Kapitel 08: „Mein Ostergeschenk"

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11. April 2020

Christinas Sicht:
Verschlafen öffne ich die Augen und kann durch den Vorhang sehen, dass draußen die Sonne scheint. Doch sofort bin ich mit meinen Gedanken beim gestrigen Abend. Was war das bitte?! Ich meine, ich hatte ja vorher schon Gefühle für Luca. Aber was anfangs vielleicht nur eine kleine Schwärmerei war, ist mittlerweile so viel mehr. Ich bin dabei, mich in Luca zu verlieben. Dass sich eine Romanze zwischen uns aber auch als Hindernis für unsere gemeinsame Tanzkarriere bei Let's Dance erweisen könnte, ist mir egal. Für mich zählt im Moment nur, was mein Herz mir sagt. Und das schlägt für Luca.
Langsam drehe ich mich zu Luca um. Er schläft noch und sieht dabei so wahnsinnig niedlich aus. Vorsichtig fahre ich ihm durch seine dunkelbraunen Lockenmähne und streichle seinen Kopf. Allmählich breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Dann öffnet er langsam seine Augen und sieht mich an. Ich fahre ihm über die Wange und flüstere : „Guten Morgen". „Gut geschlafen?", kommt es verschlafen von ihm zurück. „Besser denn je", lächle ich ihn an. Luca dreht sich von der Seite etwas auf mich drauf und gibt mir einen Kuss. Einen Moment bleiben wir noch so liegen, ehe ich das Wort ergreife. Irgendwie ist die Schüchternheit, die mich in Lucas Gegenwart in letzter Zeit häufig überkam, seit gestern Abend wie weggeblasen. „Wir würden heute gegen Nachmittag losfahren zu meinen Eltern. Dann können wir gleich noch in Ruhe frühstücken und dann fahren wir noch kurz Blumen kaufen. Auf dem Rückweg würde ich dich am Apartment absetzen und um 3 wieder bei dir sein." „Das klingt nach nem Plan", Luca scheint begeistert. Dann küsst er mich nochmal, steht auf und macht sich auf den Weg ins Badezimmer. Ich denke an meine Eltern und an die Sache zwischen Luca und mir. Ich möchte, dass meine Eltern Luca erstmal als meinen Tanzpartner kennenlernen. Zu dem bin ich mir ja auch nichtmal sicher, was da jetzt genau zwischen Luca und mir ist und was das zwischen uns wird. Ich meine wir sind uns gestern Abend das erste mal wirklich näher gekommen und kennen uns auch erst seit gut zwei Monaten. Wenn ich ehrlich bin, möchte ich da aber auch gerade garnicht mit ihm drüber reden, sondern einfach nur seine Zuneigung genießen.
Anschließend frühstücken wir und machen und schließlich auf den Weg. Ich beschließe ich erst wegzubringen und dann Blumen kaufen zu gehen, da ich Angst habe, wir könnten zusammen gesehen werden. „Was soll ich eigentlich alles mitnehmen?", fragt Luca, als wir vor seinem Apartment angekommen sind. „Das Übliche, was man so für 2 Tage braucht und Schwimmsachen vielleicht, falls du welche mithast.", antworte ich ihm. „Okay, dann bis später!", lächelt er mich an, ehe er aussteigt. Auf dem Rückweg muss ich ununterbrochen grinsen und freue mich einfach nur auf die nächsten Tage.
Also ich wieder in meiner Wohnung ankomme, beginne ich zu packen. So viel brauche ich eigentlich nicht, aber da ja Luca mitkommt, überlege ich doppelt was ich anziehen werde. Für das Osteressen mit der Familie entscheide ich mich für ein schwarzes, figurbetontes Kleid. Zudem packe ich meinen neuen, knappen, roten Bikini ein.
Gegen 15 Uhr fahre ich in meinem roten Mini vor Lucas Apartment vor. Er steht bereits an der Straße und wartet. Ich halte und er verstaut seinen Koffer im Kofferraum. Dann setzt er sich neben mich auf den Beifahrersitz und drückt mir eine Kuss auf die Wange. „Los geht's!", sagt er euphorisch und macht Musik an.
Die Fahrt von Köln nach Dortmund zu meinen Eltern dauert in etwa eine Stunde. Auf der Fahrt singen wir  laut zu einigen Songs, reden über alles mögliche und haben einfach nur Spaß.

Lucas Sicht:
Vor ein paar Minuten ist Christina etwas außerhalb von Dortmund von der Autobahn gefahren und mittlerweile befinden wir uns auf einer Schnellstraße. Ihre Eltern scheinen etwas ausserhalb zu wohnen, was Sinn macht, da sie ja einen Campingplatz besitzen.
Nun biegt Christina in eine eher abgelegene Siedlung. Wir fahren noch ein paar Minuten, ehe sie ihr Auto auf dem Hof eines großen, weißen Hauses parkt. „Da wären wir!", sagt sie begeistert und steigt aus. Ich tue es ihr nach und ehe ich meinen Koffer raushole, gucke ich mich erstmal etwas um. Das Haus ist groß, scheint schon etwas älter zu sein. Im Vorgarten wachsen zahlreiche Blumen und das Grundstück scheint sehr gepflegt zu sein. „Komm lass und reingehen", ruft Christina mir zu. Ich hole meinen Koffer und folge ihr. Etwas nervös bin ich schon, ich lerne gleich immerhin die Eltern der Frau kennen, für die im Moment mein Herz schlägt. Nur wissen sie das nicht. Christina hatte mich gebeten, sie „nur" als ihr Tanzpartner zu begleiten. Sie möchte die seltene Zeit mit ihrer Familie genießen will und nicht nur über das eine Thema reden. Ist mir auch eigentlich ganz recht.
Wir begrüßen ihre Eltern und bin sofort erleichtert. Die beiden scheinen sehr herzlich freundlich zu sein. Ich habe auch das Gefühl, dass sie mich mögen, was ja aufgrund der letzten Entwicklungen zwischen Christina und mir nicht ganz unwichtig ist.
Christinas Vater heißt Thomas, ist etwas größer als ich und wohl etwa um die sechzig. Er wirkt nett und sympathisch, ist aber jedoch im Vergleich zu seiner Frau etwas in sich gekehrt.
Christinas Mutter, Valentina, würde ich etwas jünger als ihren Mann schätzen. Wenn sie redet, hört man einen russischen Akzent raus. Christina hat mal erzählt, dass ihre Familie mütterlicherseits russische Wurzeln hat. Auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass das geht, ist Christinas Mutter noch kleiner und zierlicher als sie selbst. Sie hat das gleiche Lächeln und die gleiche positive Ausstrahlung wie Christina und man erkennt sofort, dass sie ihre Mutter ist.
Nach einem ersten Gespräch gehen Christina und ich nach oben und sie zeigt mir das Gästezimmer. Ich schließe die Tür hinter uns und gehe zu Christina. Sie schaut aus dem Fenster auf einen wunderschönen See. „Ich mag deine Eltern", flüstere ich ihr zu. Sie scheint erleichtert zu sein: „Das freut mich!"
Dann sehe ich sie an und gebe ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn. Sie lächelt und lehnt sich von der Seite an mich.
Da es mittlerweile schon 18 Uhr ist und für 19 Uhr das Abendessen geplant ist, gehe ich schnell duschen. Christina war auch schon duschen und macht sich gerade fertig. Für das morgige Abendessen habe ich ein Hemd eingepackt, aber für heute belasse ich es bei eine Jeans mit einem Pulli.
Während des Essens lerne ich Christinas Eltern richtig gut kennen. Wir unterhalten uns über alle möglichen Themen und ich fühle mich sehr wohl. Nach dem Essen trinken wir noch etwas zusammen und unterhalten uns sehr lange, ohne dass es irgendwie langweilig wird. Gegen 22 Uhr verabschieden sich Christinas Eltern dann und gehen ins Bett. „Komm mit nach draußen, ich will dir was zeigen!", zieht Christina mich aus der Küche. Wir gehen durch den Garten zu einer Hollywoodschaukel und setzen uns hin. Ohne das jemand etwas sagt, sitzen wir einfach kurz da. Dann zieht Christinas eine Decke hervor und legt sie über uns. Ich ziehe sie zu mir und habe nen ihren Kopf auf meiner Brust liegen. Ich streichle sie etwas und merke, wie sie langsamen immer müder wird. „Wollen wir so langsam mal schlafen gehen?", frage ich sie. „Gute Idee".
Als wir im Flur angekommen sind und sich unsere Wege trennen, flüstere ich: „Schlafen deine Eltern?" „Ja, ich bin mir sicher.", entgegnet Christina. Kaum hat sie den Satz beendet, lege ich meine Hände an ihre Hüfte, ziehe sie an mich ran und drücke ihr einen Kuss auf die Lippen. Als wir uns lösen, lächelt sie mich an. „Gute Nacht Luca!", flüstert sie mir zu und verschwindet um die Ecke in ihrem Zimmer.
Wenig später liegt ich im Bett und kann nur an sie denken. Wie hat sie es nur geschafft, mir innerhalb weniger Wochen so dermaßen den Kopf zu verdrehen?
Am nächsten Morgen werde ich von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Ich gucke auf mein Handy und sehe, dass es bereits 10 Uhr ist. Ob Christina wohl schon wach ist? Genau in dem Moment bekomme ich eine Nachricht. Ich muss direkt lächeln, als ich Christinas Namen auf meinem Display erkenne.
„Guten Morgen! Bist du schon wach? Wenn ja dann gibt es in 20 Minuten Frühstück"
Doch ich habe andere Pläne, als vielleicht 15 von den 20 min auf meinem Bett rumzusitzen. Also putze ich schnell die Zähne, ziehe mir was vernünftiges an und strecke dann meinen Kopf durch die Tür. Christinas Eltern scheinen unten in der Küche zu sein, also beschließe ich ihr einen Besuch abzustatten.

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