10 | Letztes Training

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Krass, wie schnell die Zeit vergeht. Die letzten Wochen ist jedoch eigentlich nicht sonderlich viel passiert. Ich mein, die letzten paar Wochen vor den Sommerferien sind eigentlich immer Recht chillig.

Heute ist dann endlich der letzte Schultag vor den Ferien und mein letzter Schultag hier in Berlin. Irgendwie werde ich meine Klasse schon vermissen. Ich habe jetzt zwar nicht wirklich viele richtige Freundinnen in meiner Klasse, aber die meisten Mädels sind schon ganz nett.
Unser letzter Schultag ist ein Donnerstag, das heißt ich habe heute auch das letzte Mal Ballett bei Manon. Ich glaube, sie werde ich nicht vermissen, obwohl sie mich, seit ich die Aufnahmeprüfung hatte, in Ruhe gelassen hat. Meistens hat sich nichts zu mir nach den Übungen gesagt. Das ist mir allerdings auch ganz Recht. Anaïs hingegen hat für mich nochmal ein Einzeltraining angelegt, so dass ich jetzt immer dreimal pro Woche Ballett hatte. Eigentlich war es ganz schön Mal wirklich Einzeltraining zu haben. Früher hatte ich immer Angst davor, die einzige im Training zu sein. Aber ehrlich gesagt, je weniger da sind desto mehr lernt man. Wahrscheinlich hat mir Anaïs auch deshalb Einzeltraining gegeben, damit dich mich noch mehr korrigieren und verbessern kann, sie die anderen gleichzeitig nicht vernachlässigt.

Als ich mit Sophie wie immer überpünktlich zu unserem Klassenzimmer laufe, steht die Tür schon offen. Sophie bedeutet mir mit einem Handzeichen, dass ich kurz warten soll. Dann geht sie rein. Was soll das bedeuten? Ich muss nicht lange warten, da kommt Sophie wieder raus. ,,Du kannst rein kommen", sagt sie. Etwas unsicher betrete ich den Raum. Er sieht aus wie immer. Warum sollte ich dann draußen warten? Unsere Klassenlehrerin Frau Müller ist schon da, sonst noch niemand, außer Sophie und mir natürlich. ,,Guten Morgen", begrüße ich Frau Müller und setze mich auch meinen Platz am Fenster, neben Sophie versteht sich. Nach und nach trudeln auch die anderen ein. Die meisten sehen ziemlich müde aus. Wahrscheinlich sind die schon im Ferienmodus. Ich noch nicht. Ich bin erst dann im Ferienmodus, wenn wirklich auch der letzte Tag rum ist, das heißt heute nach dem Ballett.

Der Schultag beginnt wie immer. Die ersten drei Stunden haben wir noch normal Unterricht. Falls man das was wir machen normal nennen kann. Eigentlich sitzen wir nur rum, machen Spiele und reden. In der vierten Stunde hat dann jede Klasse bei ihrem Klassenlehrer. Und damit ist der letzte Schultag vorbei. Auch in dieser Stunde reden wir nur und wir spielen Tabu, was ziemlich witzig ist. Am Ende der Stunde verabschiedet meine Klasse mich dann. Die Klassensprecher sagen noch etwas und meine Klassenlehrerin auch. Das war es dann. Ein sehr unspektakulärer Schultag also. Aber ich hab ehrlich gesagt auch nicht mehr erwartet. Ich mein, gut ich werde wohl nicht mehr hier an die Schule zurückkommen, aber da muss man ja nicht gleich viel Trubel drum machen. Außerdem bin ich eh nicht wirklich beliebt in meiner Klasse, von daher alles gut.

Am Nachmittag habe ich dann das letzte Mal Ballett. Auch hier verläuft die Stunde ziemlich chillig. Wir lernen heute zur Abwechslung Mal eine kleine Choreographie, aber nichts spektakuläres. Am Ende der Stunde schaut Anaïs nochmal schnell vorbei, um sich bei mir zu verabschieden. Ich gebe ihr noch ein kleines Geschenk, dass ich für sie vorbereitet habe: einen Schlüsselanhänger in Form eines kleinen Spitzenschuhs und Karten für die Aufführung im Dezember. Schließlich ist Anaïs die Person, der ich das, was ich erreicht habe, verdanke. Hätte sie mich nicht bei der Aufnahmeprüfung angemeldet, wäre ich wohl nie nach Schloss Falkenberg gegangen. Nachdem ich mich von Anaïs und ein paar anderen Mädels verabschiedet habe, ruft mich Manon nochmal zu sich. Etwas nervös schaue ich erst schnell zu Sophie, dann gehe ich zu Manon. ,,Ich wollte nur schnell sagen, dass ich mich wirklich für dich freue. Also das du aufgenommen wurdest", beginnt sie. ,,Sorry, dass ich immer so fies zu dir war." ,,Schon okay", antworte ich. Hat sich Manon gerade wirklich dafür entschuldigt, dass sie mich fies behandelt hat. ,,Nimm's nicht persönlich, aber ich komme mit deinem Charakter einfach nicht klar. Du tanzt sehr gut", fügt Manon hinzu. ,,Schon okay. Man kann ja nicht jeden mögen", sage ich. Manon nickt. ,,Dann wünsche ich dir alles Gute auf deinem Weg." ,,Danke", antworte ich und verlasse den Raum. Hätte ich ihr noch sagen sollen, dass ich sie auch nicht mag? Naja, jetzt ist es zu spät.
,,Was wollte Manon?", fragt Sophie, die in der Umkleide auf mich gewartet hat. ,,Sie hat sich dafür entschuldigt, dass sie mich fies behandelt hat, dass sie mit meinem Charakter nicht klar kommt und sie hat mir noch alles Gute für meinen Weg gewünscht", antworte ich schulterzuckend. ,,Na das ist doch Mal was."



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