Am nächsten Morgen betrat ich die Kanzlei mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Naaaa", zog Dana das Wort mit einem anzüglichen Gesichtsausdruck in die Länge.
„Naaa", äffte ich ihr nach und wollte gerade in der Küche nach meiner Kaffeetasse im Regal greifen, als sie sich demonstrativ davor stellte.
„Jetzt erzähl schon", forderte sie mich neugierig auf.
„Dana, ich hatte heute noch keinen Kaffee", jammerte ich.
„Gut, ich mach dir einen Kaffee und währenddessen erzählst du mir alles."
Ich seufzte. Gegen Danas Hartnäckigkeit hatte niemand eine Chance und das wusste sie. Also ließ ich mich am Tisch nieder, wartete darauf, dass Dana mir endlich mein Lebenselixier reichte und erzählte ihr in allen Details vom gestrigen Abend. Als ich bei der Schnecke angekommen war, lachte sie laut los.
„Das hätte ich wirklich zu gern gesehen. Vor allem dein Gesicht dabei."
„Max fand es auch urkomisch und hat sich in einer Tour über mich lustig gemacht", sagte ich leicht beleidigt, aber mit einem Schmunzeln.
„Und es gab echt keinen Kuss?", fragte Dana, als ich meine Kaffeetasse zur Hälfte ausgetrunken und meine Erzählungen beendet hatte.
„Nope", erwiderte ich, „es gab den Moment einfach nicht." Doch, er war kurz da. „Oder er wollte es einfach nicht, es war ja bloß ein Treffen und wir kennen uns noch gar nicht so gut."
„Vielleicht war er ein wenig unsicher...", überlegte Dana laut, „oder er hatte Angst du bist beim Küssen ähnlich ungeschickt wie beim Schnecken-Essen".
Sie kicherte. Ich warf eine Serviette nach ihr. „Unverschämtheit", sagte ich lachend.
In dem Moment schwang die Küchentür auf.
„Guten Morgen meine Damen, haben Sie so gute Laune, weil Sie heute Morgen schon so gut mit Ihrer Arbeit vorangekommen sind?", fragte unser Chef süffisant, aber lächelnd. Harald war Anfang sechzig, von großer Statur und trug sein grau meliertes Haar wie immer streng zurückgekämmt. Seine blauen Augen, aus denen insbesondere im Gerichtssaal ein stechender Blick kam, sahen uns gewitzt an.
„Nicht mal in der Küche vom Büro kann man in Ruhe seine Privatgespräche führen", sagte Dana gespielt jammernd.
Wir lachten alle drei. Da vibrierte mein Handy auf dem Tisch und zeigte eine neue Nachricht an. Von Max.
„Das war mein Stichwort, ich mach mich mal auf den Weg ins Büro", sagte ich und stand hastig auf. Dabei spürte ich, wie sich dieses dümmliche Lächeln, das ich schon heute Morgen bei Betreten der Kanzlei im Gesicht hatte, wieder auf meine Lippen schlich.
„Uh, das scheint aber eine Nachricht eines besonders bedeutenden Mandanten gewesen zu sein", sagte Dana und wackelte mit den Augenbrauen.
Hinter dem Rücken von Harald deutete ich ihr den Mittelfinger an und verschwand dann in meinem Büro.
Na, hast du dein Schneckentrauma überwunden oder gehst du nie mehr mit mir essen?
Ich schmunzelte und antwortete:
Ich würde nur nochmal mit dir essen gehen, wenn ich das Menü bestimmen darf. Wie wärs mit Ochsenschwanzsuppe vorab, gefolgt von Rinderzunge?
Als Antwort erhielt ich drei Lachsmilies und:
Okay, wir gehen Pommes Spezial essen in ner Dönerbude.
Du Banause.
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Sonne und Mond (Kontra K)
FanfictionMaja, eine junge, talentierte Anwältin trifft in Berlin auf Max, einen tätowierten Rapper. Ihre Welten und Ansichten sind so verschieden wie Sonne und Mond und doch bringen sie sich zum Strahlen; die Anziehung zwischen den beiden ist greifbar. Doch...