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J e o n g g u k

Mit all dem, was ich nun wusste, war mir augenblicklich klargeworden, dass das hier eine kritische Situation war. Ich kannte Taehyung jetzt schon gut genug, um mir sicher sein zu können, dass er abblocken würde, sobald ich ihn auf etwas ansprach, das ihn bedrückte. Und genau das würde dazu führen, dass wir beide uns wieder voneinander entfernten, obwohl wir auf dem besten Weg waren, uns verdammt nahezukommen.

Ich hatte sofort gesehen, dass Taehyung verdammt sensibel war, deswegen konnte keiner von uns es jetzt gebrauchen, dass er sich irgendwie verschließen würde. Vielleicht wusste ich es jetzt noch nicht, aber ich würde früher oder später noch merken, was es bedeutete, wenn Taehyung alles mit sich allein ausmachte und wirklich keinen mehr an sich heranließ. Denn das war jetzt anders, das hatte mir Jimin am Abend der Party noch erklärt.

»Vielleicht kommt es nicht so rüber, aber Taehyung ist nicht wirklich der Typ dafür, all seine Gefühle nur in sich reinzufressen. Klar, er tut es — er möchte niemandem zur Last fallen —, allerdings kennt er seine Grenzen wohl selbst am allerbesten.«, hatte er gesagt. Ich kannte Taehyung bereits schon gut genug, um beurteilen zu können, dass er gar nicht so verschlossen war, wie er anfangs wirkte. Er redete wenig über sich, das war mir aufgefallen, doch das war nichts seltenes. Außerdem wusste ich beinahe alles über ihn — wir hingen schließlich seit einer Woche ständig beieinander. Und was seine Vergangenheit oder vielleicht sogar seine Gefühle oder gar Probleme anging, wäre ich natürlich gern seine erste Anlaufstelle, doch ich verstand auch, dass er mir nichts davon erzählte.

Ohne Jimin würde ich doch noch nicht einmal wissen, dass es überhaupt irgendetwas gab, das dem Schwarzhaarigen so zusetzte. Er hatte es nicht erzählt — Jimin sprach nur immer wieder versteckt von einem Vorfall. Er gab dem ganzen keinen richtigen Namen oder eine wirkliche Bezeichnung, aber seine Erzählungen klangen unmissverständlich nach einer Art Ereignis, die Taehyung bis heute so traurig machte. Natürlich machte es mich wahnsinnig, nicht zu wissen, was er damit meinte, aber ich war einfach nicht in der Position, von ihm eine Erklärung zu verlangen. Auf meine Nachfrage hin hatte er wohl sowieso schon mehr verraten, als er ursprünglich gewollt hatte. Der Blondhaarige sprach so natürlich darüber, als wäre bereits klar, worum es sich handelte. Das zeigte mir noch einmal, wie wichtig und ausschlaggebend dieser Vorfall für Taehyungs jetziges Verhalten sein musste.

»Ja, also — nachdem es passierte war Taehyung irgendwie nicht mehr er selbst und Yoongi und ich dachten noch vor einem halben Jahr, dass das etwas schlimmes wäre. Doch jetzt — ich glaube jetzt ist er einfach jemand anderes geworden und das ist OK so. Es ist auch OK, dass er traurig ist, nur muss das eben irgendwann ein Ende haben und wir sind der festen Überzeugung, dass du Taehyung wieder glücklich machen kannst — also dauerhaft glücklich und dass wieder alles normal wird. Wir glauben, du kannst ihm helfen, darüber hinwegzukommen.«, war es nach einer Weile einfach so aus Jimin herausgesprudelt. Ich hatte mit all meinen Fragen wohl wirklich einen wunden Punkt getroffen.

Ich wusste einerseits, was ich jetzt tun musste — es lag ja wohl auf der Hand, dass ich mich jetzt um Taehyung kümmern sollte. Dass ich nach ihm sehen sollte. Aber diesmal hatte ich wirklich Angst. Ich hatte Angst, er würde mich nur von sich stoßen und dass das dann unsere Beziehung zueinander beeinträchtigen würde — die vertraute Beziehung, die ich mir so mühsam erarbeitet hatte. Ich wollte es nicht auf seine seltsame, traurige Art schieben — ganz und gar nicht —, doch diese Zurückhaltung im Umgang mit Taehyung sah mir einfach nicht ähnlich. Ich wusste nicht, ob es wirklich nur daran lag, dass mir der Jüngere etwas, naja, sensibel vorkam, oder ob es vielleicht doch noch andere Gründe hatte, dass ich nicht schon längst einen Schritt weitergegangen war.

holding on and letting go ✧・゚kookvWo Geschichten leben. Entdecke jetzt