35 | Mit allem was ich habe

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Vorab ein riesengroßes Dankeschön für eure vielen Kommentare und Votes!  Ich freu mich so sehr, dass ihr mit der Geschichte mitfiebert und mich daran teilhaben lasst, wie ihr zu Max und Majas Verhalten steht ❤️

Es hat mich außerdem so so sehr gefreut, dass so viele von euch Verständnis für Max zeigen 😭❤️

Und jetzt wünsche ich euch einen schönen, emotionalen Start ins Wochenende mit diesem Kapitel 💫

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Der Mandant zog missmutig eine Schnute.

„Herr Winzen, wir können die Klage gern einreichen. Aber selbst wenn ihr stattgegeben wird, werden Sie das Geld nicht bekommen", sagte ich eindringlich. „Ihre ehemalige Mieterin ist mittellos und wird die 12.000€ niemals zahlen können. Das heißt, Sie gewinnen zwar womöglich den Prozess, sehen aber das Geld wohl eher nie und bleiben außerdem noch auf den Gerichtskosten sitzen. Und wenn das Gericht einen Sachverständigen hinzu zieht, sind das locker ein paar Tausend Euro."

Herr Winzen verschränkte die Arme vor der Brust.

„Na, wenn Sie meinen", brummte er.

„Ich vertrete Sie gerne", entgegnete ich, „aber wenn ich Ihnen einen ehrlichen Rat geben soll: Lassen Sie es lieber. Es wird sich nicht lohnen."

Der etwas dickliche Mann mit einer Halbglatze vor mir seufzte und gab nach.

„Sie haben wohl Recht. Danke für Ihre ehrliche Beratung, es spricht ja wirklich für Sie, dass Sie mir das ausreden, obwohl Sie daran verdient hätten."

Er lächelte, erhob sich und gab mir die Hand. „Dann lassen wir das mit der Klage. Auf Wiedersehen".

Ich lächelte zurück und begleitete ihn aus meinem Büro.

Kaum hatte ich mich wieder an meinen Schreibtisch gesetzt, widmete ich mich auch schon der nächsten Akte.

Ich hatte in den letzten Wochen gefühlt nicht anderes getan, als Akten im Akkord zu bearbeiten, am laufenden Band lächelnd Mandanten zu empfangen wie eine Messehostess und Klageschriften an das Amtsgericht zu senden. Harald, mein Chef, hatte mir bereits ein großes Kompliment für meine höchst produktive Arbeit momentan ausgesprochen und auch einige Mandanten hatten sich für die rasche Abwicklung ihrer Anliegen bedankt.

Wahnsinn, wie zügig und zuverlässig Sie arbeiten.

So eine hohe Einsatzbereitschaft für Mandanten, Respekt.

Sie scheinen ja wirklich für ihren Beruf zu brennen, so hart wie Sie arbeiten

Dabei war es umgekehrt: Ich arbeitete so viel, damit ich nicht brannte. Damit mein Inneres nicht wieder in Flammen stand.

Auch nur ein Gedanke zu viel an Max, ein Ton zu viel von seiner Stimme in meinem Ohr oder eine zu intensive Erinnerung an seine Berührungen genügte, um einen Funken zu werfen, der mein Inneres wieder Feuer fangen ließ.

Es war mittlerweile über zwei Wochen her, dass ich über Instagram seine frohe Botschaft verkündet bekommen hatte. Ich war völlig fassungslos gewesen, konnte es nicht glauben, dass der Mann, mit dem ich eine zwar kurze, aber intensive Zeit verbracht hatte, nun ein Kind mit einer anderen Frau bekam. Erst war ich wütend gewesen, war jeden Abend fast zwei Stunden in Laufschuhen durch Berlin gerannt, um mir die Wut und den Frust von der Seele zu schwitzen.

Dann hatte es nur noch wehgetan. Die Erkenntnis, dass Max es wohl nie ernst mit mir gemeint hatte und der Herzschmerz darüber, dass es mit uns vorbei war. Falls es überhaupt je richtig begonnen hatte - für mich hatte es das mit unserem ersten Spaziergang, aber für Max war es anscheinend nur ein kleiner Spaß nebenher gewesen. Was hatte Olaf bei unserem Mittagessen mit Dana gesagt? „Viele Frauen stehen ja auf diesen Facebook-Sprüche-rappenden Macho mit Tattoos. Hat bestimmt viele Groupies und lebt ein Rockstar-Leben"

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