2 | Brownies & Hausaufgaben

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Ich bin die erste die an diesem Donnerstag nach Hause kommt. Meine Eltern sind noch bei der Arbeit und mein Bruder ist direkt nach der Schule mit zu einem Freund gegangen.
Sofort gehe ich in die Küche. Diese Zeit, die ich alleine zu Hause bin, schreit nur danach Brownies zu backen. Ich backe gerne, sehr gerne sogar. Ich kann mich dabei entspannen, meine Gedanken und Probleme für eine Weile wegschieben. Das Training heute war wieder Mal der Horror. Ich weiß, das ich nicht perfekt tanze, aber Manon lässt mich da stehen wie ein Trottel, der kein Taktgefühl hat, aber fest davon überzeugt ist, tanzen zu können. Ich will mich nicht selbst loben, aber ich glaube, dass es einige in meiner Gruppe gibt, die schlechter tanzen als ich. Aber ehrlich gesagt, mir ist es egal, was Manon über mich denkt. Schließlich gibt es noch Anaïs, die fast immer überglücklich mit meinen Leistungen ist. Ich bin froh, dass ich auch bei ihr Training habe, sonst hätte ich wahrscheinlich mit dem Ballett aufgehört. Zweimal die Woche bei Manon Unterricht zu haben, wäre Mord!
Ich gebe gerade das Mehl in die Schüssel, als mein Bruder Luke die Haustür aufschließt. ,,Hallo Nervensäge", begrüße ich ihn. ,,Hallo Miss ich backe statt Hausaufgaben zu machen", erwidert er. ,,Hey, der Spruch ist neu. Wie bist du denn jetzt darauf gekommen?", frage ich. ,,Hab ich mir mit Raphael ausgedacht. Ich dachte, das passt gut, da du immer so oft backst. Außerdem sehe ich dich nie beim Hausaufgaben machen", erklärt er. ,,Das stimmt doch gar nicht. Woher willst du wissen, wie viele Hausaufgaben ich bis wann aufhabe? Ich teile sie mir halt ein. Und es geht dich gar nichts an, ob ich backe oder meine Hausaufgaben machen, klar? Wenn ich die Hausaufgaben nicht mache, ist es mein Problem und nicht deins. Und wenn du es wissen willst: Ich habe bevor ich ins Ballett bin, schon den Großteil in der Bibliothek erledigt." Er zuckt nur mit den Schultern und verschwindet aus der Küche. Ich höre wie er im Wohnzimmer seine Playstation anschaltet. ,,Ich glaube eher du bist der, der wirklich noch Hausaufgaben machen muss. Schließlich bist du direkt nach der Schule zu Raphael gegangen und ich glaube nicht, dass ihr dort Hausaufgaben gemacht habt", rufe ich in Richtung Wohnzimmer. ,,Mann, ernsthaft!? Warum bist du so schlau? Du hast Recht. Aber ich hab jetzt eben kein Bock Hausaufgaben zu machen, sag's bitte nicht Mom und Dad", er steht mit flehendem Blick in der Küchentür. ,,Das muss ich mir noch überlegen", sage ich triumphierend. ,,Früher oder später werden sie es eh merken." Luke verschwindet wieder ins Wohnzimmer. Ich widme mich wieder meinem Teig und kurz darauf schiebe ich ein ganzes Blech Brownies in den Ofen. Schnell spüle ich die Schüssel und alles, was sonst noch ungespült in der Küche rumsteht. Dann gehe ich zu Luke ins Wohnzimmer. Meine Brownies brauchen noch 10 Minuten und die kann ich ja auch anders verbringen, als doof in der Küche rumzustehen und zu warten. Wie es zu erwarten war, hockt er aufm Sofa und zockt FIFA. Ich setze mich auf den Sitz Sack, der neben dem kleinen Tisch steht. ,,Wenn ich du wäre, würde ich jetzt hoch gehen und Hausaufgaben machen. Mom und Dad kommen in einer Viertel Stunde." ,,Du bist aber nicht ich", erwidert er ohne einen Blick von seinem Spiel zu nehmen. ,,Ich will dir nur helfen. Ich weiß, dass es Ärger gehen wird, wenn sie erfahren, dass du noch keine Hausaufgaben gemacht hast. Das war bei mir früher auch so." Naja früher ist untertrieben, vor Urzeiten trifft es fast besser. Ich habe immer sofort meine Hausaufgaben gemacht, außer in der zweiten Klasse. Und da gab es immer Ärger. ,,Was interessieren mich diese dämlichen Hausaufgaben", fragt er sich selbst. Ich antworte nicht darauf. ,,Luke, du solltest sie wirklich machen. Du kannst nicht immer nur zum Training gehen, dich mit Freunden treffen und zocken. Du musst auch was für die Schule tun. Ich will doch nur das Beste für dich." ,,Ja, das sehe ich", sagt er mit einem leicht säuerlichen Unterton. ,,Ich mach's ja gleich. Ich hab das Spiel eh gewonnen." Ich schaue auf den Bildschirm. Tatsächlich, er hat das Spiel gewonnen und nebenher noch mit mir über Hausaufgaben diskutiert. Luke schaltet die Playstation aus, schnappt sich brav seinen Rucksack und flitzt die Treppe hoch.
Ich schaue ihm kurz hinterher und gehe dann zurück in die Küche. Ich hole mein Französisch Buch aus meinem Rucksack und lege es auf den Küchentisch. Morgen schreiben wir einen Vokabeltest und ich sollte noch ein bisschen lernen. Aber zuerst muss ich mich um meine Brownies kümmern. Oft habe ich das Problem, dass sie vor der angegebenen Zeit fertig sind und ich das nicht bemerke, weil ich normalerweise immer warte bis die Eieruhr sich bemerkbar macht. Ich schaue in den Backofen. Sie sehen gut aus. Auch der Zahnstocher Test bestätigt es.

Als meine Eltern nach Hause kommen, habe ich die Brownies mit flüssiger Schokolade eingestrichen und staple sie nun auf einem Teller. ,,Hi, ist Luke auch schon da?", fragt meine Mom Isabell. ,,Ja, er ist oben und macht Hausaufgaben." ,,Super und du backst Mal wieder. Bist du fertig mit deinen Aufgaben?" ,,Fast. Ich muss noch zwei Aufgaben in Mathe machen und ein paar Vokabeln lernen. Wir schreiben morgen ein Test." ,,Soll ich dich abfragen?", fragt Mom. Ich lehne ab, da ich lieber alleine lerne. ,,Dann mach Mal alles fertig. Du kannst danach weiter backen", sagt sie. ,,Mom, ich bin fertig mit backen. Ich war gerade dabei mir die Vokabeln nochmal anzuschauen", erkläre ich gereizt.
Meine Mom kann weder gut backen noch kochen. Oft ist sie froh, dass ich es übernehme, aber die Schule geht bei ihr dann doch vor. Ich habe zwar wirklich fast alle Hausaufgaben fertig, doch in ihren Augen darf ich erst backen, wenn ich alle Aufgaben fertig habe. Mein Dad John sieht das ein bisschen gelassener. ,,Lara, du gehst jetzt hoch in dein Zimmer, machst deine Hausaufgaben fertig und lernst Vokabeln. Danach kannst du dich wieder um die Brownies kümmern." Ich seufze und gehe mit meinem Rucksack nach oben. Ich bin fast in meinem Zimmer, da höre ich Mom sagen: ,,John, lass sie erst in die Nähe der Brownies, wenn sie Vokabeln gelernt hat. Ich gehe jetzt Joggen." Ich pfeffere meinen Rucksack neben meinen Schreibtisch und lasse mich auf den Schreibtischstuhl sinken. Immer wenn es um mich geht, ist meine Mom mega streng. Ich muss immer erst alles wichtige erledigt haben, bevor ich was backen darf. Nur beim Kochen gibt es meistens eine Ausnahme, da ich die einzige in der Familie bin, die ganz gut kochen kann. Aber so wie es heute aussieht, werde ich wohl erst Abendessen kochen, wenn Mom wieder da ist, damit sie sich ja vergewissern kann, dass ich auch wirklich alle Hausaufgaben fertig gemacht habe und alle Vokabeln in Schlaf kann. Seufzend ziehe ich mein Mathebuch aus dem Rucksack. Ich mag Mathe nicht. Ich kann es ja, aber ich mag es nicht. Doch ich muss es machen, wenn ich heute noch Abendessen will.

,,Lara? Kochst du bitte?", ruft Dad von unten. Ich springe auf. Endlich weg von den ätzenden Vokabeln. Ich kann sie eigentlich ziemlich gut, nur der ein oder andere Satz ist etwas schwierig. Aber wenn interessieren schon dämliche Beispielsätze in Französisch. Mich jedenfalls nicht. Ich finde sie oft ziemlich unpassend und unrealistisch. Ich möchte irgendwann Mal was mit meinen Französisch Kenntnissen anfangen können und dafür brauche ich realistische Sätze, welche ich tatsächlich Mal gebrauchen könnte. ,,Was soll ich kochen?", frage ich als ich unten in der Küche bin. ,,Nudeln mit Tomatensoße. Das geht schnell", antwortet Dad. Nudeln sind einfach zu kochen. Ich hätte jetzt gerne irgendwas kompliziertes gekocht, für das man lange braucht. Aber gut, dann gibt es Nudeln.

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