J e o n g g u kWieder in der Wohnung angekommen lotste ich Taehyung auf direktem Wege zum Sofa, denn schon in dem Moment, in dem wir über die Türschwelle traten, fiel der Jüngere deutlich schwerer in meine Arme. Doch auch ich spürte eine gewisse Erleichterung. Irgendwie löste die Atmosphäre der Wohnung ein angenehmes Sicherheitsgefühl in mir aus. Unsere Situation war zum Heulen, doch hier wirkte das alles viel weniger aussichtslos, als noch vorhin im Park.
Wir waren zu Hause. Taehyung war nun wieder zu Hause — in Sicherheit. Der Griff, mit dem er sich beinahe ängstlich an mich klammerte, war fest — zumindest sollte er das sein. Der Jüngere hatte kaum noch Energie, sich selbst auf den Beinen zu halten und auch sich an mir festzuhalten verlangte ihm einiges an Kraft ab. Doch es tat ihm gut, das wusste ich. Er versteckte sein Gesicht in meiner Halsbeuge, als ich ihn eigentlich auf dem Sofa ablegen wollte. »Jeongguk.«, flüsterte der Schwarzhaarige mit zittriger Stimme, als ich seine Umklammerung um meinen Nacken lösen wollte. Er klang so verzweifelt.
»OK, schon gut — ich bleib hier.«, versicherte ich ihm schnell, was ihn einmal erleichtert ausatmen ließ. Ich ließ mich also mit ihm auf die Couch fallen und schnappte mir sofort eine der Wolldecken, die hier herumlagen. Taehyung kuschelte sich unverzüglich noch näher an mich, als ich die Decke um seine Schultern legte — und ich konnte regelrecht spüren, wie mir warm ums Herz wurde. Gerade brauchte ich seine Nähe mindestens genauso sehr, wie er meine.
Wider Erwarten blieb es noch immer still in der Wohnung. Vom Sofa aus konnte ich sehen, wie Jimin und Yoongi aufgeregt hin und her liefen. Das alles war wirklich zum Verrücktwerden. Ich hatte gedacht, sobald wir bei den beiden zu Hause angekommen waren, würde sich eine Gelegenheit für mich bieten, endlich einmal nachzufragen. Antworten zu bekommen. Klarheit zu bekommen. Ich musste endlich wissen, was genau hier vor sich ging. Doch auch jetzt schien mir dieser Zeitpunkt noch nicht gekommen zu sein. Die Luft war zum Schneiden dick und auch die Anspannung der beiden konnte ich deutlich spüren. Wir alle wussten nicht wirklich weiter.
Doch mir war sogar das für den Moment erstmal recht. Obwohl ich dringend Antworten brauchte, tat es gut, erst einmal etwas herunterzufahren. Ich fuhr mit meiner rechten Hand durch Taehyungs weiche, schwarze Haare und drückte ihm mehr unbewusst einen Kuss auf die Schläfe, was ihn dazu brachte, zu mir aufzusehen. Seine hellbraunen Augen wirkten trüb und irgendwie leer für den Bruchteil einer Sekunde, doch als wir uns schließlich gegenseitig ansahen, meinte ich tatsächlich, ein kleines Funkeln gesehen zu haben. Das Lächeln, das er mir auf meinen Anblick hin schenkte, ließ mir plötzlich ganz warm werden und als er meinem Gesicht immer näher kam, war es um mich geschehen.
Ich hatte mir nicht wirklich vorgenommen, mich zurückzunehmen, doch in Anbetracht der Situation war es eigentlich falsch, den Kuss zu erwidern — allerdings konnte ich nicht anders, als meine Lippen gegen Taehyungs zu bewegen, als er sie auf meine legte. Es tat gut, ihn bei mir zu haben und es hatte mir so unglaublich gefehlt, ihn zu küssen, obwohl das letzte Mal keine sechs Stunden her war. Ich verdrängte, dass er mit diesem Baekhyun weg war, obwohl wir eigentlich wie zusammen waren. Oder, dass er sich nicht mit ihm getroffen hatte, weil, naja — keine Ahnung! Weil er tot war? Ich wusste doch nichts, aber das war mir gerade so egal, wie noch nie.
Taehyung war so unglaublich verzweifelt, dass es sich in unserem Kuss widerspiegelte. Er klammerte sich an mich, als würde sein Leben davon abhängen — von seinen Tränen, die ich zwischen unseren Küssen schmecken konnte, einmal abgesehen. Er war total am Ende und ich war gerade das einzige, das ihm noch irgendwie Kraft gab. Mit seinen Händen in meinem Nacken zog er sich immer fester an mich heran, bis er auf meinem Schoß Platz fand. Wir sollten das nicht machen — nicht jetzt — doch wir beide hatten nicht die nötige Beherrschung dafür, uns voneinander zu lösen.
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holding on and letting go ✧・゚kookv
Fanfic[ABGESCHLOSSEN] Liebe auf den ersten Blick - das war es für Jeongguk zweifellos. Doch was war mit Taehyung? Wieso war der Junge denn eigentlich so interessant für ihn? Jeongguk wusste es nicht. Das alles überraschte ihn von heut auf morgen. Jemand...