s i b

208 18 0
                                    


T a e h y u n g

Meinen Blick hielt ich möglichst gesenkt, als ich durch die von Schülern durchströmten Gänge lief. Ich wollte einfach so schnell wie nur möglich an einen ruhigeren Ort. Hier war mir viel zu viel Trubel. Naja, vielleicht lag es auch nicht nur an der überfüllten Cafeteria. Irgendetwas war komisch. Jeongguk und ich warteten auf Jimin und Yoongi, da die beiden ein Wahlfach zusammen hatten. Es waren nur etwa zehn Minuten vergangen, in denen wir beide allein vor unserem Essen saßen. Der Braunhaarige hatte darauf bestanden, mir ebenfalls etwas zu holen, obwohl ich gleich zu Beginn der Mittagspause sagte, ich hatte keinen Hunger.

Das war schwierig. Zwar waren Jimin und Yoongi ebenfalls nie begeistert, wenn ich keinen Hunger hatte, allerdings wussten die beiden, dass das nicht gelogen war. Sie wussten, was ich damit meinte. Hatte ich keinen Hunger, würde ich auch keinen einzigen Bissen herunterbekommen und dass Jeongguk nun dafür sein Geld ausgab, dass ich das Essen im Endeffekt nicht anrühren würde, gefiel mir überhaupt nicht. Der Ältere ließ sich allerdings nicht davon abbringen. Er meinte, dass ich doch unmöglich noch die nächsten beiden Stunden überstehen würde, wenn ich nichts im Magen hatte. Dass er nicht verstand, wie ich es sonst immer machte. Und dass das in seiner Anwesenheit nie wieder vorkommen würde.

Mir wurde warm ums Herz — das war die gesamte letzte Woche schon so. Seit dieser Zeit fühlte es sich so an, als hätte sich irgendetwas verändert. Ich hatte meinen Kopf ganz woanders — aber nie dort, wo ich ihn sonst immer verloren hatte. Meine Gedanken waren bei Jeongguk und das sehr, sehr oft. Ich mochte es, den Braunhaarigen um mich zu haben und es war schön zu wissen, dass Yoongi und Jimin ihm ebenfalls vertrauten. So wusste ich, dass ich mir das alles nicht nur einredete. Es war seltsam — wirklich sehr merkwürdig. Ich kannte den Älteren kaum, doch seitdem er nach der Geburtstagsfeier am Freitagabend vor einer Woche ausnahmslos jeden Tag bei uns zu Hause war, kam es mir so vor, als würden wir uns schon ewig kennen.

Sonntag. Das war wohl der Tag, an dem es mir das erste Mal aufgefallen war. Jeongguk war nicht wie die anderen — ihn wollte ich nicht zum Teufel schicken. Seine Gegenwart ertrug ich. Mehr als das sogar. Ich mochte es, Jeongguk in meiner Nähe zu haben. Der Ältere hatte sich das Auto seines Bruders geliehen und fuhr mit mir in die Stadt. Ich war schon ewig nicht mehr richtig unter Leuten gewesen. Es war mir irgendwie zu viel geworden — ich wusste nicht, wieso. Normalerweise wäre ich auch lieber zu Hause geblieben und hätte geschlafen oder ferngesehen, doch die Vorstellung, den Tag alleine mit Jeongguk zu verbringen, gefiel mir irgendwie besser. Und da er nicht in der Wohnung — wie er es sagte — 'versumpfen' wollte, willigte ich ein und fuhr mit ihm ins Stadtzentrum.

Die Läden hatten heute ausnahmsweise geschlossen, doch das wusste er. Ich hatte es um ehrlich zu sein total vergessen und meinte auf halbem Wege, was er denn überhaupt machen wollte, wenn keine Geschäfte geöffnet waren. Dass es von Anfang an sein Plan gewesen war, mit mir in ein Restaurant zu gehen, hatte ich nicht gedacht. Ich hatte angenommen, er würde nur etwas erledigen müssen und wollte dafür Gesellschaft, um es nicht allein machen zu müssen.

Das Essen war fantastisch und mir fiel im Laufe dieses Tages immer mehr auf, wie wohl ich mich in Jeongguks Gegenwart fühlte. Am liebsten hätte ich den ganzen Tag mit ihm in diesem kleinen Restaurant gesessen und über alles mögliche geredet. Ich war selbst überrascht, als ich einen Anruf von meinem Bruder bekam, der sich danach erkundigte, wo wir denn stecken würden. Erst als ich daraufhin aus dem Fenster sah merkte ich, dass es allmählich dunkel wurde.

Doch auch als wir zu Hause waren, wollte ich ihn ständig in meiner Nähe haben. Ich hatte ein seltsames Gefühl in der Brust, sobald er auch nur für ein paar Minuten den Raum verlies. Am schlimmsten war es, als er zu sich nach Hause fuhr, um seinen Laptop zu holen, damit wir in meinem Zimmer noch ein paar Filme ansehen konnten. Ich wusste nicht wieso, aber ich hatte diese unerklärliche Angst, dass er nicht wiederkommen würde.

holding on and letting go ✧・゚kookvWo Geschichten leben. Entdecke jetzt