Hallo ihr Lieben, das neue Kapitel hat ein bisschen gedauert, weil ich etwas gebraucht habe, um mich in Max hineinzuversetzen. Denn: Ja, es ist zum zweiten Mal eins aus seiner Sicht. Perspektivenwechsel hatte ich nie geplant, nicht unbedingt gewollt, aber es hat sich so angefühlt, als hätte Max beim Schreiben an meinem Arm gerüttelt, weil er selbst zur Sprache kommen wollte.
Wie steht ihr zu Kapiteln aus seiner Sicht oder Perspektivenwechseln in Geschichten generell?
Und: wisst ihr, aus welchem Musikvideo das Titelbild stammt und mögt ihr den Song? 🖤
________
Max
Es war nicht leicht, die Balance zu halten, wenn der Boden unter den Füßen bebte. Es war schwer, die Segel zu setzen, wenn der Wind peitschte. Es war hart, nicht den Glauben zu verlieren, wenn alles um einen herum zerplatzte wie Seifenblasen. Es war mühsam, die Wände noch zusammenzuhalten, wenn das Dach bereits weggefegt worden war.
Es war kräfteraubend, auf die Sonne zu vertrauen, wenn selbst der Mond verblasste.
Mit versteinerte Miene saß er auf dem beigefarbenen Sessel in seinem Wohnzimmer und starrte nach draußen, war sich nicht sicher, ob seine Augen in den Bäumen seines Gartens eine Lösung suchten oder ob sie einfach nur ins Leere starren wollten. Hatte er geglaubt, dass seine Welt nach Sabrinas Offenbarung einen Riss bekommen hatte, so war sie nun in viele Teile zerbrochen. Nichts war mehr an seinem Platz, kein Puzzleteil schien sich mehr einzufügen, seine Welt drehte sich und bescherte ihm nahezu ein Schleudertrauma.
Wie konnte das sein? Wie konnte das sein, dass sein Onkel, an den er immer geglaubt hatte, darin verwickelt gewesen war, junge Frau nach Deutschland zu locken und zur Prostitution zu zwingen? Wie konnte das der gleiche Mann sein, der ihm vor vielen Jahren den Kühlschrank gefüllt und all seine Rechnungen bezahlt hatte- heimlich und ohne ein Wort zu sagen, weil Max das niemals hätte annehmen können. Wie konnte derselbe Mann so eng mit seinem Vater befreundet gewesen sein, der für Loyalität und Ehre durchs Feuer gehen würde? Sein Vater, der ihm die Ganovenehre beigebracht hatte: Solange es nichts mit Drogen, Frauen, Kindern oder Schwächeren zu tun hat, kannst du aufs Messers Schneide tanzen. Nichtsahnend war sein Vater jahrelang mit jemandem befreundet gewesen, der diesen Tanz auf Messers Schneide nicht beherrscht hatte, der abgerutscht war und damit gewissermaßen alle um ihn herum verraten hatte.
Dennoch war Max Vater recht gefasst gewesen, als Max ihn auf Grado und seine Taten angesprochen hatte.
Ich weiß, hatte er nur geseufzt, und das schon länger. Ich wusste aber nicht, dass du wieder Kontakt zu ihm hast. Aber so oder so solltest du dir dein eigenes Bild machen, Junge.
Mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten hatte Max vor seinem Vater gestanden und nach Grado gefragt. Wütend hatte er seinen Vater zur Rede gestellt, warum er ihm nichts davon gesagt hatte und warum er nichts weiter gemacht hatte, als sich bloß von Grado zu distanzieren. Sein Vater hatte nur müde gelächelt und ihnen Kaffee eingegossen, als plauderten sie über das Wetter und nicht über den Verrat eines Vertrauten. Denn das waren enge Vertraute, die die Werte des Freundeskreises durch den Schmutz zogen: Verräter.
Was hätte ich denn machen sollen, mhm?, hatte sein Vater nur kopfschüttelnd gefragt. Ich bin ein alter Wolf, ich gebe nicht mehr den Ton an, ich leite kein Rudel mehr. Und Grado ist auch ein alter Wolf. Wir haben genug Narben vom Leben, wir raufen nicht mehr. Aber wir gehen klar getrennte Wege.
Max Vater hatte sich von Grado distanziert, aber Max ausdrücklich gesagt, er solle seine eigene Entscheidung treffen.
Und wie sollte Max nun mit ihm umgehen? Ihn verteufeln und aus seinem Leben verbannen, obwohl er Max so oft aus der Scheiße gezogen hatte? Ihm verzeihen, wenngleich seine Taten gegen so ziemlich alles verstießen, an das Max glaubte?
DU LIEST GERADE
Sonne und Mond (Kontra K)
FanficMaja, eine junge, talentierte Anwältin trifft in Berlin auf Max, einen tätowierten Rapper. Ihre Welten und Ansichten sind so verschieden wie Sonne und Mond und doch bringen sie sich zum Strahlen; die Anziehung zwischen den beiden ist greifbar. Doch...