KAPITEL 11 | PORTER

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Ich mag diese spontane Maya genauso sehr wie die kratzbürstige Version von ihr.

Aufgeregt sitzt sie in ihrer niedlichen Verkleidung mir gegenüber und sieht sich in der Limousine um. Lawrence hat bei ihrem Anblick überrascht die buschigen Augenbrauen nach oben gezogen und mich vielsagend angesehen. Ich weiß genau, dass ich mir später irgendetwas von ihm anhören darf, weil ich normalerweise keine Mädchen in diese Limousine bringe, aber wie sagt man so schön? Für alles gibt es ein erstes Mal.

»Erzähl mir etwas über dich, das niemand weiß«, fordert Maya mich plötzlich auf.

Normalerweise hasse ich solche Unterhaltungen. Woher soll ich schon wissen, was irgendjemand über mich weiß? Leute denken immer, dass sie alles über einen wissen, also ist es sowieso sinnlos, etwas zu finden. Aber Maya sieht ehrlich interessiert aus und für sie versuche ich nach irgendetwas Besonderem zu suchen. »Außer meinen Eltern weiß das hier niemand, also erwähne es bloß nicht vor meinen Freunden. Sie würden sich zuerst lustig über mich machen und mich dann für dieses Hobby loben.«

Gespannt weiten sich ihre Augen. »Darf ich raten? Du bist insgeheim ein Bodyguard und rennst mir deshalb hinterher.«

»Den Witz hat Kyler schon gebracht.«

»Mist«, murmelt sie. »Okay, ich glaube, du machst irgendetwas Kreatives. Zeichnen?«

»Nur Strichmännchen«, gebe ich schmunzelnd zurück.

Sie grinst. »Lesen?«

»Manchmal. Wenn ich mich gebildet fühlen will.«

»Schreibst du?«

»WhatsApp-Nachrichten schon«, antworte ich kleinlaut.

Sie überlegt lange, bis sie ihre nächste Vermutung laut ausspricht. Neugierig sieht sie sich in der Limousine um und entdeckt unter meiner Bank die Spitze meiner zweiten Gitarre. Unschlüssig sieht sie zu mir auf. »Du spielst.«

Ich nicke und bin plötzlich furchtbar verlegen. Das bin ich wirklich gar nicht gewohnt von mir.

Ihre Mundwinkel heben sich vergnügt. »Singst du auch?«

Wieder nicke ich und bemühe mich dabei selbstsicher auszusehen.

Ihr Grinsen wird breiter. »Damit hätte ich jetzt wirklich ganz und gar nicht gerechnet, Porter.«

»Ich mag es irgendwie, wenn ich dich beeindrucke, Cherry. Es gibt mir ein gutes Gefühl.«

Es stimmt wirklich. Mit ihr zu reden, Dinge über sie zu erfahren und ihr Dinge über mich zu erzählen fühlt sich anders als sonst an. Irgendwie weniger langweilig. Ich glaube auch nicht, dass es mit Maya besonders langweilig werden kann, vor allem nicht, wenn sie dieses abenteuerlustige Funkeln in ihren Augen besitzt, das mich irgendwie wahnsinnig macht.

»Auden hat mir erzählt, dass du schreibst«, sage ich, weil ich mich erstens ein wenig schlecht fühle, Maya einfach so entführt zu haben und ich ihn jetzt wenigstens erwähnen könnte und mich zweitens ehrlich interessiert, warum sie schreibt.

Nickend streicht sie ihr Kostüm zurecht. »Ich habe es schon immer geliebt, meine Gedanken aufs Papier zu bringen. Meine ersten Geschichten habe ich bereits erzählt, bevor ich überhaupt wusste, dass es so etwas wie Buchstaben und Wörter überhaupt gibt. Und ich glaube auch nicht, dass ich jemals damit aufhören könnte zu schreiben.«

»Dann tu's nicht«, entgegne ich. »Hör nie auf das zu tun, was du liebst.«

»Sagt derjenige, der sich zum Basketballspielen zwingt.«

Ich grinse. »Der Punkt geht an dich, Cherry.«

Für einen Moment sehen wir uns einfach nur in die Augen, ohne etwas zu sagen. Maya scheint jeden Winkel meines Gesichts zu mustern und ich tue es ihr nach, weil sie ein wirklich hübsches Gesicht hat. Außerdem gefällt mir der viele Glitzer auf ihren Augenlidern und Wangen. Es steht ihr.

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