Blut. Ich sehe überall Blut.
Auden liegt oberkörperfrei auf Porters Sofa, das bereits unzählige rote Flecken hat, die wahrscheinlich nicht mehr herausgehen werden. Ich glaube nicht, dass Auden selbst es bemerkt, denn seine Augen sind geschlossen und sein Gesicht erschreckend bleich. Er sieht so verwundbar aus, ganz anders als sonst, wenn er dazu imstande ist, seine Fassade aufrechtzuerhalten. Ich muss mir an die Brust fassen, weil mein Herz so schnell schlägt und ich drohe, vor Sorge gleich umzukippen.
Was zum Teufel ist mit ihm passiert?
Kyler und Stacey stehen direkt neben mir und rufen Daniel und Warren an, damit sie ebenfalls hierherkommen. Abraham habe ich bereits geschrieben, weil er mehrere Erste-Hilfe-Kurse besucht hat und mit Sicherheit besser weiß, wie man Wunden versorgt als wir.
Porter kommt mit einem riesigen Verbandskasten ins Wohnzimmer und sieht hilflos von Auden zu mir.
»Lebt er noch?«
Auden stöhnt als Antwort vor Schmerz auf.
»Du brauchst einen Arzt«, sagt Kyler, der jetzt sein Handy wegsteckt und besorgt auf Auden zugeht. »Pourquoi refuse-toi d'aller à l'hôpital?«
»So sehr ich es auch genieße, dich französisch sprechen zu hören, gerade treibt es mich in den Wahnsinn, Ky.« Stacey tritt neben Kyler und fährt sich hektisch durch die schwarzen Haare. »Ich habe gerade mit Warren gesprochen und er kommt gleich vorbei. Er bringt Alkohol mit, um die Wunden zu desinfizieren.«
»Sehr gut, wir haben nämlich nichts mehr hier.« Porter wühlt ein wenig verloren im Verbandskasten herum und stellt ihn dann seufzend ab. »Auden, das sieht wirklich nicht gut aus. Du brauchst einen Arzt, okay? Ich zahle meinetwegen jeden Dollar dafür, aber du brauchst einen Arzt.«
Wie ich mir schon gedacht habe, hört Auden nicht auf ihn. »Die Wunde an meinem Bauch muss nur genäht werden. Dafür musst du mich nicht so spät noch ins Krankenhaus fahren.«
»Und wer soll die Wunde nähen?«, frage ich ihn. Es ist das erste Mal, dass ich überhaupt etwas sage, seit er vor fünf Minuten von Kyler und Porter auf das Sofa gelegt wurde.
Unschlüssig verschränke ich die Arme vor der Brust und widerstehe dem Drang, mir über die müden Augen zu reiben. Damit würde ich nämlich nur das Glitzer in meinem Gesicht verschmieren.
Seufzend rede ich weiter. »Abraham hat mir noch nicht geantwortet und auf meine Anrufe reagiert er auch nicht. Und sonst kann niemand hier Wunden nähen, ohne dass du am Ende an einer beschissenen Infektion stirbst, Auden.«
Obwohl er sichtlich Schmerzen erleidet, zucken seine Mundwinkel ein wenig. »Das ist jetzt schon ein bisschen dramatisch, findest du nicht?«
»Dramatisch?« Vielleicht ein bisschen, aber das gebe ich nicht zu. »Ich mache mir nur Sorgen, das ist alles.«
Auden runzelt die Stirn, so als könnte er nicht wahrhaben, dass ich das gerade gesagt habe. Aber wem will ich etwas vormachen? Natürlich beunruhigt mich sein Zustand und daran kann seine Verschlossenheit in den letzten Wochen auch nichts ändern.
Porter sieht mich beschwichtigend an. »Beruhige dich, Cherry. Ich kann zur Not auch einen Arzt hierherbestellen, falls Abraham nicht mehr kommt.«
»Das ist zu viel Aufwand«, kommt es von Auden.
Porters Miene wird ungewohnt hart. »Nichts ist zu viel Aufwand.«
Genau in diesem Moment hören wir Schritte, die aus dem Flur kommen. Daniel, Abraham und Warren stehen bewaffnet vor uns und wenn ich ›bewaffnet‹ sage, dann meine ich auch bewaffnet. Abraham trägt einen Verbandskasten mit sich, der dreimal so groß ist wie Porter seiner, Daniel drückt irgendein dickes Handbuch vor seine Brust, das wahrscheinlich meinem Lernfreund gehört und Warren hält eine Flasche Wodka sowie einen Bierkasten in den Händen.
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Die Kuss-Deadline | ✓
Romance[BAND 1] Jedes Jahr spielen die Juniors der Millbrook Highschool ein Spiel namens »Die Kuss-Deadline«, bei dem jeder Kerl einen zufälligen Namen zieht und dieses Mädchen dann bis zum Ende des Schuljahres dazu bringen muss, ihn zu küssen. Normalerwei...