s i b - g u

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J e o n g g u k

Das hier war verrückt, es war verdammt nochmal verrückt. Aber was hatte ich denn für eine andere Wahl, als einfach mitzumachen? Natürlich freute ich mich, als Taehyung mich küsste — sehr sogar —, aber ich verstand einfach nicht, wieso das passiert war. Er hatte mir doch gerade erzählt, dass er sich verliebt hatte — und das nicht in mich. Wieso küsste er mich dann?

Wir können das einfach so machen, hatte er gesagt — oder nicht. Was meinte er denn damit? Wollte er wirklich, dass wir das einfach so weitermachten — ohne Gefühle? Er konnte keine Gefühle für mich haben, das war unmöglich. Aber ich hatte welche gespürt! Die Art, wie wir uns küssten — das war magisch. Ich war so verdammt verwirrt.

Einerseits liebte ich es. Natürlich tat ich das. Es war atemberaubend, Taehyung zu küssen, aber zur selben Zeit war es auch so unglaublich falsch. Er hatte Gefühle für jemand anderen und ich wusste nicht, was genau er von mir wollte. Ich hatte Taehyung nicht für einen Typ gehalten, der etwas wie eine Freundschaft Plus eingehen würde. Zumal das auch definitiv nicht das war, was zwischen uns herrschte. Das zwischen uns — das war etwas besonderes und das wurde mir durch unsere Küsse auch bestätigt.

Seitdem Taehyung und ich sein Zimmer verlassen hatten, um zu sehen, ob Yoongi schon mit der Medizin zurück war, war der Schwarzhaarige auf Abstand gegangen. Auf einmal hing er nicht mehr an mir — berührte mich nicht mehr. Sein Blick lag überall im Raum verteilt, nur nicht auf mir. Es war beinahe so, als könnte er mir nichtmal mehr in die Augen sehen. Das bildete ich mir auch nicht nur ein — keinesfalls. Ich kannte ihn inzwischen schon gut genug, um zu wissen, wann er allein sein wollte — und wann er nur glaubte, allein sein zu wollen. Diesmal war es eindeutig Letzteres. Irgendetwas daran, wie er sich von mir entfernte, bereitete mir Sorgen.

»Ist Yoongi schon zurück?«, fragte ich Jimin, der gerade aus dem Zimmer des Älteren herauskam. Unsere Augen trafen sich nur etwa eine Sekunde, ehe der Blondhaarige seinen Blick auf Taehyung richtete. Sofort sah auch ich neben mich, nur um Taehyung am Küchentisch sitzen zu sehen — den Kopf tief in seine Hände gestützt.

»Nein, aber er müsste gleich wiederkommen.«, meinte Jimin nebensächlich und kam dann näher auf mich zu. »Was ist mit ihm? Hat er was gesagt?«, fragte er mich leiser, sodass Taehyung es nicht verstehen konnte. Dieser wirkte etwas abwesend — er hatte nichtmal ansatzweise auf Jimins Anwesenheit reagiert.

»Seine Kopfschmerzen, die sind ziemlich schlimm, glaub ich. Manchmal kommen sie ganz überraschend und er muss davon richtig zusammenzucken.«, erklärte ich dem Jüngeren und richtete meinen Blick danach wieder auf Taehyung. Es schien, als würde er gerade alles ausblenden. Nichtmal, als die Haustür laut wie immer aufging, hob er seinen Kopf.

Yoongi zog sich die Kapuze seines Regenmantels vom Kopf, als er durch die Tür kam. Draußen regnete es noch immer in Strömen. »Ah, ihr seid alle hier.«, kam es überrascht von dem Grauhaarigen, als er uns erblickte. Vermutlich hätte ich es mir sparen können, zu Taehyung zu sehen, aber ich wollte wissen, ob er zumindest auf die Stimme seines Bruders reagierte. Doch nichts — er saß einfach still am Tisch und schien vollkommen abgedriftet zu sein. Er war so komplett anders als noch vor zehn Minuten, doch seltsamerweise auch nicht.

»Ist mit ihm alles in Ordnung?«, fragte Yoongi, als er bei Jimin und mir angekommen war. Wir standen nun zu dritt neben dem Sofa im Wohnzimmer und sahen alle besorgt zu Taehyung. »Jeongguk sagt, seine Kopfschmerzen sind echt heftig. Was hast du geholt?«, fragte ihn Jimin daraufhin und nahm dem Älteren die durchsichtige Plastiktüte ab, um hereinzusehen. Auch ich steckte meinen Kopf neugierig über die Öffnung der Tüte.

holding on and letting go ✧・゚kookvWo Geschichten leben. Entdecke jetzt