Ab heute werde ich alles richtigmachen, was Maya angeht. Ich würde einen Punkt auf jedes i und einen Querstrich durch jedes t setzen.
Bisher bin ich in vielen Dingen nicht wirklich ehrlich zu ihr gewesen, angefangen bei der Sache mit dem Abendessen und Roamers Zigaretten, die er mir aufgezwungen hat. Ich würde nicht sagen, dass ich sie in den letzten Tagen ignoriert habe, aber ich musste unsere Gespräche so kurz wie möglich halten, um nicht zum ehrlichen Porter zu mutieren. In Mayas Nähe sage ich ohnehin viel zu viel.
Das ist nicht das Einzige, was mich schon den ganzen Tag wurmt. Seit Stunden habe ich diese Melodie im Kopf, die ich am liebsten sofort auf meine Gitarre übertragen würde. Stattdessen stehe ich vor dem Josie's und sehe Maya beim Arbeiten zu, während ich mit Auden telefoniere. Obwohl ich währenddessen ein wenig vor mich hin summe, bin ich mit dem Kopf natürlich voll und ganz bei Auden.
»Du hörst mir nicht zu, oder?«, kommt es prompt aus meinem Handy. Auden seufzt. »Wo bist du, Porter?«
Was hatte ich gerade noch über Ehrlichkeit gesagt? Ich knirsche ein wenig mit den Zähnen. »Ich stehe auf der Straße, Auden.« Das war wenigstens keine komplette Lüge.
»Na dann. Hoffentlich wirst du überfahren.«
»Ha, ha«, gebe ich zurück. »Sehr lustig. Ich stehe auf dem Gehsteig und bin mit Brittany im Josie's verabredet. Sie meinte, es wäre ›sehr wichtig‹ und sie würde mir ›den Kopf abreißen‹, wenn ich nicht komme. Ich habe mich schon lange nicht mehr so auf ein Treffen gefreut wie heute.«
Ich bin froh, Auden am anderen Ende der Leitung lachen zu hören.
»Geht es Lynette, Maurice und dir gut?«, frage ich mit einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, die ihn sofort wieder verstummen lässt.
Auden und seine Geschwister wohnen seit fast einer Woche bei mir. Viel verändert hat sich dadurch nicht, außer dass wir uns jetzt öfter sehen und ich ihn noch mehr nerven kann. Als er mir von seinem Dad erzählt hat, bin ich die ersten drei Tage natürlich besonders nett zu ihm gewesen, aber es stellte sich heraus, dass Auden es lieber mag, wenn ich ihn nerve.
»Das hier passt einfach nicht zu dir«, hat er gesagt und angewidert das Gesicht verzogen. »Ich meine, seit wann backst du in deiner Freizeit, Porter? Bitte werde wieder zu der Person, die unbedingt ›Die Kuss-Hotline‹ spielen wollte.«
Und ich dachte, er liebt Käsekuchen, aber die Einzigen, die ihn dann gegessen haben, waren Lynette, Maurice und meine Grandma. Wenigstens hat es ihnen geschmeckt und ich habe herausgefunden, dass ich gar nicht so schlecht im Backen bin.
»Lyn und Auri weinen sehr viel«, gibt Auden plötzlich zu. »Dabei fängt die Beerdigung erst in einer Stunde an. Es kommt mir falsch vor, sie zum Lachen zu bringen, aber ich will auch keine Tränen mehr sehen. Alle sind hier, nur Mom wird wahrscheinlich nicht auftauchen.«
»Ich hätte mehr Käsekuchen machen sollen, dann wären deine Geschwister mit Essen beschäftigt.«
»Porter.« Ich kann quasi vor mir sehen, wie Auden die Augen zusammenkneift. »Ich will echt nicht derjenige sein, der dir das sagt, aber dein Kuchen war schrecklich. Deine Grandma und meine Geschwister haben ihn nur aus Höflichkeit gegessen.«
»Was? Aber ―«
»Okay, ich muss los«, sagt Auden noch, dann legt er auf.
Ich kann kaum wahrhaben, dass mein Käsekuchen schlecht gewesen sein soll. Aber wenigstens habe ich die Melodie noch im Kopf ― eines der Dinge, die ich noch draufhabe, wäre also das Gitarrenspielen.
Wieder werfe ich einen Blick durch das Schaufenster und sehe Maya an, die mit einem riesigen Tablett durch das Diner läuft und so aussieht, als würde sie gleich ausrutschen. Ich muss lächeln und wünsche mir plötzlich wieder, ich hätte die Kuss-Deadline niemals angefangen. Vielleicht wäre es dann leichter für mich, mich in sie zu verlieben, ohne Angst zu haben, sie würde denken, es wäre nur wegen des Spiels.
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Die Kuss-Deadline | ✓
Romance[BAND 1] Jedes Jahr spielen die Juniors der Millbrook Highschool ein Spiel namens »Die Kuss-Deadline«, bei dem jeder Kerl einen zufälligen Namen zieht und dieses Mädchen dann bis zum Ende des Schuljahres dazu bringen muss, ihn zu küssen. Normalerwei...