58 | Lösungsfindung

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,,Das sehe ich, also erzähl“, fordert Johanna mich auf. ,,Ich stecke in der Klemme“, beginne ich. ,,Du weißt ja, dass ich im Moment überlege, wie es weiter geht. Was ich jetzt machen und so. Ich würde echt gerne die Tanzrichtung wechseln. Meine Mom hat vor zwei Tagen angerufen und da haben wir auch über meine Zukunft geredet. Sie will, dass ich entweder hier am Schloss weiter Ballett tanze oder, wenn ich die Tanzrichtung wechsle, nimmt sie mich vom Schloss und ich muss zurück an meine alte Tanzschule in Berlin und dort Weitertanzen, Ballett versteht sich“, erkläre ich. ,,Das ist ja richtig mies!“, ruft Johanna. ,,Weiß sie von deiner Angst?“ ,,Ja, aber sie versteht es nicht. Sie meint immer noch, dass das nur eine Phase sei und dass wenn ich erstmal damit anfange, sich die Angst auch wieder legen wird“, sage ich. ,,Na ganz toll. Das heißt ja, dass du von hier weg gehen musst. Denn du wirst garantiert kein Ballett mehr tanzen und eine andere Möglichkeit um hier zu bleiben gibt es nicht“, stellt Johanna fest. ,,Es tut mir leid“, sage ich leise. ,,Das muss dir nicht leid tun. Du bist nicht daran Schuld. Gegen eine Angst kann man nichts machen. Das einzige wogegen wir etwas machen können, ist die Sturheit deiner Mom. Wir müssen ihr erklären, wie es um dich steht und was genau du tun willst“, meint sie. ,,Und da liegt das Problem. Sie lässt sich davon nicht abbringen. Sie hat Standard als eine unattraktive Tanzrichtung bezeichnet. Sie will, dass ich weiter Ballett tanze, weil das das einzig richtige für sie ist“, erkläre ich. ,, Standard ist nicht unattraktiv!“, ruft Johanna empört. ,,Sehe ich genauso, aber Mom eben nicht. Es war schön immer so. Sie war Happy, dass ich Ballett getanzt habe und hat Manon, eine meiner früheren Trainerinnen, quasi vergöttert. Wenn Mom wüsste, wie die wirklich ist. Ich wollte nie Manon’s Kurse besuchen, aber wurde quasi dazu gezwungen. Mom lässt sich von ihrer Meinung nicht abbringen“, sage ich matt. Langsam wird mir das alles zu viel. ,,Wir müssen einen Weg finden, deiner Mom zu zeigen, dass Standard nicht das ist für was sie es hält“, überlegt Johanna. ,,Schaut sie auch Let’s Dance?“ ,,Nein, eben weil sie Standard und Latein nicht mag. Freitag Abends ist die immer bei einer ihrer Freundinnen zum Monopoly spielen“, erzähle ich. ,,Mist, dann fällt das auch weg“, meint Johanna. ,,Was hattest du vor?“ ,,Ich dachte, du könntest mit ihr zusammen Let’s Dance schauen und sie so davon überzeugen, was Standard wirklich ist. Aber wenn sie noch nicht Mal da ist, wenn es läuft, wird das nichts. Außer wir zeigen ihr etwas von Renata und Valentin“, erklärt Johanna. ,,Hmm, eigentlich gar keine schlechte Idee. Aber es wird sie wahrscheinlich nicht umstimmen.“ ,,Aber versuchen müssen wir es!“, beteuert Johanna. Ich nicke. ,,Du willst doch hier bleiben, oder?“, fragt sie. ,,Ja, definitiv! Ich will hier bleiben und Standard und Latein tanzen. Aber um ehrlich zu sein, habe ich die Hoffnung schon fast aufgegeben“, sage ich. ,,Dann rede mit Caro und Lotte oder am besten mit Miss Evans. Wenn Miss Evans mit deiner Mom redet, haben wir eine realistische Chance“, schlägt Johanna vor. ,,Das könnte vielleicht echt klappen. Aber ich glaube, ich rede morgen Mal mit Caro und Lotte und dann rufe ich Mom nochmal an und erkläre ihr das ganze. Und wenn das nichts bringt, gehe ich zu Miss Evans“, bestimme ich. ,,Das klingt doch gut. Komm lass uns reingehen, es wird langsam kalt“, meint Johanna und steht auf. Ich werde nochmal einen Blick aufs Schloss und den Garten und folge ihr dann. Ich muss kämpfen. Ich darf die Hoffnung noch nicht aufgeben. Ich muss dafür kämpfen hier zu bleiben. Hier ist mein zu Hause, nicht in Berlin. Ich gehöre hier her und ich will garantiert nicht weg von hier.

Zusammen gehen wir ins Zimmer von Elisa und Kaya. Da sitzen die beiden und Luna auf ihren Betten und reden. Als wir rein kommen, unterbrechen sie ihr Gespräch. ,,Da seid ihr ja. Wir wollten euch schon suchen gehen“, sagt Elisa und rutscht ein Stück zur Seite, damit Johanna und ich uns dazu setzen können. Kaya steht auf und hat eine Tüte M&Ms aus dem Schrank. Dann füllt sie die eine Hälfte in eine kleine Schüssel und stellt sie zu uns aufs Bett. Den Rest nimmt sie mit auf ihr Bett, auf dem sie mit Luna sitzt. ,,Ich glaube, die haben wir uns nach diesem anstrengenden Tag verdient“, lacht Luna und wir anderen nicken zustimmend. ,,Wo warst ihr?“, fragt Elisa. ,,Wir waren draußen und haben geredet“, erzählt Johanna und wirft mir einen fragenden Blick zu. Ich nicke. Natürlich darf sie den anderen von meinem Problem erzählen. ,,Also, Laras Mom will dass Lara nicht wechseln. Bzw, sollte sie wechseln, darf sie nicht länger hier aufs Schloss gehen“, erklärt Johanna die Lage. ,,Echt jetzt?“, ruft Luna. Ich nicke traurig.

Den restlichen Abend geht es nur noch über das eine Thema. Immer wieder kommen neue Vorschläge, wie man meine Mom von ihrer Einstellung abbringen kann. Mit der Zeit wird eine unsinniger als die anderen. ,,Leute, ich glaub ich gehe ins Bett“, sage ich um kurz nach neun. ,,Nehmt es mir nicht übel, aber ich kann einfach nicht mehr. Ich bin total fertig und die Sache mit meiner Mom macht es nicht besser“, erkläre ich und stehe auf. ,,Alles gut, soll ich mitkommen?“, fragt Luna. ,,Nein musst du nicht“, sage ich. ,,Dann bis morgen.“
Ich putze mir nur noch schnell die Zähne und lege mich dann direkt ins Bett. Ich schaue nur nochmal schnell, was es auf Instagram neues gibt und falle dann in einen unruhigen Schlaf.

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