„Kontra K? Bist du dir sicher?", klang Inas aufgeregte Stimme durch mein Handy.
Ich hatte sie gleich nachdem ich zu Hause angekommen war und mir ein Bad eingelassen hatte, angerufen.
„Ja, ich hab doch ein ganz gutes Gedächtnis für Stimmen und seine ist unverkennbar", erwiderte ich und bließ ein paar Bläschen in den Badeschaum vor mir.
„Unverkennbar?", fragte Ina leicht belustigt nach, „quietscht der so? Oder ist der Kettenraucher?"
Ich verdrehte leicht die Augen. „Nein, er hat eine tiefe, männliche, ziemlich ansprechende Stimme."
Eine Weile hörte ich nichts, dann sagte Ina: „Selbst seine Stimme hat also Sexappeal?!"
Offenbar hatte sie gerade Fotos von ihm gegoogelt oder seinen Instagram Account durchforstet.
„Naja, sooo umwerfend ist er jetzt auch nicht. Er ist ein ganz gutaussehender, tätowierter Kerl wie viele andere in Berlin auch", spielte ich sein Auftreten herunter.
„Oh, ich glaube da gibt es sogar nur sehr wenige in Berlin, die so heiß sind", widersprach Ina. „Kann es sein, dass du nicht ganz wahr haben willst, dass du auf ihn stehst?"
„Ich steh nicht auf ihn", empörte ich mich ein bisschen zu lautstark, „ich kenne ihn doch gar nicht."
„Aber du wirst ihn kennenlernen", sagte Ina und ich konnte ihren schmunzelnden, anzüglichen Blick förmlich vor mir sehen.
„Ja, mal sehen, was das morgen gibt...Vielleicht kommt er ja auch gar nicht."
„Warum sollte er denn nicht kommen? Jetzt mal nicht alles schwarz, sondern überleg dir lieber was du anziehst. Soll ich vorbeikommen und dir helfen?"
Ich ließ noch etwas mehr heißes Wasser einlaufen. „Bloß nicht. Du machst mich dann nur komplett wahnsinnig. Das wird ein ganz lockeres Treffen morgen, ich werde schon was Passendes zum Anziehen werden."
„Er lädt dich ins Restaurant ein. Restauraaaant", sagte Ina betonend, „das ist kein ich-zieh-meine-alte-Jeans-für-einen-Döner-um-die-Ecke-an - Date. Was rauscht bei dir eigentlich im Hintergrund so?"
„Ich sitze in der Badewanne und lass gerade heißes Wasser einlaufen...aua", schimpfte ich, als das heiße Wasser auf mein Knie prasselte und mich fast verbrühte.
„Sitzt du in der Wanne und sinnierst gerade über ihn, während du mit mir telefonierst?", fragte Ina belustigt anzüglich.
„Was? Nein. Okay, ich leg jetzt auf. Ich schick dir morgen ein Foto von meinem Outfit und du hast ein Veto-Recht, okay?".
Ich hörte Ina am anderen Ende lachen. „Okay, Süße. Bis morgen und schlaf gut."
Als meine Finger schon schrumpelig waren, erhob ich mich langsam aus dem mittlerweile lauwarmen Wasser und wickelte mich in ein großes Handtuch. Auf nackten Füßen tappte ich ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. Wäre doch gelacht, wenn ich nichts zum Anziehen für morgen Abend finden würde.
Blazer in allen Mustern und Längen quollen mir entgegen. Unter ihnen stapelten sich haufenweise Schuhkartons mit schwarzen High Heels und ein nicht unbeträchtlicher Teil des Schrankes wurde von weißen Blusen bedeckt. Wann hatte ich eigentlich meinem Job erlaubt, so viel Platz in meinem Leben einzunehmen? Ich seufzte. Dann machte ich mich auf die Suche nach Freizeit-und Abendgarderobe. Meine Hände zogen zerknitterte Shirts und in die Ecke gequetschte Jeans hervor. Nicht passend. Vielleicht sollte ich einfach mit den Schuhen anfangen. Um Schuhe herum ließ sich schließlich auch ein Outfit bauen. Ich wechselte im Büroalltag meist nur zwischen drei verschiedenen High Heels, die ich unpassend für das Treffen hielt und griff daher weiter nach hinten, um eine der anderen Schuhkisten herauszuziehen. Dabei hörte ich etwas dumpf auf den Boden fallen. Verwundert streckte ich meinen Arm weit aus, spürte den Stoff einer Bluse an meinem Gesicht, als ich mich in den Schrank beugte, bis es mir gelang eine kleine Kiste zu angeln, die offenbar Ursache des Geräuschs gewesen war. Ich zog sie hervor, richtete mich auf und wischte mir die Haare aus dem Gesicht.
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Sonne und Mond (Kontra K)
FanfictionMaja, eine junge, talentierte Anwältin trifft in Berlin auf Max, einen tätowierten Rapper. Ihre Welten und Ansichten sind so verschieden wie Sonne und Mond und doch bringen sie sich zum Strahlen; die Anziehung zwischen den beiden ist greifbar. Doch...