3 | Montagmorgen

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Als ich am Montagmorgen aufwache, weiß ich sofort dass es ein guter Tag werden wird. Okay, eigentlich denke ich das jeden Montag, aber heute ist es nochmal ein spezielleres Gefühl als sonst. Ich sollte vielleicht kurz erwähnen, dass Montag mein Lieblingstag ist und das liegt nicht nur daran, dass ich montags Ballett bei Anaïs habe. Ich mag Montage allgemein. Ich finde wenn man sich den Montag versaut, wird der Rest der Woche auch mies.
Gutgelaunt springe ich aus meinem Bett und ziehe den Rollanden hoch. Es ist Frühling und die Sonne erhebt sich langsam über den Dächern von Berlin. Unten in der Küche sitzt mein Dad schon am Tisch und liest Zeitung. ,,Guten Morgen", sage ich fröhlich. ,,Morgen", kommt zurück. Dad ist kein Morgenmensch, genau wie Luke, der gerade verschlafen die Treppe runterläuft. Ich mache mir ein Müsli und eine Tasse Kakao und setze mich zu Dad an den Küchentisch. Luke setzt sich mit seinem Nutella Toast neben mich. Wie kann man morgens um 6:35 schon so etwas essen? Ich bin kein besonders großer Fan von Essen schon so früh am Morgen. Deshalb esse ich immer nur ein Müsli. Mein Bruder ist da ganz anders als ich. Er ist allgemein in vielen Dingen ganz anders als ich. Es fängt schon damit an, dass er kein Harry Potter mag. Ich liebe Harry Potter, dass sieht man jetzt in diesem Augenblick zum Beispiel an meinem Schlafanzug. Als ich ihn vor gut einem Jahr dazu überreden wollte, Harry Potter zu lesen, hat er nach Seite 100 verkündet, dass das alles kompletter Mist sei. Außerdem sei das ja eh alles nur erfunden und damit war Harry Potter für ihn erledigt.
Morgens bin ich die Sorte Mensch, die direkt nachdem Aufstehen top fit ist, er nicht. Gerade ist er kurz davor auf dem Küchentisch wieder einzuschlafen. Doch genau in diesem Moment kommt Mom in die Küche und kann ihn grad noch daran hindern. So geht das jeden Morgen. Meine Mom geht als erste ins Bad und frühstückt danach. Da ich morgens weniger esse, als Luke bin ich dadurch auch schneller, sodass ich ins Bad gehe, wenn ich fertig bin und Luke dann nach mir. Ich bin froh vor Luke ins Bad gehen zu können, denn er braucht morgens immer mega lang. Gut und Dad geht noch vor Mom, da er als Erster schon um 6:50 los muss.


,, Ich gehe dann Mal schnell ins Bad", sage ich und räume meine Müslischale in die Spülmaschine. Und mit schnell meine ich auch schnell. Ich brauche morgens nicht lange: nur schnell Zähne putzen, sich einmal übers Gesicht waschen und Haare kämmen, mehr nicht. Ich bin nicht so wie andere Mädchen in meinem Alter, die morgens Stunden im Bad verbringen um sich zu schminken. Ich mag Make Up, aber nur bei Aufführungen oder Events. In der Schule brauche ich das nicht.

Wenige Minuten später verlasse ich das Bad und Stelle mich vor meinen Kleiderschrank. Das ist eher mein Problem morgens, vor allem montags: was ziehe ich an? Schnell checke ich meine Wetter App: Sonne, vielleicht ein paar Wolken 20°C. Also entscheide ich mich für eine schwarze high waist Jeans und ein bauchfreies, gestreiftes Langarmshirt. Durch die Jeans ist dieses dann auch nicht mehr bauchfrei, so dass Mom wohl nicht meckern wird. Sie mag bauchfreie Oberteile nicht. Ich schon, vor allem im Ballett. Ich blicke auf die Uhr, 6:55 Uhr. Ich habe noch ne knappe halbe Stunde bis ich los muss. Ich schnappe mir mein Handy und lasse mich auf mein Bett fallen. Schnell beantworte ich eine Nachricht von Sophie. Und lese die neusten Nachrichten in der Klassengruppe. Dann öffne ich Instagram. Oh Mann, wie viele Stories entstehen zwischen 21:30 abends und 7:00 Uhr morgens? Viele! Langsam klicke ich mich durch die ganzen Stories, das meiste überspringe ich, da es langweilig ist, wenn manche immer wieder für die gleichen Produkte Werbung machen. Als ich endlich Mal durch alle Stories durch bin, scrolle ich noch schnell durch den Feed. Endlich hat auch endlich mein Lieblings Paar bei Let's Dance sich bei den Fans für die vielen Anrufe bedankt. Schnell kommentiere ich unter dem Post. Ich mache es immer bei meinen Lieblings Paaren. Ich finde als Fan sollte man sagen, bzw. kommentieren, wie man die Performance fand. Es war natürlich einfach Klasse getanzt. Ich sollte vielleicht tatsächlich noch erwähnen, dass ich ein sehr großer Let's Dance Fan bin. Ich schaue schon seit einigen Jahren und fieber immer ziemlich mit. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie aufgeregt ich bin, wenn es zur Entscheidung kommt. Und ich bin ja noch nicht mal Teil der Show. Wie würde es sein, wenn ich dort stehen würde? Wie aufgekratzt wäre ich dann?

,,Lara? Kommst du?", mein Bruder steckt den Kopf in mein Zimmer. ,,Klar", sage ich, stecke mein Handy in meinen Rucksack und gehe mit ihm die Treppe runter. ,,Tschau Mom" ,,Tschüss ihr beiden. Viel Spaß in der Schule." Tja, Spaß in der Schule? Naja, es geht so. Vor der Tür steht schon Sophie. ,,Guten Morgen, ich wollte gerade klingen", begrüßt sie mich. ,,Tja, wir sind halt genauso pünktlich wie du, aber auch dir einen Guten Morgen", antworte ich gutgelaunt. ,,Boah, Lara! Hör auf mit deiner guten Laune am frühen Montagmorgen", ruft Sophie. ,,Ich dachte du kommst mittlerweile damit klar", necke ich sie. Sophie verdreht die Augen. ,,Haha, witzig." Lachend schwinge ich mich auf mein Fahrrad. ,,Auf, bevor wir noch zu spät kommen", sage ich und fahre los. Sophie folgt mir. ,,Als ob wir jemals zu spät kommen, so früh wie wir immer los fahren", meint sie. ,,Naja, wer weiß. Wir sind hier in Berlin. Hier kann jeden Morgen quasi alles passieren. Und Ruckzuck sind wir spät dran", erkläre ich. ,,Ich hab's ja begriffen", mault Sophie. Ich weiß, dass sie es nur aus Spaß meint. Ich kenne sie einfach zu gut. Und das schon seit eigentlich immer. Okay, seit dem Kindergarten. Nur die ersten drei Jahre unseres Lebens haben wir getrennt voneinander verbracht. Doch als wir dann in der gleichen Kindergarten Gruppe gelandet sind, sind wir ein Herz und eine Seele. Wir waren seit her auch in der Grundschule in der gleichen Klasse und auch jetzt im Gymnasium. Die einzige Stunde die wir nicht zusammen ist Religion. Sophie ist katholisch und ich bin evangelisch. Aber sonst haben wir alles zusammen, auch Ballett. Und wir verbringen auch allgemein sehr viel Zeit zusammen, sei es Spazieren gehen im Tiergarten oder Shoppen im KaDeWe.
Wir sind mit die ersten Schüler, die am Gymnasium ankommen. ,, Siehst du", sagt Sophie. ,,Wir hätten noch mehr als 15 Minuten." ,,Ja, aber irgendwann sind wir froh, so früh loszufahren", erwidere ich. ,,Ich kann dich von dieser Einstellung auch nicht abbringen, oder?", fragt Sophie. ,,Nö", grinse ich und schließe mein Fahrrad an. Zusammen betreten wir das Schul-Gebäude und laufen zu unserem Klassenzimmer. Es ist eine Frechheit morgens schon in den dritte Stock hochlaufen zu müssen, aber es hilft nichts. Ächzend werfe ich meinen Rucksack auf den Boden und schäle mich aus meiner Jacke. Dann setze ich mich neben meinen Rucksack auf den Boden. Sophie tut es mir gleich.



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