nicht nötig. Und Lara, ich kenne dich erst seit knapp zwei Wochen, aber ich weiß, dass du dich von Oktavia einschüchtern lässt. Ich sehe das. Du hast die Rolle der Fee absolut verdient auf Grund deiner tänzerischen Leistung. Oktavia ist neidisch, da du eben besser tanzt als sie", erklärt Lotte. ,,Danke. Das bedeutet mir echt viel."