J e o n g g u kDas Wohnzimmer war noch immer hell beleuchtet, als wir wieder in der Wohnung ankamen. Taehyung hatte sich beinahe komplett in meine Arme fallen lassen. Er war erschöpft, das sah man ihm deutlich an. Ich hielt ihn aufrecht, sodass wir auch noch die letzten paar Meter zum Sofa schafften, doch bevor ich den Jüngeren dort hinlegen konnte, kam Jimin aus der Küche auf uns zugestürmt und zog Taehyung stürmisch in seine Arme. »Tae! Oh, Gott sei Dank.« Er drückte ihn fest an sich und als Jimin sie vor lauter Freude hin und her drehte, konnte ich sehen, dass dem Blondhaarigen eine einzelne Träne über die Wange lief. Jimin war heilfroh, dass Taehyung wieder zu Hause war — genauso ging es mir.
Ich wollte mich geschafft auf das Sofa fallen lassen, doch dieses Gefühl, ständig bei Taehyung bleiben zu müssen, ließ mich nicht mehr los. Ich hatte es schon von Anfang an, doch seitdem Yoongi und ich ihn vor etwas mehr als einer halben Stunde dort im Skatepark gefunden hatten, hatte es sich nochmal enorm verstärkt. Nicht ganz unschuldig daran war das, was ich gesehen hatte — in welcher Verfassung er war. Das, was Yoongi mir dazu gesagt hatte, machte mir Angst — große Angst. Denn ich kannte so etwas hier nicht. Ich wusste eigentlich nicht mit Menschen umzugehen, denen es so ging.
Das gerade hatte mir noch einmal mehr die Augen geöffnet. Normalerweise hätte das alles mich wohl abgeschreckt, denn ich war mir sicher, wäre Taehyung für mich nicht so unbeschreiblich besonders, hätte ich ihn mitsamt seiner Probleme, die er mit sich herumschleppt, fallengelassen. Aber um genau zu sein hatte ich schon im ersten Moment gesehen, dass es genau das war — diese Last, die ihm so zu schaffen machte — was mich an ihm so faszinierte.
In meinem Kopf hatte ich das Bild von Taehyung, wie ich ihn das erste Mal in der Cafeteria gesehen hatte. Das Oversized-Outfit, das — wie ich jetzt wusste — wohl andere Gründe hatte, als stilbedingte. Der Drei-Tage-kein-Schlaf-Look, der mich sofort in einen Bann zog und mir damals schon unerklärliche Sorgen bereitete. Und nicht zuletzt dieses Lächeln — Taehyungs Lächeln, das so bezaubernd war, wie kein anderes, hatte es geschafft, mich zu verwirren. Dieser fremde Junge hatte es geschafft, mich Dinge fühlen zu lassen, die ich niemals für möglich gehalten hatte. Ich hatte nicht an Liebe auf den ersten Blick geglaubt — natürlich nicht —, doch das, was Taehyung an diesem Tag in mir ausgelöst hatte, änderte diese Ansicht.
Ich hatte mich in ihn verliebt, auf den ersten Blick, und es machte mich wahnsinnig, dass er nicht in Ordnung war. Ich wollte so dringend, dass es ihm gut ging, aber das tat es nicht. Natürlich waren mir seine geröteten Augen aufgefallen — sie waren so aufgequollen, als hätte er stundenlang geweint. Mich machte es rasend — das alles! Ich wünschte mir, ich könnte mit einer Umarmung alles wieder gutmachen. Mit nur einer Umarmung dafür sorgen, dass er nicht mehr traurig war. Oder verletzt war. Oder was auch immer mit ihm los war.
Es stimmte, dass ich nicht wusste, was genau passiert war — weshalb Taehyung nun so verletzlich war —, aber das änderte nichts daran, dass ich dennoch für ihn da sein konnte, wie es Yoongi und Jimin konnten. Vielleicht sogar besser, das wusste ich nicht — aber ich wusste, dass da etwas war zwischen uns. Etwas echtes. Ich spürte, dass Taehyung dabei war, auch Gefühle für mich zu entwickeln. Ich konnte mich dabei nicht irren — es war deutlich zu sehen. Er vertraute mir blind. Jede Nacht, seit unserem ersten gemeinsamen Tag, schlief ich bei Taehyung und das, obwohl er seit diesem halben Jahr — so sagten es Jimin und Yoongi immer — niemanden außer die beiden so nah an sich heranließ.
Das hier war Schicksal, wie ich es Jimin schon gesagt hatte. Taehyung veränderte innerhalb einer Woche mein gesamtes Leben — ich glaubte nun an Dinge wie Liebe auf den ersten Blick und den Wink des Schicksals. Vor ein paar Wochen noch wäre so etwas für mich unvorstellbar gewesen. Doch hier war ich nun, in der Wohnung der wohl chaotischsten und zugleich liebevollsten Menschen, die ich je kennenlernen durfte — verliebt in einen Jungen, der unterschiedlicher als ich nicht hätte sein können.
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holding on and letting go ✧・゚kookv
Fanfic[ABGESCHLOSSEN] Liebe auf den ersten Blick - das war es für Jeongguk zweifellos. Doch was war mit Taehyung? Wieso war der Junge denn eigentlich so interessant für ihn? Jeongguk wusste es nicht. Das alles überraschte ihn von heut auf morgen. Jemand...