**28 | Zwei Jahre zuvor: Verrat**

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Guten Abend, ihr Lesebienchen 🐝 Ich hoffe, euch geht es gut, ihr hattet einen fantastischen Wochenstart und freut euch auf das neue Kapitel. 

Gleich vorneweg: Ich weiß, dass diese Geschichte gerade ein bisschen von der Idee einer typischen FF wegtreibt, aaaaber wir widmen uns Max und Maja noch ganz ausführlich, versprochen 💛 

Erstmal müssen wir Majas Geheimnis lüften und dann mal sehen, was Max davon hält, wenn er es erfährt und was noch so zwischen den beiden passiert...🤫

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Der Mausklick, mit dem sich der Inhalt des Sticks auf meinem Laptop öffnete, übertönte mein hämmerndes Herz und hallte durch mein Büro. Gefühlt müsste ihn jeder in der Kanzlei gehört haben. Unwillkürlich zuckte ich zusammen. Dann holte ich einmal tief Luft und fixierte den Bildschirm vor mir.

Ein Ordner voller Bild-und Videomaterial, den ich lieber nach unten auf meine Liste schob. Vier lose Dokumente. Ein weiterer Ordner mit Dokumenten.

Ich klickte eins der Dokumente an und eine Tabelle öffnete sich. 

Drei Spalten. 

Lange brauchte ich nicht, um zu verstehen, dass in der ersten Spalten Namen aufgelistet waren, in der zweiten Spalte ausländische Adressen und in der dritten deutsche Adressen. Die Namen waren alle weiblich und osteuropäisch. Ein unwohles Gefühl durchzog mich. 

Ich öffnete ein weiteres Dokument, das diverse Ausschnitte von Google Maps und Routenbeschreibungen enthielt. Sie alle verbanden drei verschiedene Orte in der Ukraine mit mehreren verschiedenen Orten um Berlin herum. 

Das nächste Dokument bestand aus mehreren Seiten, zeigte glückliche Frauen mit Kindern auf Arm, lächelnde Frauen in Arztkitteln, eine fröhliche Frau mit einem Kochlöffel in der Hand. Die Texte waren alle auf...russisch? rumänisch? ukrainisch? Ich konnte die Sprache nicht einordnen. Dazu stand auf jeder Seite noch eine Telefonnummer. Es sah alles aus wie Werbung. Werbung für Jobs? Als Babysitterin, Arzthelferin, Köchin? Ich kopierte einige Sätze und fügte sie in den Google Übersetzer ein. Aus dem grammatischen Chaos, das dieser mir ausspuckte, reimte ich mir zusammen, dass es sich wirklich um Jobanzeigen für Frauen als Tagesmutter, Arzthelferin und Haushaltshilfe handelte. 

Das unangenehme Gefühl in meiner Magengegend verstärkte sich. 

Mit Herzklopfen öffnete ich das vierte und letzte Dokument in dem Ordner. Eine junge Frau in Unterwäsche sah mich an. Die Lippen zu einem unfreiwilligen Lächeln verzogen, die Augen leer. Daneben ein Steckbrief mit ihrem Namen, ihrem Alter und ihren Körpermaßen. 17 Jahre alt. Hastig scrollte ich weiter und sah immer wieder das gleiche: Ein Bild einer Frau in Unterwäsche und dazu einen Steckbrief. 

Alle Dokumente fügten sich in meinem Kopf wie Puzzleteile zu einem großen Gesamtbild zusammen. 

Junge und größtenteils noch minderjährige Frauen mit großen Versprechungen auf einen tollen Job in Deutschland aus ihrer Heimat gelockt. Über verschiedene Routen heimlich über die Grenzen bis nach Berlin gekarrt. Dort zur Prostitution gezwungen. 

Grado und seine Gefolgschaft betrieben Menschenhandel. 

Mein Magen zog sich zusammen und für einen Moment glaubte ich, erbrechen zu müssen. Das also war Grados Beitrag zum Rotlichtmilieu. Ich wusste von Mark, dass Grado immer wieder Verbindungen ins Rotlichtmilieu nachgesagt wurden, dass die Polizei mehrfach nach Hinweisen wegen Zwangsprostitution gesucht hatte. Aber man hatte ihm nie etwas nachweisen können, kein Bordell lief unter seinem Namen und er war nie im Rotlichtviertel selbst angetroffen worden. Klar, warum auch? Er zog die Strippen im Hintergrund. Legte die Routen fest, ließ Jobanzeigen schreiben oder schrieb sie selbst, ließ die Frauen vor Ort in der Ukraine von den dortigen Unterwelt-Menschen rekrutieren, organisierte ihnen falsche Pässe in Deutschland und vermittelte sie in der Nähe von Berlin an irgendwelche Zuhälter. 

Sonne und Mond (Kontra K)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt