Kapitel 07: „Ich bin glücklich"

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09.04.2020

Lucas Sicht:
Es ist Donnerstag Nachmittag und ich sitze auf meiner Couch. Dieses Wochenende ist die Osterpause, demnach hatte ich diese Woche kein Training und morgen ist auch keine Liveshow. Aufgrund der aktuellen Lage mit Corona darf ich über die Ostertage nicht zu meiner Familie in die Schweiz. Stattdessen sitze ich hier Tag für Tag in meinem Apartment und hänge meinen Gedanken nach. Meinen Gedanken an Christina. Seitdem wir uns das letze Mal gesehen haben, schreiben wir den ganzen Tag. Wir haben sogar schon einmal telefoniert. Obwohl ich sie gerade einmal eine Woche nicht gesehen habe, vermisse ich sie. Gestern bin ich auf die Idee gekommen, ihr ein kleines Ostergeschenk zu kaufen. Es ist eine feine Kette mit einem runden, goldenen Anhänger. Ich möchte ihr zeigen, wieviel sie mir bedeutet. Außerdem soll die Kette ein Glücksbringer für unsere weitere Reise bei Let's Dance sein. Ich hoffe, sie freut sich darüber.
Das hilft mir aber trotzdem nicht darüber hinweg, dass ich sie gefühlt von Minute zu Minute stärker vermisse. Soweit ich weiß, hat sie heute nichts mehr vor. Also nehme ich meinen Mut zusammen und schreibe ihr eine Nachricht:
„Hey Christina!
Hast du heute Abend schon was vor? Ich würde gerne noch etwas von der Umgebung hier sehen. Hättest du Lust mit was zu zeigen? :)"
Ich lege mein Handy zu Seite, doch schon wenige Minuten später bekomme ich eine Nachricht. Bevor ich zu meinem Handy greife, bin ich etwas nervös. Doch ich sehe direkt nach.
„Hi Luca :)
Klar hätte ich Lust dazu! Wie wärs wenn wir uns um 19 Uhr am Rheinufer bei den Steinen treffen?"
Ich bin erleichtert und sage Christina zu. Dann beschließe ich noch schnell zu duschen, ehe ich mir etwas schönes anziehe und mich auch schon auf den Weg mache.
Auf dem Weg zu unserem Treffpunkt gehen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Was ist, wenn wir von den falschen Personen gesehen werden? Werden wir uns heute näher kommen? Insgeheim hoffe ich, dass sich heute die Möglichkeit ergibt, sie zu küssen. In den letzten Tagen ist mir einfach klar geworden, dass ich mir im Moment nichts sehnlicher wünsche.
Ich bitte um die letze Ecke. Gleich bin ich da. Von weitem sehe ich schon eine kleine Person mit braunen Haaren am Geländer lehnen und auf den Fluss schauen. Es ist Christina. Sofort beginnt mein Herz schneller zu schlagen. Sie trägt ein langärmeliges, geblümtes Kleid mit einer Umhängetasche und dazu weiße Chucks. Sie sieht schon von weitem so unglaublich süß aus.
Als sie mich bemerkt, dreht sie sich um und lächelt mich mit ihrem größten Christina- Lächeln an. Ich lächle zurück und ziehe sie in eine intensive Umarmung. Dabei streichle ich ihr sanft über ihren Rücken. „Hey, wie gehts dir?", frage ich sie. „Jetzt wieder super und dir?", entgegnet sie. „Mir auch. Wollen wir vielleicht den Rhein hoch in Richtung dieses großen Waldes gehen?", sehe ich sie an. „Gute Idee. Da kann man super spazieren gehen und da ist auch nicht so viel los!"

Christinas Sicht:
Warum will Luca mit mir in ein abgelegenes Waldstück? Was hat er vor? Oder einfach nur so? Ich bin immer noch etwas nervös, aber im positiven Sinne. Auch wenn ich mir nicht sicher bin ob es eins ist, fühle ich mich ein bisschen wie bei einem Date. Dagegen hätte ich bestimmt nichts.
Wir machen uns auf den Weg und unterhalten uns über alles Mögliche.
Glücklicherweise begegnen wir kaum anderen Menschen, da aufgrund von Corona im Moment viele zuhause bleiben. Mittlerweile sind wir schon etwas außerhalb des Stadtkerns und ich sehe außer uns weite und breit niemanden. So gehen wir schweigend nebeneinander her und genießen die idyllische Natur am Ufer des Rheins. Aber mindestens im gleichen Maße genieße ich Lucas nähe. Er hat mir echt gefehlt in den letzten Tagen.
Wir gehen so dicht nebeneinander her, dass sich für eine kurzen Moment unsere Finger berühren. Doch keiner von uns macht Anstalten, sich wegzubewegen. Auf einmal spüre ich, wie Luca seine Hand öffnet und sie leicht um meine legt. Mein Bauch beginnt zu kribbeln und ich muss lächeln. Dann öffne ich auch meine Hand und verschränke meine Finger mit Lucas. Es fühlt sich gut an, seine Hand zu halten. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass er auch lächelt. Es ist das erste mal, dass wir uns wirklich näher kommen. Das letze Mal wurden wir ja von meinem Handy unterbrochen.
Wenig später gehen wir auf eine Bank mit Blick auf den Rhein zu. Überall sind dichte Büsche und Bäume, sodass man sich unbeobachtet fühlt. Luca hält immer noch meine Hand. „Wollen wir uns hier hinsetzen?", fragt er mich. „Gerne", entgegne ich und lasse mich auf die Bank fallen. Wir sitzen nebeneinander und genießen die schöne Aussicht. Wenig später spüre ich einen Arm um mir. Luca zieht mich ein wenig zu sich, und streichelt leicht meinen Oberarm. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und schließe die Augen. Kann dieser Moment bitte nie enden?
Eine Weile sitzen wir noch so da. Luca spielt inzwischen mit meinen Haaren. „Echt schön hier", bringt er hervor. Ich muss lächeln. „Schön mit dir", antworte ich, was mich selbst etwas überrascht. Langsam geht die Sonne unter und wir sitzen einfach nur da und genießen die Nähe.
Als die Sonne schließlich weg ist, wird mir etwas kalt. Luca scheint dies zu bemerken, setzt sich auf und zieht seine Lederjacke aus. Anschließend legt er sie mir über die Schultern. Ich lächle ich an.
„Möchtest du gleich noch etwas mit zu mir kommen?", kommt es aus mir heraus. Schüchtern werde ich rot und gucke zu Boden, in der Hoffnung auf Lucas Zustimmung.
„Gerne!", kommt es aus seinem Mund. Er steht auf, reicht mir seinem Hand und wir gehen zurück in Richtung meiner Wohnung. Da es mittlerweile fast dunkel ist, haben wir keine Angst mehr, gesehen zu werden.
Wenig später kommen wir an meiner Wohnung an. Luca war schon einmal hier, während der Contemporary Woche haben wir einen Abend mit India zusammen gegessen. Wir gehen die Treppen hoch und ich schließe die Tür auf. „Möchtest du etwas trinken?", frage ich Luca, der mir gerade seine Jacke abnimmt und sie an die Garderobe hängt. „Was hast du denn da?" „Wasser, Apfelsaft oder Weißwein", entgegne ich. „Trinken wir einen Wein?", fragt er mich und ich stimme zu. Ich mache uns zwei Gläser Wein fertig und wir setzten uns aufs Sofa. Wir entscheiden uns, Harry Potter zu gucken und ich starte den Film.
Ich sitze mittig auf meinem Sofa und spüre Luca links neben mir. Nach ein paar Minuten legt er seinen Arm um mich. Obwohl er das heute im Wald auch schon getan hat, beginnt mein Körper wie verrückt zu Kribbeln. Ich genieße dieses Gefühl und lege schließlich meinen Kopf auf seine Brust. Ich kann seinen Herzschlag hören, der in meinen Ohren wie Musik zu klingen scheint. Wenig später beginnt er, meinen Kopf zu kraulen. Ich fühle mich einfach nur wohl. Luca, du machst mich einfach glücklich. Doch diesen Gedanken behalte ich noch für mich, da ich den wundervollen, stillen Moment nicht zerstören möchte. So liegen wir da, bis der Film schließlich vorbei ist. „Ich gehe mal kurz auf den Balkon frische Luft schnappen.", sage ich zu Luca und stehe auf.
Die Luft draußen ist angenehm kühl und der Himmel ist sternenklar. Ein paar Minuten stehe ich einfach da und lasse meine Gedanken kreisen, welche allerdings nur noch ein Thema zu beinhalten scheinen.
Auf einmal spüre ich zwei Hände von hinten auf meiner Hüfte, die mich schließlich umarmen. Ich muss sofort lächeln und fühle mich in Lucas Armen einfach nur sicher und geborgen. Ein paar Augenblicke stehen wir noch so da, ehe Lucas Hände zurück auf meine Hüfte wandern und mich sanft zu ihm drehen. Ich sehe ihm in die Augen und mein Kribbeln im Bauch gewinnt an Stärke. Dann kommt Luca näher. Unsere Gesichter sind nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Ich spüre seinen Atem auf meinen Lippen und sehe ihm tief in die Augen. Dann schließe ich diese und öffne meine Lippen leicht, um ihm ein Zeichen zu geben. Luca überwindet die letzten Zentimeter zwischen unseren Lippen und legt seine auf meine. Nach einem kurzen, schüchternen Kuss setzt er seine Lippen wieder ab und lächelt mich an. Ich sehe ihn tief in die Augen, ehe er mich erneut küsst. Dieses Mal hat er seine Lippen bereits etwas geöffnet und der Kuss gewinnt an Leidenschaft. Luca ist echt ein verdammt guter Küsser. Seine Lippen sind so weich, aber dennoch mit Nachdruck dahinter. Seine Bartstoppeln kitzeln mein Kinn.
Nach ein paar Augenblicken lösen wir uns von einander und lächeln uns einfach nur an. Dann nimmt Luca mich von der Seite in den Arm und wir wenden uns dem sternenklaren Nachthimmel über Köln zu. „Ich bin glücklich", flüstert mir Luca nach ein paar Minuten zu. Ich fahre ihm sanft über die Wange. „Ich auch". „Du Luca, kann ich dich was fragen?". Er nickt mich an. „Möchtest du über Ostern mit zu meinen Eltern nach Dortmund kommen?" Er sieht mich zunächst etwas ungläubig an, ehe er erfreut zustimmt und mir einen kurzen Kuss in die Haare drückt. „Ich bin müde", fügt er schließlich noch hinzu. „Willst du bei mir schlafen?", lächle ich ihn an. Er wird etwas rot, was ich süß finde. „Wenn das ok für dich ist, dann gerne!", antwortet er schließlich.
Dann gehen wir Richtung Schlafzimmer. „Ich gehe mich mal fertig machen.", sage ich zu Luca und verschwinde im Badezimmer.

Lucas Sicht:

Nun sitze ich also auf Christinas Bett und kann garnicht richtig realisieren, was eben alles passiert ist. Vielleicht muss ich das auch garnicht. Ich möchte einfach die schönen Momente genießen. Ehe ich weiterspinnen kann, kommt Christina auch schon zurück. „Du kannst jetzt. Zahnbürste und Zahnpasta habe ich dir hingestellt". „Danke!". Ich stehe auf, gehe ins Bad und mache mich fertig. Christinas Badezimmer ist klein, aber wie der Rest ihrer Wohnung sehr gemütlich eingerichtet.
Als ich ins Schlafzimmer zurückkehre, muss ich schlucken. Christina zieht sich gerade um und scheint mich nicht bemerkt zu haben. Bei ihrem Anblick wird mir direkt heiß. Sie steht da, in wahnsinnig heißer, schwarzer Spitzenunterwäsche und durchsucht ihren Kleiderschrank. Als sie mich dann doch bemerkt, schreckt sie etwas zurück und wird rot. Ich lächle sie verlegen an und betrete den Raum. Holy. Wie kann ein Mensch nur so gut in Unterwäsche aussehen? Ihre Silhouette ist so zierlich, aber trotzdem hat sie schöne weibliche Rundungen. Luca hör auf, spricht die Stimme der Vernunft in mir. Ich beschließe, in meinem Pulli zu schlafen, da ich nicht aufdringlich wirken möchte. Christina, die sich bereits ins Bett gelegt hat, trägt mittlerweile einen langen Pyjama.
Schließlich lege ich mich zu ihr ins Bett und streichle ihr von der Seite über die Wange. „Schlaf gut!", flüstere ich ihr ins Ohr und küsse sie auf die Stirn. Auch wenn es dunkel ist, kann ich sprühen wie sie lächelt. Ich streichle sie noch etwas, ehe sie in meinen Armen einschläft.

Liebe auf den ersten BlickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt