Viele verschwitzte Minuten später hatte ich die Scheiben von meiner Langhantel wieder abgeräumt und näherte mich zögernd dem Mann mit dem Wolf auf dem Kopf, der schnaufend auf der Bank gegenüber lag und die Hantel über seiner Brust nach oben drückte. Ich wollte als nächstes ebenfalls Bankdrücken ausführen, aber leider waren alle vier Bänke belegt und er besetzte eine davon. Also beschloss ich ihn zu fragen, ob er noch lange brauchte.
Ich beobachte wie er die Stange über seiner Brust sinken ließ, um sie dann wieder explosiv nach oben zu drücken. Dabei nahm ich wahr, dass auch seine Hände und sein Hals tätowiert waren und kaum noch Haut zum Vorschein kommen ließen.
Kurz davon abgelenkt bemerkte ich erst nicht, dass er die Hantel nicht -wie es technisch sauber wäre- bis kurz vor seiner Brust sinken ließ, sondern bereits früher anfing, sie wieder hochzudrücken. Klassischer Fall von zu viel Gewicht. Lass dein Ego halt zu Hause und trainiere halt erstmal mit Pussy-Gewicht, bis die Technik stimmt hörte ich die Stimme meines Bruders im Kopf und ich lächelte unwillkürlich.
„Kann man dir helfen?" holte mich die Stimme des Blonden in das Studio zurück.
Verwirrt blinzelte ich kurz und sah, dass er sich knapp vor mir auf der Bank aufgesetzt hatte und mich süffisant ansah. Seine dunkelgrünen Augen funkelten verschmitzt und über seinem frechen Lächeln erblickte ich ein Grübchen.
Meine Zunge fühlte sich schwer an, vergaß für einen Moment was sie sagen wollte, denn ich hatte mit so einem attraktiven Gesicht nicht gerechnet.
„Wie lange brauchst du für dein Trizeps-Drücken da noch? Ich würde gerne richtiges Bankdrücken machen..", spielte ich auf seine unsaubere Technik an und verzog den Mund zu einem leichten Grinsen.
Er legte den Kopf schief.
„Wenn ich mir schon freche Kommentare anhören muss, will ich zumindest wissen von wem."
„Maja, freut mich", sagte ich grinsend.
„Okay Maja, wer eine große Klappe hat, muss auch zeigen, was dahinter ist."
Er erhob sich, zog sein Handtuch von der Bank und bedeutete mir, mich auf die Bank zu begeben. Dabei sah er mich herausfordernd an. Ich erwiderte den Blick, schmunzelte leicht, legte mich unter die Langhantel und begann, die Stange zu drücken.
Sein überraschter, aber anerkennender Blick entging mir nicht. Ich trainierte schon lange, hatte einen Bruder, der früher Bodybuilding Wettkämpfe bestritt und mich in die Tiefen des Krafttrainings eingewiesen hatte. Zwar war ich lang nicht mehr so diszipliniert im Training und der Ernährung, aber meine Kraftwerte waren immer noch solide und meinem Körper sah man bei genauerem Hinsehen an, dass er es mal gewöhnt war, schwereres Eisen zu schwingen.
„Okay, Punkt für dich", sagte der Blonde und sein Blick war ehrlich, „aber du musst wiederkommen. Beim nächsten Mal zeig ich dir was, zum Beispiel wie man boxt. Irgendwie finde ich, ich hab da eine Art Revanche verdient."
„Geht klar", erwiderte ich lächelnd und sah ihm nach, wie er in Richtung Umkleide schlenderte.
Kurz vor der Tür drehte er sich um, sah, dass mein Blick auf ihm lag und ich glaubte zu erkennen, dass er mir zuzwinkerte.
Ich hatte ganz vergessen, ihn nach seinem Namen zu fragen.
DU LIEST GERADE
Sonne und Mond (Kontra K)
FanfictionMaja, eine junge, talentierte Anwältin trifft in Berlin auf Max, einen tätowierten Rapper. Ihre Welten und Ansichten sind so verschieden wie Sonne und Mond und doch bringen sie sich zum Strahlen; die Anziehung zwischen den beiden ist greifbar. Doch...