Seit ich Auden meinen Aufsatz gegeben habe, habe ich kein Wort von ihm gehört.
Möglichkeit eins ist, dass er nicht verstanden hat, was ich ihm mit dem Brief sagen wollte, aber das ist eigentlich völlig ausgeschlossen. Vielleicht habe ich nicht klipp und klar geschrieben, dass ich mich für ihn entscheide, aber man konnte es herauslesen. Ganz sicher.
Möglichkeit zwei ist, dass ihm meine Worte egal sind. Aber auch das kann ich einfach nicht glauben, wenn ich mir in Erinnerung rufe, was er mir auf Porters letzter Party gesagt hat, als wir in seinem Zimmer waren und getanzt haben.
Ich liebe dich, Maya.
Noch immer bekomme ich Gänsehaut, wenn ich nur an diesen Moment denke.
Möglichkeit drei ist, dass sein permanentes Schweigen etwas mit dem zu tun hat, was Porter mir vorgestern erzählt hat. Wenn es stimmt, dass Roamer tatsächlich wieder im Haus der Sinclairs war, dann haben wir alle ein großes Problem. Offensichtlich hat es Porters völlig verrückter Bruder mehr auf Auden abgesehen als auf seine eigene Familie und so, wie wir Auden kennen, wird er versuchen alle Last auf sich nehmen.
Vielleicht hat das bisher immer geklappt, weil Porter und die anderen es immer zu spät gemerkt haben, aber ich würde nicht mehr zulassen, dass Auden den Helden spielt. Was auch immer Roamer ihm gesagt hat, wir werden das wieder hinbekommen. Notfalls weihen wir Porters Eltern in diese heikle Situation ein.
»Du siehst wunderschön aus, mein Schatz.«
Langsam löse ich den Blick von dem Ganzkörperspiegel und drehe mich lächelnd zu meiner Mom um, deren Augen verdächtig glänzen. »Wehe, du weinst jetzt, Mom.«
»Es tut mir ja leid«, ist alles, was sie sagt, bevor sie sich schnell die Tränen von den Wangen wischt und dann zu mir kommt. Fast schon stolz streicht sie mein rotes Kleid glatt, das dem Kleid, das ich auf Porters Willkommensparty getragen habe, sehr ähnelt. Es ist ein wenig länger und besitzt mehr Stoff als das andere und wurde von meiner Mom an ihrem ersten Ball ebenfalls getragen. »Du siehst darin soger besser aus als ich.«
»Als wäre das möglich.« Ich muss grinsen. »Kannst du bitte irgendetwas mit meinen Haaren anstellen, damit sie nicht einem Vogelnest gleichen?«
Sie lacht und zieht das Haargummi sanft heraus, das einen lockeren Dutt zusammengehalten hat. Ich bin froh, dass sie mir keinen Vorwurf daraus macht, dass ich meine Haare direkt vor dem Homecoming-Ball abgeschnitten habe und es jetzt kein Wunder ist, dass ich nicht weiß, was ich damit anstellen soll. Stattdessen holt sie gut gelaunt den Lockenstab aus meinem Schrank und wickelt jede einzelne Strähne um den Stab herum.
»Ich wollte es dir eigentlich erst morgen sagen, aber ich kann nicht mehr warten.« Sie strahlt mich im Spiegel an. »Colleen und dein Dad werden uns nächste Woche besuchen kommen.«
Ich bewege mich so schnell, dass die Hitze des Lockenstabs mich fast an der Wange getroffen hätte. Ungläubig sehe ich sie an. »Dad und seine Frau kommen hierher? Zu uns? Während du auch anwesend bist?«
»Das kommt mit Sicherheit plötzlich, aber dein Dad und ich versuchen einigermaßen miteinander klarzukommen. Für dich. Dazu gehört auch, dass ich Colleen kennenlerne und ihr wenigstens eine Chance gebe, weil sie ihn ja wirklich glücklich zu machen scheint. Ich dachte, es würde dich freuen.«
»Natürlich freue ich mich«, entgegne ich sofort. »Aber was ist mit dir? Ist das auch wirklich okay für dich, wenn sie hierherkommen?«
Mom nickt nur lächelnd und widmet sich dann wieder meinen Haaren.
Ich schaue ihr dabei im Spiegel zu und bemühe mich um eine glückliche Miene. Immerhin soll ich heute Abend Spaß haben und nicht so aussehen, als wäre ich gerade auf einer Beerdigung gewesen.
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Die Kuss-Deadline | ✓
Romance[BAND 1] Jedes Jahr spielen die Juniors der Millbrook Highschool ein Spiel namens »Die Kuss-Deadline«, bei dem jeder Kerl einen zufälligen Namen zieht und dieses Mädchen dann bis zum Ende des Schuljahres dazu bringen muss, ihn zu küssen. Normalerwei...