i - s i b - g u

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J i m i n

Ich hatte es nicht geglaubt, aber es tat verdammt gut, nach dieser ganzen Aufregung nur zu sitzen. Yoongi und ich hatten uns auf das Wohnzimmersofa fallen lassen, nachdem Jeongguk mit Tae in dessen Zimmer verschwunden war. Wir konnten jetzt — nur für diesen einen Moment — bloß hoffen, dass Taehyung müde genug war. Aber so, wie er aussah und nach dem, was heute alles passiert war, war ich mir fast sicher, dass es nicht lange dauern würde, bis er einschlief. Er musste unheimlich erschöpft sein — noch mehr, als wir es waren.

Die Tränen, die sich schon wieder in meinen Augen sammelten, blinzelte ich einfach weg und richtete meinen Blick auf den Grauhaarigen neben mir. Er sah mindestens genauso ratlos aus, wie ich mich fühlte. Keiner von uns wusste, was wir jetzt tun sollten. »Was machen wir jetzt?«, fragte ich in die Stille hinein. Wir beide warteten darauf, dass Jeongguk wiederkommen würde, um ihm endlich erklären zu können, was hier gerade passierte. Und das, obwohl ich selbst noch nicht einmal richtig begreifen — oder besser gesagt realisieren — konnte, was hier los war. Was Taehyung da sagte. Was mit Taehyung los war.

»Ich kann das nicht, Chim.«, kam es allerdings von Yoongi — nicht einmal ansatzweise das, womit ich gerechnet hatte. Das hier war noch nie passiert. Ich hatte den Älteren zwar schon am Rande seiner Kräfte erlebt — oft genug sogar, wenn man ein halbes Jahr noch zurückblickte —, aber so viel Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit wie jetzt gerade in seinen Augen lag, hatte ich noch nie bei ihm gesehen. »Was soll denn noch alles passieren? Ich kann ihn so nicht mehr sehen, das schaff ich nicht.«, redete er weiter, während dem Älteren unaufhaltsam die Tränen aus den Augen kullerten.

Laut schniefte er und wischte sich unter den Augen entlang, als er seinen Blick wieder von mir abwandte. Ich hätte ihm gerne etwas aufmunterndes zu sagen gehabt — irgendetwas, das ihn nicht so verzweifeln ließ — aber ich wusste nichts. Rein gar nichts. Was sollte ich denn schon sagen? Er schaffte es nicht mehr, seinen kleinen Bruder so verdammt kaputt zu sehen und das konnte ich doch auch verstehen. Mir ging es genauso. Wir dachten wirklich, wir hätten die schlimmsten Monate — die Zeit direkt nach dem Vorfall — schon längst überwunden. Doch das hier war weitaus schlimmer als jede Trauerphase, durch die Taehyung je gegangen war.

»Ich weiß nicht weiter.«, sagte er noch, bevor er schließlich die Ellbogen auf seinen Knien abstützte und den Kopf in seinen Händen vergrub. »Wir finden schon einen Weg.«, versuchte ich es dennoch, dem Älteren gut zuzureden, glaubte mir meine Worte allerdings selbst nicht hundertprozentig. »Du weißt doch — er ist jetzt nicht mehr allein, Yoongi. Nicht so allein. Jeongguk wird uns eine große Hilfe sein, das hast du selbst gesagt.« Er nickte daraufhin nur und setzte sich wieder auf. Seine Augen waren feucht, allerdings hatte er aufgehört, zu weinen. Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter, weshalb er mich ansah. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu versuchen, jetzt auch diese Sache in Ordnung zu bringen.«, meinte ich noch, ehe ich dem Älteren ein aufmunterndes Lächeln schenkte, das sogar mich selbst etwas zuversichtlicher werden ließ.

Yoongi nickte noch einmal, als wir auch schon eine Tür hinter uns leise zugehen hören konnten. Beinahe gleichzeitig drehten wir beide uns zu Jeongguk um, der gerade aus dem Zimmer meines besten Freundes geschlichen kam. »Er ist eingeschlafen.«, informierte uns der Braunhaarige und ließ sich auf den Sessel vor dem Sofa fallen. »Gut — das ist erstmal gut.«, meinte Yoongi und strich sich die dunkelgrau gefärbten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Er schien sich wieder etwas gefasst zu haben — seine Stimme klang nicht mehr so brüchig und er war wieder vollkommen bei der Sache. Wir würden jetzt erzählen, was wir Jeongguk wohl besser schon viel früher hätten erzählen sollen.

holding on and letting go ✧・゚kookvWo Geschichten leben. Entdecke jetzt