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Y o o n g i

Obwohl ich schon im Gefühl hatte, dass er hier sein wurde, traf es mich wie ein Schlag, als ich Taehyung dort oben auf dieser hohen Skaterampe liegen sah. Sein Gesicht schützte er notdürftig mit seinen Armen vor dem Regen — ansonsten war er völlig durchnässt.

So schnell ich konnte lief ich auf die Rampe zu, doch erst, als ich direkt davor stand, bemerkte ich, wie hoch dieses Teil eigentlich war. Da kam man doch niemals alleine hoch — erst recht Taehyung nicht. »Jeongguk, komm her! Hilf mir hier hoch!«, rief ich dem Jüngeren zu, der mit etwas Abstand hinter mir geblieben war. Sofort lief er zu mir und hielt mir seine ineinander verschränkten Hände hin. Ohne groß zu überlegen stieg ich mit einem Fuß darauf, ehe Jeongguk mich mit Schwung nach oben beförderte. Als ich weit genug oben war, kletterte ich die letzten Zentimeter auf den Boden der Rampe und beugte mich unverzüglich zu Taehyung.

»Hey. Hey, Tae, wach auf.«, versuchte ich ihn anzusprechen und rüttelte zusätzlich an ihm. Ich hoffte einfach nur inständig, dass ihm nichts fehlte. Seine Kleider waren klitschnass und sein Gesicht eisig kalt. »Yoongi! Yoongi, zieh mich hoch!«, konnte ich Jeongguk von unten hören. Er schmiss mir die trockenen Sachen sowie einen der Regenschirme zu und nahm dann ein paar Schritte Anlauf. »OK, los.«, gab ich ihm Bescheid, dass ich soweit war und wartete darauf, dass ich ihn zu mir ziehen konnte.

Er sprach ein schnelles Danke und wandte sich dann sofort Taehyung zu. Auch Jeongguk rüttelte an ihm und half mir, ihn aufzusetzen. »Schläft er, oder-«, fing der Jüngere seine Frage an und blickte besorgt zu mir. Ich wollte ihm gerade antworten, dass ich mir nicht sicher war, da wachte Taehyung allerdings schon auf. Erleichtert konnte ich aufatmen. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich schon beinahe die Luft angehalten hatte, seitdem wir den Schwarzhaarigen entdeckt hatten. Erst, als ich aufatmen konnte, wurde es mir bewusst. Ich hatte solche Angst gehabt.

Mein Kopf war in diesem Moment wie leergefegt gewesen. Ich hatte doch keinen blassen Schimmer, was hier vor sich ging. Als ich Taehyung da liegen sah, hatte ich nur einen einzigen Gedanken. Bitte war ihm nichts zugestoßen. Als ich bei ihm angekommen war und das heftige Zittern seines Körpers spüren konnte, war ich zu allererst überglücklich — es hieß, dass er zumindest lebte. Doch im zweiten Moment machte ich mir augenblicklich wieder Sorgen.

»Yoongi, er ist eiskalt.«, hörte ich Jeongguks Stimme neben mir, aber ich war viel zu sehr auf Taehyung fixiert, als dass ich wirklich auf ihn eingehen konnte. Sein Kapuzenpullover klebte pitschnass an seinem Körper und seine Lippen waren schon leicht bläulich. Es war an sich noch nicht allzu kalt — die Temperaturen lagen wahrscheinlich bei etwa sechs oder sieben Grad — doch durch den Wind und den Regen wurde alles deutlich kühler.

Als ein dicker Regentropen direkt auf meine Nasenspitze fiel, bemerkte ich erst, dass auch Jeongguk und ich so total nass wurden. Schnell schnappte ich mir den großen Schirm und spannte ihn hastig über uns drei auf. Auch die noch trockene Kleidung, die wir mitgebracht hatten, zog ich unter den Schutz des Schirmes. Gott sei Dank hatte diese auch nur ein paar wenige Tropfen abbekommen. Im Vergleich zu dem, was Taehyung gerade anhatte, war es also allemal besser.

Für einen Moment tat ich einfach gar nichts — ich beobachte nur still, wie Jeongguk verzweifelt versuchte, Taehyung irgendwie wachzuhalten, mit ihm zu reden. Es war wohl kaum angebracht, in dieser Situation zu lächeln oder gar irgendwie glücklich zu sein — doch bei diesem Anblick konnte ich nicht anders. Mir wurde sogleich etwas wärmer, während ich dabei zusah, wie liebevoll Jeongguk mit meinem Bruder umging. Wie er versuchte ihn aufzuwärmen und ihm trotz seiner offensichtlichen Sorgen ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Auch der Jüngere war einfach nur heilfroh, dass wir Taehyung nun gefunden hatten.

holding on and letting go ✧・゚kookvWo Geschichten leben. Entdecke jetzt