PROLOG | MAYA

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»Die Kuss-Deadline«
von Maya Neeve Edwards

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Küsse sind wie das Trinkgeld der Liebe.

In den letzten Monaten habe ich viel über dieses Sprichwort nachgedacht, das meiner besten Freundin Stacey Brenton eingefallen ist, als sie gerade eine Familienpizza für sich allein verdrückt hat. Ich weiß, dass solche Themen nicht in einen normalen Aufsatz über die Erfahrungen im vorletzten Schuljahr gehören. Aber wer sagt, dass irgendetwas an meinem Leben normal ist?

Ich sollte mir nicht ausdenken, dass ich beispielsweise gelernt habe, wie wichtig Familie und Freunde sind ― auch wenn es ein Teil meines Lernprozesses beinhaltet ― oder wie sehr ich mir in diesem Jahr gewünscht habe, endlich auch einmal eine Familienpizza alleine essen zu können.

Wobei Letzteres wieder nicht ganz normal ist.

Merkt irgendjemand, wie schwer es mir fällt, allein schon so zu tun, als wäre ich gewöhnlich? Dabei habe ich vor ein paar Monaten genau das von mir selbst gedacht. Dass ich normal bin.

Durchschnittlich.

Unsichtbar.

Porter und Auden haben mich eines Besseren belehrt.

Dieser Aufsatz darf nur fünfhundert Wörter beinhalten, aber ich habe bereits fast zweihundert Wörter geschrieben und mit meinen Erfahrungen nicht einmal begonnen. Wenigstens weiß ich noch, wie man um den heißen Brei reden kann, denn darin bin ich wirklich ...

Ich fange jetzt mit dem eigentlichen Thema an.

Vor genau acht Monaten habe ich mich von Stacey überreden lassen, auf eine Party zu gehen. Ich weiß, dass die meisten Dramen mit einer Party beginnen, auf die man nicht gehen will, aber zu dem Zeitpunkt ist mir dieser Gedanke leider nicht gekommen.

Eigentlich hasst Stacey Ausgehen genauso sehr wie ich und bevorzugt nächtelange Filmabende mit viel Popcorn, Eis und Schokolade. Aber aus irgendeinem Grund wollte sie unbedingt auf Porter Sinclairs Willkommensparty, die er am Anfang von jedem neuen Schuljahr schmeißt, gehen.

Hoffentlich komme ich nicht völlig sozial abgeschottet herüber, aber ich schaffe es einfach nicht, mich mit fremden Menschen zu unterhalten, ohne rot anzulaufen oder nervöses Gestammel von mir zu geben.

Auch bei Porter Sinclair war es so, als er mich angesprochen und seinen Freunden vorgestellt hat. Dass er mich als Teilnehmerin für die Kuss-Deadline überreden konnte, ist bis heute unverständlich für mich. Aber auch nach dieser Party fiel es mir zunehmend schwerer, Porter Dinge abzuschlagen. Er hat diese charmante Art an sich, in die sich jedes Mädchen verlieben würde, weil er sich einfach vertraut anfühlt.

Und richtig.

Und warm.

Bei Auden war es anders.

Als sich unsere Blicke auf der Party getroffen haben, wollte ich ihm nicht all seine Wünsche erfüllen. Ich wollte ihn herausfordern, dabei kannte ich ihn zu der Zeit nur vom Hören. Und er mich sicherlich ... gar nicht.

Mit Auden Villeneuve kann ich reden, ohne das Gefühl zu haben, dass mir eine fremde Person gegenübersteht. Und doch ist er so unnahbar und distanziert, dass ich ihn manchmal am liebsten mit Klebeband an mich festmachen will, damit er sich nicht mehr von mir entfernen kann.

Porter und Auden haben mich als das Mädchen der Kuss-Deadline gezogen. Aber nicht beide haben mich dazu gedrängt, ihnen meinen ersten Kuss zu schenken. Und auch wenn ich es für sehr lange Zeit geschafft habe, ihnen zu widerstehen, so habe ich schließlich beide geküsst.

Hiermit verfluche ich meine Selbstbeherrschung erneut.

Und in dem Moment, in dem ich den Richtigen von ihnen geküsst habe, ist mir klargeworden, wie wahr Staceys Sprichwort am Anfang gewesen ist.

Denn ich habe, als ich Auden und Porter geküsst habe, nur bei einem von ihnen etwas gefühlt.

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